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Die Fahndung nach dem Van, aus dem heraus der Anschlag auf das Pirates Inn verübt worden war, lief auf Hochtouren. Wir setzten unseren Helikopter ein und bekamen außerdem umfangreiche personelle Unterstützung durch die Kollegen der City Police.

Anderthalb Stunden dauerte es nur, bis der Van gefunden wurde.

Er war in der Nähe einer U-Bahn-Station abgestellt und mit einer Lkw-Plane bedeckt worden, um vor allem eine Fahndung aus der Luft zu erschweren. Glück für uns, dass ziemlich windiges Wetter herrschte und die Plane daher teilweise zur Seite geweht worden war.

Aller Wahrscheinlichkeit nach waren der oder die Täter über die Subway entkommen.

Zwei Tage später saßen Milo und ich mit einigen weiteren G-men im Büro von Jonathan D. McKee, dem Chef des FBI Field Office New York.

Inzwischen gab es einiges an neuen Erkenntnissen, die sich vor allem aus den Untersuchungen unserer Labors und der Scientific Research Division ergaben. Unser Innendienstler Special Agent Max Carter fasste diese Erkenntnisse zusammen. Die sterblichen Überreste von Brian Imperioli waren inzwischen anhand von genetischen Vergleichstests mit seinen Söhnen Alex und Leon sowie durch einen Vergleich des Zahnprofils eindeutig identifiziert. Ansonsten hatten sich noch insgesamt drei Mann in der Limousine befunden. Bei zweien wusste man inzwischen, um wen es sich handelte. Tim Dalbelli war ein alter Gefolgsmann Imperiolis gewesen. Der Name des anderen Mannes lautete Nguyen Van Thö, über den bisher nur bekannt war, dass es sich um einen in New York geborenen Sohn vietnamesischer Einwanderer gehandelt hatte. Die Identität des dritten Mannes war noch unbekannt. Dafür sagten die Ballistiker, dass aus den Waffen, die wir bei allen drei Männern gefunden hatten, auf Alan Reilly geschossen worden war.

»Es waren allerdings auch die Insassen des Vans an dieser Hinrichtung beteiligt«, erläuterte Dave Oaktree, unser ebenfalls anwesender Chefballistiker. »Jedenfalls wurden in den Körpern der Opfer noch weitere Projektile sichergestellt, die wir den Waffen bei den Leichen im Van zuordnen konnten.«

Max Carter ergriff wieder das Wort. »Die Verletzungen, die Alan Reilly vor seinem Tod zugefügt wurden, passen nach dem vorläufigen Bericht des Coroners zu den Gebissen der beiden Dobermänner, die sich mit Imperioli im Wagen befanden.«

Mr. McKee steckte die Hände in die Taschen. Er zog die Augenbrauen hoch und machte ein ernstes Gesicht. Seit vor langer Zeit seine gesamte Familie einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, hatte er sich voll und ganz dem Kampf für das Recht verschrieben.

»Mr. Imperioli steht jetzt vor einem höheren Richter – und der wird unsere kriminaltechnische Unterstützung nicht brauchen«, stellte er fest. »Aber der Tod dieses Mannes, den man nicht umsonst den Großen Alten genannt hat, wird nicht ohne Folgen bleiben.«

»Sie spielen auf das Syndikat an, das sich in der Bronx breit machen und die alteingesessenen Bosse vertreiben will«, meinte Max.

