Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 65
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ОглавлениеAnton Kwatlowski sah ungeduldig auf die Uhr.
Das Eis machte ihm sorgen.
Wenn Balthoff zu spät kam, wäre es geschmolzen.
Aber das Eis spielte in dem Mordplan, den er sich zurechtgelegt hatte, eine entscheidende Rolle.
Es gibt keinen anderen Weg!, sagte er zu sich selbst.
Du hast es oft genug hin und her überlegt.
Du oder er, das ist die Alternative.
Nein, die Sache musste beendet werden.
Ein für allemal.
Kwatlowski zog sich seine dünnen Lederhandschuhe an.
Ein Motorengeräusch brauste auf.
Das war Balthoff.
Er parkte seinen roten Ford und stieg aus.
Balthoff strich sich das etwas zu lange, fettig wirkende Haar zurück. Der Fotoapparat baumelte ihm am Hals. Er ging auf Kwatlowski zu und kam gleich zur Sache.
"Wo ist das Geld?", fragte Balthoff.
Kwatlowski ging ein paar Schritte auf ihn zu.
"Hören Sie, Balthoff...", begann er.
Er hatte Balthoff fast erreicht, da erstarrte der Tierarzt mitten in der Bewegung.
Er blickte abwärts in Höhe seines Bauches und bemerkte den blanken Lauf eines Kleinkaliber-Revolvers in Balthoffs rechter Hand. Der Reporter hatte die Waffe blitzschnell unter seiner Jacke hervorgezogen.
Offenbar war er misstrauisch geworden.
"Bleiben Sie, wo Sie sind", sagte der Reporter.
"Balthoff, was soll das? Wir wollten uns doch einigen!"
"Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, Herr Dr. Kwatlowski!", erklärte er mit hochrotem Kopf, wobei er das 'Herr Dr. Kwatlowski' eigenartig betonte. "Ich weiß, dass Sie mit allen Wassern gewaschen sind und Ihnen kein Trick zu schmutzig wäre..."
Kwatlowski lächelte schwach. "Balthoff..."
"Keine Tricks! Ich will das Geld."
"Es ist im Wagen!"
"Dann holen wir es jetzt..." Balthoff bedeutete Kwatlowski mit einem Handzeichen, sich umzudrehen. Mit Balthoffs Waffe im Rücken ging er dann vor dem Reporter her und fragte sich, was er tun konnte. Kwatlowski hatte kein Geld für Balthoff und außerdem drohte sein ganzer Plan den Bach hinunter zu gehen. Kwatlowski öffnete den Kofferraum seines Wagens. Balthoff stand hinter ihm und sah auf die Eisstangen.
"Was soll das?", murmelte er.
Jetzt oder nie!, dachte Kwatlowski.
Diesen Moment der Überraschung nutzte er und wirbelte herum.
Der Handkantenschlag traf Balthoffs Kehle und ließ ihn augenblicklich in sich zusammensacken. Die Waffe hielt Balthoff fest umklammert, aber er kam nicht mehr dazu, sie abzudrücken. Kwatlowski sah zufrieden auf den Reporter herab.
Er war tot.
Ein zynisches Lächeln umspielte Kwatlowskis Lippen. Einer wie er, der sich seit Jahren mit Karate fit hielt, brauchte keine Waffe.
Zumindest nicht, wenn er nahe genug an seinen Gegner herankam.
Jetzt durfte er keine Zeit verlieren.
Er durchsuchte den Wagen, fand eine Tasche, in der sich Fotomaterial und andere Unterlagen befanden.
Kwatlowski sah es kurz durch.
Balthoff muss mich geradezu beschattet haben!, durchfuhr es ihn dabei.
In Zukunft musste er vorsichtiger sein, um etwas Ähnliches zu verhindern.
Kwatlowski nahm das Material an sich, verstaute es im Handschuhfach seines SLK.
Und wenn der Hund noch mehr gesammelt und irgendwo anders deponiert hat?, überlegte er. Er musste davon ausgehen. Aber er würde deswegen nichts unternehmen. Mochte das Zeug irgendwo in Frieden auf einer Festplatte schlummern. Wenn Kwatlowski anfing, danach zu suchen, würde er sich nur in Verdacht bringen. Das Laptop des Reporters nahm er auch an sich. Ein befreundeter Hacker, den Kwatlowski ab und zu um Rat fragte, hatte ohnehin schon Balthoffs Cloud-Speicher, Mail-Fächer und was es da sonst noch an interessanten Dingen gab gehackt. Aber der Reporter war vorsichtig gewesen. Dort hatte er das brisante Material gar nicht hochgeladen. Vermutlich hatte er gedacht, offline gespeichert ist am sichersten. Darauf setzte Kwatlowski.
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Strafverteidiger!, dachte Kwatlowski.
Es gab jetzt kein Zurück mehr.
Und das Risiko, dass das doch etwas von dem belastenden Datenmaterial an die Oberfläche gespült wurde, war vertretbar.
Wenig später packte Kwatlowski Balthoffs Leiche und trug sie zu dessen Wagen.
Dann setzte er den Toten ans Steuer. Nun schob er den Ford an den Rand des Parkplatzes. Dort ging ein Hang recht steil hinab.
Kwatlowski schob den Wagen so weit es ging dorthin und zog die Bremse. Anschließend holte Kwatlowski aus seinem Wagen die erste Eisstange.
Er legte sie so unter die Vorderräder von Balthoffs Sportwagen, dass das Eis wie ein Bremsklotz wirkte. Die beiden anderen Stangen platzierte er ähnlich.
Dann löste er sehr vorsichtig die Handbremse und lächelte. Das Eis würde schmelzen und der Wagen in die Tiefe rasen.
Bis zu dem Beton-Fundament am Fuß der ehemaligen Kiesgrube ging es senkrecht in die Tiefe. Knallhart würde das Fahrzeug aufprallen. Der Wagen würde vielleicht explodieren und wenn nicht, dann würde man die Verletzung an Balthoffs Kehle als Unfallfolge deuten. Schließlich konnte die Kehle auch durch das Lenkrad eingedrückt worden sein.
Wahrscheinlich konnte man in der Umgebung den Aufprall weithin hören.
Gut so, dachte Kwatlowski.
Denn wenn es so weit war, würde er sich viele Kilometer entfernt befinden und dafür sorgen, dass sich genügend Zeugen an ihn erinnerten...
Kwatlowski stieg in den Wagen und brauste davon.