Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 61
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ОглавлениеBalthoff führte Kubinke und Meier in seine Wohnung.
Die Wohnung war klein und etwas übermöbliert. Deshalb wirkte sie sehr eng und vollgestellt. Dem Stil nach wirkten die Möbelstücke so, als würde es sich um Erbstücke handeln, die er irgendwie versucht hatte, in seine Wohnung zu integrieren. Klobige, viel zu ausladende Kommoden, dicke Polstersessel, eine Schrankwand, der man den Charme der Sechziger Jahre ansah.
"Ich habe nicht viel Zeit", sagte Balthoff,
"Was haben Sie denn noch so dringendes vor?", fragte Kubinke "Ohne, dass ich jetzt indiskret sein will.."
"Sie SIND indiskret", sagte Balthoff.
"War nur eine Frage."
"Nur eine Frage, soso…"
"Ich wusste ja nicht, dass ich gleich irgendeinen Nerv berühre."
"Ganz so schlimm ist es auch nicht, Herr… wie war nochmal Ihr Name?"
"Kubinke. Kommissar Harry Kubinke"
Er scheint irgendwie etwas abwesend zu sein, dachte Kubinke. Mit den Gedanken woanders. Das traf es wohl auf den Kopf. Kubinke hätte zu gerne gewusst, was genau Tom Balthoff im Moment gedanklich so sehr beschäftigte.
Aber, um das herauszubekommen, musste er wohl etwas sensibler vorgehen, als bisher.
Auf die direkte Art schien man bei Tom Balthoff nicht ans Ziel zu kommen. Jedenfalls nicht so ohne Weiteres.
Kommissar Rudi Meier ergriff nun das Wort. Und zwar noch ehe Kubinke, der jetzt eigentlich lieber nicht mit der Tür uns Haus gefallen wäre, es hätte verhindern können.
"Um mit der Tür ins Haus zu fallen: Wir ermitteln gegen eine kriminelle Gruppe, die in den illegalen Handel mit Tiermedikamenten verwickelt ist. Von zentraler Bedeutung ist ein Veterinär. Ich wette, ich brauche seinen Namen gar nicht zu nennen…"
"Ich habe ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen oder was Sie von mir wollen", sagte Balthoff.
"Wirklich? Wir denken schon."
"Dann klären Sie mich mal bitte auf."
"Sie recherchieren offenbar in demselben kriminellen Umfeld, das wir auch gerade aufzuklären versuchen", stellte Rudi Meier fest.
Balthoff zeigte sich vollkommen unbeeindruckt.
Zumindest äußerlich.
Er zeigte nicht die geringste Regung.
Sein Gesicht wirkte wie erstarrt.
Kubinke musste unwillkürlich an die Folgen von unsachgemäßem Botox-Gebrauch denken, als er Tom Balthoffs starre Züge sah.
Er versteckt sich, dachte Kubinke. Und Rudis ungestüme Eröffnung hat gleich erst einmal dafür gesorgt, dass unser Mann regelrecht in Deckung gegangen ist - was ihm niemand verübeln kann. Zumindest dann nicht, wenn man die Angelegenheit mal aus seiner Perspektive betrachtet.
Kubinke fragte sich, wie er und sein Kollege in dieser Sache noch weiterkommen konnten.
Jetzt.
Nach alledem, was befragungstechnisch schiefgelaufen war.
"Sie wissen genau, dass ich Ihnen über meine Recherchen nichts sagen darf", sagte Balthoff. "So etwas nennt man Quellenschutz. Ich hoffe wirklich, dass Sie auch schon davon gehört haben."
"Haben wir", sagte Kubinke und ergriff damit wieder das Wort und die Initiative.
"Na, ich will Ihnen das persönlich mal glauben, aber ehrlich gesagt hatte ich in der Vergangenheit eher nicht den Eindruck, dass man bei der Polizei Wert auf profunde juristische Kenntnisse legt."
"Es tut mir leid, dass Sie diesen Eindruck gewonnen haben", sagte Kubinke. Er versuchte dabei so viel Verständnis und Empathie in den Klang seiner Stimme hineinzulegen, wie es ihm möglich war. Kubinke fuhr dann fort: "Sie müssen schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben."
"Wie man’s nimmt" sagte Balthoff.
"Also aus unseren Akten ist kein Grund für dieses Misstrauen erkennbar", meinte Kubinke.
"Sie meinen, ich bin noch nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten."
"Ja", sagte Kubinke.
Und Rudi Meier ergänzte: "Zumindest nicht auf eine Art und Weise, die in irgendeiner Form noch aktenkundig wäre."
Balthoff nickte leicht. "Sie haben recht, es hat da mal ein paar Erlebnisse gegeben… Ich war früher mal in der Hausbesetzer-Szene aktiv, verstehen Sie?"
"Ich denke schon."
"Alles, was da vorgefallen ist, ist allerdings nicht mehr relevant."
"Sie meinen, es ist aus Ihrem Führungszeugnis gestrichen", sagte Kubinke.
"Genau." Er zuckte mit den Schultern. "Ich war jung und wild und hasste die Bullen."
"Verstehe."
"Wirklich? Ich glaube kaum."
"Und jetzt?"
"Na sehen Sie ja, ich bin in der kapitalistischen Tretmühle drin."
"Und Sie verkaufe sich an den Schweinejournalismus", meinte Kubinke. "Oder sagt man das so in Ihren Kreisen?"
"Heiligen Kreisen."
"Da höre ich eine starke Distanzierung heraus."
"Hören Sie, was Sie wollen, Herr Kommissar."
"Herr Kubinke reicht völlig. Wir sind ja nicht in der DDR - und Volkskommissare gibt’s ja zum Glück auch schon lange nicht mehr."
"Kommt sicher alles mal wieder", meinte Balthoff.
"Nun denn, schön zu hören, dass Sie Ihren Frieden mit dem Schweinesystem gemacht haben. Und ich nehme an, für diese Altbauwohnung zahlen Sie auch Miete."
"Sicher."
"Wie schon gesagt, wir dachten, dass Sie uns bei unseren Ermittlungen helfen könnten."
"Sie können sich denken, dass ich das ablehnen muss."
"Unsere Kollegen hatten zuerst den Eindruck, dass Sie in der Sache irgendwie mit drin hängen."
"Und das denken Sie insgeheim immer noch?"
"Nun, nur dass Sie Journalist sind, heißt ja noch nicht, dass Sie nichts damit zu tun haben. Das war eben nur der Schluss der Kollegen - aber der könnte ja falsch sein", sagte Kubinke. "Aber Sie könnten diese Zweifel ja vielleicht ausräumen."
"Ich dachte, es gilt immer noch die Unschuldsvermutung, Herr Kubinke,."
"Tut sie auch."
"Dann wüsste ich nicht, was wir noch zu besprechen hätten."
"Mir würde da so einiges einfallen."
"Dann wäre das allerdings ein ziemlich einseitiger Dialog, Herr Kubinke."
"Schade."
"Und wenn Sie jetzt keinen Haftbefehl, einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss oder irgendetwas anderes haben, dem ich mich beugen müsste, würde ich vorschlagen, dass Sie mich jetzt nicht länger aufhalten."