Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 45
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ОглавлениеWir erreichten das Haus von Dr. Thomas Englisch. Es war ein zweigeschossiger Bau in bester Lage. In der Einfahrt standen ein Porsche und ein Landrover. Dr. Englisch hatte offenbar in der aktiven Zeit seiner ärztliche Tätigkeit gut verdient und konnte sich auf einen Ruhestand in finanzieller Unabhängigkeit freuen.
Ich parkte den Dienst-Porsche am Straßenrand. Wir stiegen aus und gingen zur Tür. Ich klingelte.
Die Klinikleitung hatte uns bereits angekündigt. So war Dr. Englisch nicht weiter überrascht, als er uns gegenüberstand.
Wir zeigten ihm unsere Ausweise und stellten uns kurz vor.
„Kommen Sie herein”, sagte er.
Wir folgten Dr. Englisch ins Wohnzimmer und setzten uns, nachdem er uns einen Platz angeboten hatte.
„Es geht um die Behandlung einer gewissen Frau Buljan”, begann ich.
Dr. Englisch hob die Hand und sein Gesicht verzog sich dabei auf eine fast schmerzerfüllt wirkende Weise. „Die Sache ist lange her und trotzdem erinnere ich mich noch gut an den Fall.”
„Was war so besonders daran?”
„Frau Buljan hätte durch eine sehr aufwändige und teure Behandlung therapiert werden können. Ich will Ihnen die Einzelheiten ersparen. Diese Therapie hätte ihr angesichts des damaligen medizinischen Standards maximal ein weiteres Lebensjahr gebracht. Vielleicht auch nur ein paar Monate.”
„Die Behandlung war schon geplant, nicht wahr?”
„Ja. Und die Finanzierung schien gesichert, obwohl die Kasse nicht zahlen wollte.”
„Durch einen gewissen Herr Niko Darkovic.”
„Wir können uns in unserem Job nicht auch noch darum kümmern, woher das Geld kommt, das für so eine Behandlung notwendig ist. Ich glaube Frau Buljans Sohn musste für längere Zeit ins Gefängnis und konnte sich um die Dinge nicht kümmern.”
„Das hat Herr Darkovic getan.”
Dr. Englisch nickte. „Ja, ich hatte mehrere längere Gespräche mit Herrn Darkovic.”
„Erzählen Sie!”
„Wie gesagt, man konnte darüber streiten, ob die Behandlung überhaupt verhältnismäßig gewesen wäre. Aber eigentlich stand fest, dass wir sie machen. Kurz bevor es losgehen sollte, kam dann die Nachricht, dass Herr Darkovic die Finanzierung zurückzieht.”
„Hat er eine Begründung dafür gegeben?”
„Ja. Er hat mir gesagt, ein Investment in Todgeweihte sei nichts als eine Dummheit.”
„Hatten Sie je Kontakt zu Frau Buljans Sohn?”, fragte ich.
Dr. Englisch nickte. „Milan Buljan lautet der Name, nicht wahr?”
„Ja, das ist korrekt. Wann sind Sie mit ihm zusammengetroffen?”
„Das war Jahre später. Er muss wohl aus der Haft entlassen worden sein. Ein ziemlich aufgebrachter Typ stand plötzlich in meinem Büro. Das war mitten in einem schwierigen Patientengespräch. Der Sicherheitsdienst musste kommen, um ihn zu beruhigen. Ich habe mich dann mit Milan Buljan hingesetzt und ausführlich über den Fall unterhalten. Anscheinend war er nicht informiert worden.”
„Aber vom Tod seiner Mutter muss er doch erfahren haben!”
„Er war sogar in Polizeibegleitung auf der Beerdigung, wie er mir erzählte. Aber er wusste nichts von den genauen Umständen ihres Todes, die ich Ihnen ja gerade geschildert habe. Darüber musste ich ihn dann aufklären - und ehrlich gesagt war das eine der schwierigsten, unangenehmsten Gespräche, die ich zu führen gehabt habe.”
„Wie hat Milan Buljan reagiert?”
„Er war außer sich vor Wut.”
„Wut? Auf wen?”
„Auf Niko Darkovic. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass seine Mutter maximal einige Monate, vielleicht ein Jahr hätte gewinnen können, aber das wollte er nicht hören. Er hat es mir versprochen! Er hat es mir versprochen! Das hat er immer wieder gesagt. Wie von Sinnen.”
„So haben Sie ihn dann gehen lassen?”
„Nein. Er hatte sich am Ende einigermaßen beruhigt. Ich verstehe ihn sogar bis zu einem gewissen Grad. Ein zusätzliches Jahr ist ein zusätzliches Jahr Hoffnung!, hat er mir gesagt. Und das hätte man seiner Mutter gestohlen.” Dr. Englisch atmete tief ein. „Inzwischen, beim heutigen Stand der Therapie wären sogar drei bis fünf Jahre drin gewesen.”