Читать книгу 10 neue Alfred Bekker Strand Krimis Oktober 2021 - Alfred Bekker - Страница 18
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Оглавление»Was ist mit The Shark?«, fragte der große kahlköpfige Mann, der sich eine Stacheldraht-Tätowierung rund um den Schädel hatte machen lassen. Sie wirkte wie eine groteske Parodie auf die Dornenkrone, die Jesus hatte tragen müssen.
Unter den Mitgliedern der Bronx Pirates hieß er wegen dieses Tattoos nur »Wire« – »Draht«.
Nach dem Tod des Bronx Commanders war Wire an dessen Stelle getreten. An ihm führte kein Weg vorbei, auch wenn sich einige Bronx Pirates einen anderen Leader gewünscht hätten.
Aber im Moment musste die Gang zusammenhalten.
Was auf dem Firmengelände von Matthews & Partners geschehen war, hatte deutlich gemacht, dass der Imperioli-Clan jetzt ihr erbitterter Feind war. Wer daran noch gezweifelt haben mochte, war seit dem Angriff auf das Pirates Inn eines Besseren belehrt worden.
»Hey, was ist mit euch los? Seid ihr Fische, oder warum seid ihr so stumm?«, bellte Wire. Diesen Ton hatte er manchmal drauf, seit er sechs Monate in einem Boot-Camp verbracht hatte. Statt ein paar Jahre wegen Drogendelikten abzusitzen, hatte er die Chance bekommen, ein paar Monate militärischen Drill über sich ergehen zu lassen. Die Hoffnung der Justiz war dabei, dass die Betreffenden Disziplin lernten und fortan nicht mehr kriminell wurden. Bei Wire war diese Rechnung offenbar nicht aufgegangen.
Kevin LaCoste und Daniel Montago trugen die Gangnamen »Ghost« und »Skeleton«.
Sie standen jetzt vor der versammelten Gang, die sich in einem der trostlosen Hinterhöfe mit ihren Maschinen getroffen hatten. Etwa dreißig Mitglieder warteten nun auf eine Antwort der beiden Männer, die Mike »The Shark« Vanderill ins Pirates Inn begleitet hatten.
»The Shark liegt im Gefängnishospital von Rikers Island und wird von Verhörspezialisten des FBI in die Mangel genommen«, ergriff schließlich Daniel Montago das Wort. »Wenn die Schussverletzung kuriert ist, die ihm dieser FBI-Agent eingebrockt hat, dann wird er wohl auf der Insel bleiben. Für viele Jahre …«
»Wer ist so bescheuert, greift einen FBI-Agenten an und schafft es nicht einmal, ihn umzulegen!«, höhnte einer der anderen Anwesenden.
Wire – dessen wirklicher Name Robert Smith lautete – brachte den Sprecher mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er fixierte die beiden. »Das FBI hat euch also hops genommen, so viel habe ich inzwischen begriffen!«
»Glücklicherweise sind wir nicht gerade auf Bewährung wie einige andere von uns«, meinte Kevin LaCoste grinsend. »Mit der Klage wegen Verstoß gegen das Waffengesetz werden unsere Anwälte schon fertig werden.«
»Was habt ihr denen noch gesagt?«, hakte Wire nach. »Die haben euch so lange festgehalten, wie es ging. Das muss doch seinen Grund haben!«
»Sie wollten immer wieder wissen, was unsere Gang mit Imperioli zu tun hat«, erklärte Kevin LaCoste. »Aber wir haben geschwiegen …«
»Und das soll auch so bleiben«, meinte Wire. Er griff unter seine Lederjacke, holte eine großkalibrige 45er Automatic hervor und drückte ab.
Kevin LaCostes Gesicht erstarrte zur Totenmaske, während mitten auf seiner Stirn das Einschussloch sichtbar wurde. Blut rann daraus hervor. LaCoste fiel auf den Rücken.
Daniel Montago wich einen Schritt zurück.
Da er unbewaffnet war, konnte er sich nicht wehren.
Robert »Wire« Smith riss den 45er in Montagos Richtung und drückte ein zweites Mal ab.
Die Kugel erwischte Montago in der Brust, genau dort, wo sich das Brustbein befand.
Er wankte.
»Mit V-Leuten mache ich kurzen Prozess« , erklärte der neue selbsternannte Leader der Bronx Pirates.
Wire schoss noch ein zweites und drittes Mal. Montagos Körper zuckte und sackte in sich zusammen.
Schweigen herrschte jetzt unter den Gangmitgliedern. Man hätte in diesem Augenblick hören können, wie eine Stecknadel auf den Asphalt fiel.
Wire schwenkte den Lauf der 45er Automatic einmal herum und vollführte mit der Waffe eine weit ausholende, gebieterisch wirkende Geste.
»Hat noch irgendjemand etwas dazu zu sagen?«
Das schien nicht der Fall zu sein.
Keiner der Bronx Pirates sagte auch nur ein einziges Wort.
Wire nickte zufrieden. »Dann sollten wir uns jetzt auf unsere gemeinsamen Todfeinde konzentrieren. Kein Bronx Pirate lässt sich von einem Imperioli über den Haufen schießen, ohne dass da noch etwas folgt!«