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Christliche ›Fundamentalisten‹

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Das Christentum im salomonischen Reich des 14. Jahrhunderts war geprägt von einer Reformbewegung. Mönchstum12 und Klöster hatten einen eindrucksvollen Aufschwung genommen und auch zur Festigung des Reiches durch Verbreitung des christlichen Glaubens beigetragen, gerade im Zuge der Südexpansion.

Der Mönch Ewostatewos (1273–1352) sah die Notwendigkeit, die Kirche zu reformieren: Einerseits wollte er die korrumpierenden Einflüsse der Politik und andere weltliche Faktoren fernhalten und die Kirche ganz auf ihre eigentliche Aufgabe konzentriert sehen. Andererseits strebte er eine Besinnung auf die Wurzeln an und damit eine strengere Orientierung an den alttestamentarischen Ursprüngen, die die abessinische Kirche für sich beanspruchte. Dazu gehört z. B. die Feier des Sabbath. Der Widerstand von Kirche und Staat gegen eine so puristische und archaisierende Bewegung war beträchtlich; aber die Ausstrahlung und Wirkung von Ewostatewos erwies sich als stark und nachhaltig.13 Zwar wurde er selbst zur Emigration gezwungen und starb im armenischen Exil, aber die Bewegung als solche überlebte. In einigen Gegenden nahm sie solch alttestamentarisch-konservative Formen an, dass sie geradezu als ›jüdisch‹ erscheint und den Namen ›Beta Israel‹ trägt. Als Repression letztlich nicht zum Erfolg führte, wurde schließlich Mitte des 15. Jahrhunderts ein Kompromiss innerhalb der Reichskirche geschlossen und die Feier des Sabbath zugelassen, während die Beta Israel sich weiter abseits hielten und ihre eigene Entwicklung nahmen. Aber die Bewegung des Ewostatewos war nicht die einzige ihrer Art unter den Mönchen am Horn von Afrika – im 15. Jahrhundert forderten die ›Stefaniten‹,14 benannt nach ihrem Gründer Estifanos, die Rückkehr zum ›wahren Asketentum‹.


Abb. 5: Kloster Debre Bizen/Eritrea 1373/74, Zentrum der Bewegung des Ewostatewos.

Sie kritisierten den Sittenverfall im Mönchstum, forderten und lebten Armut, Genügsamkeit und Gleicheit sowie Distanz zu weltlicher Macht. Abgelehnt wurden besonders Marien- und Kreuzeskult sowie übertriebene quasireligiöse Verehrung des Herrschers, der letztlich nur weltlicher Machthaber sei. Vielleicht gerade wegen dieser Skepsis gegenüber der politischen Führung wurde der ›Orden‹ auch nach dem Tod seines Gründers 1444 weiter verfolgt und noch lange mit Misstrauen betrachtet.

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