Читать книгу 10 neue Alfred Bekker Strand Krimis Oktober 2021 - Alfred Bekker - Страница 21

Clive Caravaggio hatte sofort eine Großfahndung ausgelöst. Das Dumme war nur, dass der Urheber des Anschlags vermutlich aus einem sicheren Versteck heraus agiert hatte. Verstärkung der City Police sowie sämtliche gerade im Field Office zur Verfügung stehenden Agenten im Außendienst wurden in die Elizabeth Street beordert. Unsere Hubschrauber suchten die umliegenden Straßenzüge ab und gaben verdächtige Beobachtungen weiter. Die Kollegen der City Police und unsere Leute nahmen sich die umliegenden Gebäude vor. Aber es war nicht so ohne Weiteres zu bestimmen, von wo aus der Täter sein Modell ferngesteuert hatte. Aufgrund der großen, funkunfreundlichen Betonbauten, durch die der Big Apple gekennzeichnet wird, war es nicht anzunehmen, dass er mehr als einen halben Kilometer vom Tatort entfernt gewesen war. In erster Linie kamen natürlich Orte in Frage, von denen aus man einen guten Überblick über den Friedhof hatte.

Allerdings war auch das keineswegs sicher. Schließlich war es durchaus möglich, dass der oder die Täter eine Kamera in dem Modell installiert hatten, mit der sie ihr Ziel anvisieren konnten. Das würde sich erst herausstellen, wenn sich unsere Erkennungsdienstler die Bruchstücke des Doppel-Tuckers vorgenommen hatten.

Überall zwischen den Brownstone-Bauten in Little Italy schrillten Sirenen. Dutzende von Einsatzfahrzeugen des Emergency Service verstopften die Elizabeth Street. Die Kollegen der City Police leiteten den Verkehr weiträumig um, was wiederum andernorts zu Staus führte.

Die Bilanz dieses Tages war ausgesprochen blutig.

Zehn Todesopfer hatte der Doppel-Tucker-Anschlag bis zur Stunde gefordert. Dabei war noch nicht berücksichtigt, dass einige der Schwerverletzten in Lebensgefahr schwebten, sodass sich die Zahl der Opfer wahrscheinlich noch erhöhte.

Noch waren die meisten Opfer nicht identifiziert, aber zwei Namen standen sehr schnell fest.

Maria Imperioli und Victor DiAndrea.

Nachdem die Verletzten versorgt waren, schlug die Stunde der Erkennungsdienstler. Ein Team der Scientific Research Division rückte an. Darüber hinaus verfügte das FBI über eigene Spezialisten auf diesem Gebiet. Mr. McKee hatte eine Gruppe von Erkennungsdienstlern unter unserem Kollegen Agent Sam Folder in die Elizabeth Street beordert.

Clive Caravaggio und Blacky trafen ebenfalls am Tatort ein, außerdem die Agenten Jay Kronburg und Leslie Morell, die zu denen gehört hatten, die das Geschehen aus dem Hotel »Four Seasons« beobachtet hatten.

»Die Fahndung läuft«, meinte Clive Caravaggio. »Aber ich verspreche mir nicht viel davon.« Er wirkte ziemlich deprimiert. Es kam immer wieder zu den schlimmsten Verbrechen in den Straßenschluchten des Big Apple. Aber dass sich unter den Augen von fast einem Dutzend FBI-Beamten ein wahres Massaker ereignet hatte, war ein Schock für ihn.

Das galt für uns alle.

Er nahm sein Funkgerät ans Ohr.

Eine der Einsatzgruppen meldete sich. Wieder negativ. Eine Etage war abgesucht, ohne einen Hinweis auf den Killer zu finden, der es mit seinem Anschlag ganz offensichtlich auf die Imperioli-Familie abgesehen hatte.

»Die Söhne des Großen Alten waren nicht da«, stellte Milo fest. »Vielleicht wussten die schon vorher, was sich abspielen wird. Ich schlage vor, dass wir den Brüdern mal auf den Zahn fühlen.«

Clive nickte. »Das wollte ich auch gerade vorschlagen. Ich selbst werde hierbleiben müssen, um den Einsatz am Tatort zu koordinieren, aber sobald ich ein paar Leute abstellen kann, geht es los.«

»Wir sind natürlich dabei«, meldete sich Milo zu Wort und blickte zu mir hinüber. »Oder?«

»Sicher«, bestätigte ich. »Aber glaubst du ernsthaft, die würden ihre eigenen Leute umbringen?«

»Jedenfalls ist nach dem Tod von Maria Imperioli und Vic DiAndrea die Bahn frei für die beiden geschassten Mafiaerben«, stellte Jay Kronburg fest. »Wer sollte ihnen das Erbe des Großen Alten jetzt noch streitig machen?«

Ich zuckte die Achseln. »Hören wir uns mal an, was die beiden dazu sagen.«