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Den einzigen Kontakt, den Ernestine mit der Kommandozentrale über eine gesicherte Verbindung noch wagte vor der Konfrontation mit Tanja Duwall, alias Sostra Tierens, und da auch nur ganz kurz, diente lediglich dazu, sie auch ja nicht zu verpassen, wenn die Begegnung wie rein zufällig aussehen sollte.

Vor dem Eingang zum größten Einkaufszentrum der Stadt, wo ständig, rund um die Uhr, tausende von Kunden verkehrten. Und ausgerechnet, als Tanja Duwall aus dem großen Haupteingang trat, lief ihr jemand über den Weg, den sie absolut nicht zu kennen glaubte, umgekehrt diese sie aber anscheinend schon:

„Ach was? Ist das nicht Sostra? Mensch, wie lange ist es her, dass wir... Moment mal, wie war das denn noch damals?“

Misstrauisch beäugte Tanja Duwall die Fremde. Woher kannte diese ihren eigentlichen Namen? Hatte sie nicht alles getan, um unerkannt unterzutauchen? Niemand sollte je den Verdacht haben, dass sie telepathische Fähigkeiten besaß. Ach, wie sehr sie es hasste, fremder Leute Gedanken ertragen zu müssen. Und nur, wenn sie den direkten Kontakt möglichst vermied, konnte sie das unterdrücken.

In dieser Situation, in die sie unversehens geraten war, gelang ihr das natürlich nicht – und das war von ihr auch ausnahmsweise gar nicht erwünscht, denn sie wollte ja wissen, wer die Fremde überhaupt war und was sie von ihr wollte.

Sie spürte die Wiedersehensfreude, die von der Fremden empfunden wurde, und diese Fremde schien vergeblich darüber zu grübeln, woher sie Tanja Duwall als Sostra kannte. Der Nachname Tierens wollte ihr tatsächlich nicht einfallen.

Es irritierte die Telepathin zutiefst. Da war nichts zu finden im Denken der Fremden, was nicht unmittelbar mit dieser Begegnung hier zu tun hatte. Die Fremde hatte offensichtlich keinerlei böse Absichten.

„Sie scheinen mich zu verwechseln“, versuchte Tanja Duwall sich herauszureden. „Wie haben Sie mich noch genannt?“

„Sostra!“ Die Fremde schnippte mit den Fingern, als würde ihr das helfen, sich zu erinnern, doch sie kam einfach nicht darauf. „Hilf mir auf die Sprünge. Ich weiß deinen Nachnamen nicht mehr. Verdammt, dabei habe ich normalerweise ein ziemlich gutes Personengedächtnis.“

Tanja Duwall wies in die Runde.

„Also, wenn ich das richtig sehe, bin ich nicht die einzige Superblondine im Umkreis von zehn Metern. Vielleicht könnten Sie es ja mal bei einer anderen versuchen?“

Die Fremde lachte wie über einen Witz.

„Das ist die Sostra, wie ich sie kenne, tatsächlich: Immer zu Scherzen aufgelegt. Dabei bin ich vollkommen sicher, dass du es bist und keine andere. Weißt du, ich habe die besondere Fähigkeit, Menschen wieder zu erkennen. Leider weiß ich zwar trotzdem deinen Nachnamen nicht mehr und auch nicht, woher wir uns eigentlich kennen, aber...“

Tanja Duwall unterbrach den Redeschwall mit einem brüsken:

„Verzeihung, nicht böse gemeint, aber...“ Sie schob herausfordernd den Unterkiefer vor. „Ich habe wirklich keine Zeit für so etwas! Wenn Sie auf Superblondinen stehen, gut, Ihr Ding, aber ich stehe leider nicht auf Schwarzhaarige, weil ich eigentlich überhaupt nicht auf Frauen stehe. Ich will einfach nur meine Ruhe haben. So verstanden?“

Die Fremde riss erschrocken die Augen auf.

„Aber nein, nicht doch, bei allem, was mir heilig ist: Ich bin doch nicht darauf aus, dich anzumachen. Ich habe dich einfach nur wiedererkannt. Aber wenn du nicht willst, Sostra, dass man dich wiedererkennt... Oh, kein Ding: Dann entschuldige bitte. Ich wollte dir keineswegs zu nahe treten.“

Sagte es, drehte sich um und ging beleidigt ihres Weges.

Tanja Duwall sah ihr irritiert hinterher, und dann kam sie zu dem Schluss, dass es ein Fehler sein könnte, die Fremde einfach davongehen zu lassen. Sie hatte dermaßen viel investiert, um unerkannt hier in der Hauptstadt unter einem fremden Namen leben zu können, der in keinem der üblichen Suchregister zu finden war, und jetzt war genau diese Fremde eine mögliche Gefahr, entdeckt zu werden.

„Halt, warten Sie!“, rief sie hinterher.

Das Grinsen im Gesicht der Fremden, die tatsächlich stehenblieb, konnte sie nicht sehen, weil sie ihr den Rücken zuwandte. Und auch in ihren Gedanken konnte sie nicht lesen, dass Ernestine Freihaus wusste, dass sie sich jetzt erfolgreich in das Leben von Tanja Duwall eingeschlichen hatte.

Was es bringen würde betreffend Kommandant Takeling in der anderen Welt, musste sich allerdings erst noch herausstellen.

Kreuzweg vieler Welten : Science Fiction Sammelband: 1000 Seiten Roman Paket

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