Mr. McKee nickte. »Wir müssen wissen, was an diesen Gerüchten dran ist. Ich persönlich glaube zwar auch nicht, dass ein einfacher Gang-Leader so dumm ist, sich mit dem Imperioli-Syndikat anzulegen, ohne dafür Rückendeckung zu haben, aber bis jetzt wissen wir einfach nichts Konkretes darüber !« Er wandte sich an Special Agent in Charge Clive Caravaggio. Der flachsblonde Italoamerikaner war sein Stellvertreter im Field Office. »Versuchen Sie alles an V-Leuten zu aktivieren, was uns jemals in Little Italy eine Auskunft gegeben hat!«

»Habe ich schon versucht, Sir, aber das gestaltet sich bislang sehr zäh!«

»Was meinen Sie damit, Clive?«

»Da scheinen momentan alle auf Tauchstation zu gehen. Die warten erst einmal ab, wer die Geschäfte des Großen Alten übernimmt.«

»Imperiolis Söhne Alex und Leon wirkten reichlich kühl, als wir sie um eine genetische Vergleichsprobe zur Identifizierung ihres Vaters baten«, mischte sich unser indianischer Kollege Blacky Blackfeather ein. »Der Große Alte hat sie auf unbedeutende Capo-Posten innerhalb der Imperioli-Organisation gesetzt, weil er sie für unfähig hielt. Das kommt einer Verstoßung gleich. Zweiter Mann in der Organisation war bislang Victor DiAndrea, der Lieblingsneffe des Alten.«

»Ich würde bei keinem der drei ausschließen, dass sie letztlich hinter dem Mord an Brian Imperioli stecken«, äußerte Caravaggio. Er wandte sich in meine Richtung. »Davon unabhängig könnten sie den oder die Killer geschickt haben, die das Pirates Inn angegriffen haben. Schließlich können es sich die Imperiolis von niemandem bieten lassen, dass ihr Familienoberhaupt ermordet wird.«

»Du meinst, die Familie macht die Bronx Pirates für den Tod des Großen Alten verantwortlich«, schloss ich.

Clive nickte entschieden. »Liegt doch auch auf der Hand, oder?«

Ich hatte da noch meine Zweifel. Es waren auch andere Konstellationen denkbar, nur gab es bislang keine Anhaltspunkte, die mich ermutigt hätten, weiter in diese Richtung zu denken. Mein Instinkt sagte mir, dass das alles viel zu glatt zusammenpasste.

Unser Computerspezialist Craig E. Smith hatte sich Alan Reillys Computer vorgenommen. »Er hatte Mailkontakt zu einem dieser dubiosen Server in Russland«, erläuterte er. »Solche Server werden häufig zur anonymen Kontaktaufnahme genutzt.«

»Vielleicht hat er über diesen Server einen Profikiller engagiert, um Imperioli aus dem Weg zu räumen«, vermutete Mr. McKee.

»Aber warum hat dieser angebliche Profi dann erst zugeschlagen, nachdem es offenbar zu einem Treffen zwischen den Bronx Pirates und Imperioli kam?«, gab ich zu bedenken. »Mir scheint, uns fehlt da noch ein Detail … Was ist mit dem Mailkontakt zu der psychiatrischen Klinik?«, fragte ich Agent Smith.

Er hob die Augenbrauen und blickte kurz auf seine Unterlagen. »Du meinst das John Doe Memorial Asylum in Newark?«

»Richtig.«

»Wir haben das telefonisch abgeklärt. Es gibt keinerlei Erklärung dafür. Reilly ist weder selbst in psychiatrischer Behandlung gewesen, noch hat er dort Verwandte oder Freunde besucht.«

Mr. McKee verschränkte die Arme. »Morgen ist Brian Imperiolis Beerdigung am St. Josephs Cemetery in der Bayard Street.« Er wandte sich an Milo und mich. »Mischen Sie beide sich unter die Trauergemeinde und hören Sie sich etwas um.«

»In Ordnung, Sir«, sagte ich.

»Im Gegensatz zu Clive und Blacky sind wir beide den Imperioli-Söhnen ja auch noch nicht übel aufgestoßen«, ergänzte Milo.

»Ein paar Kollegen werden sich in der Umgebung auf die Lauer legen und Fotos schießen«, fuhr unser Chef fort. »Es ist immer interessant zu sehen, wer da so auftaucht – und vor allem, wer nicht!«

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