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1 Von den ersten Menschen bis zu den frühen Staaten am Horn von Afrika Erste Menschen
ОглавлениеAfrika ist eine der Wiegen der Menschheit. Einige der ältesten Spuren von Menschen wurden am Horn von Afrika entdeckt. Millionen Jahre alte Überreste von Hominini kommen vor allem am Afrikanischen Grabenbruch vor, der von der Küste des Roten Meeres durch die heutigen Staaten Dschibuti und Äthiopien und weiter in südlicher Richtung verläuft. Menschenfunde wurden im Süden des heutigen Äthiopien an der Grenze zu Kenia gemacht. Schwerpunkt solcher Funde ist jedoch die Afar-Senke (auch Danakil-Senke oder Afar-Dreieck),1 ein Tiefland im Nordosten Äthiopiens, das sich nach Eritrea, Dschibuti (Djibouti) und Somalia erstreckt. Am Awash-Fluss, der diese Region von Süd nach Nord durchfließt, wurde 1997 der Ardipithecus ramidus kadabba entdeckt, das erste Spezimen eines definitiv auf zwei Beinen gehenden Menschen. Er ist mit 5,2 bis 5,8 Millionen Jahren der älteste Fund in diesem Raum. Nur in Kenia und im Tchad fanden sich menschliche Reste, die möglicherweise noch etwas älter sind. Berühmtheit über die Fachkreise hinaus hat ›Lucy‹2 erlangt, die zwar ›nur‹ 3,2 Millionen Jahre alt ist, aber ein weitgehend vollständiges Skelett darstellt, das heute im Nationalmuseum von Addis Abeba aufbewahrt wird. Vielleicht wegen dieser Vollständigkeit wird ›Lucy‹ von den Äthiopiern ›Dinqenesch‹ (Du bist so wunderbar) genannt. Sie wurde 1974 ebenfalls am Awash-Fluss gefunden.
Die menschlichen Spuren im eritreischen Buya sind mit einer Mio. Jahre dagegen vergleichsweise ›jung‹. All diese Menschenfunde sind jedoch in jedem Fall sehr viel älter als der in Europa gefeierte ›Ötzi‹, der 1991 in Südtirol gefunden wurde, mit einem Alter von nur etwas über 5000 Jahren allerdings auch bereits ein homo sapiens sapiens ist.
Schon in der griechischen Antike muss das Horn von Afrika ein Ort gewesen sein, an dem die Menschheit ihren Ursprung suchte: ›Aithiops‹ war eine mythische Gestalt, die im Osten am Ozean lebte und sowohl die älteste als auch die vollkommenste Verkörperung des Menschen darstellte.3 Wie sich dieses Gesamtbild durch die Entdeckung des etwa 11,6 Mio. Jahre alten aufrecht gehenden ›Danuvius guggenmosi‹ im Allgäu im Jahre 2019 ändert, bleibt abzuwarten.
Historisch nicht mehr so weit entfernt von uns sind Werke, die Menschen geschaffen haben: Stelen etwa, deren älteste auf das Jahr 5000 v. Chr. zurückgehen, und Felsmalereien, die teilweise erst im 21. Jahrhundert am Horn von Afrika gefunden worden sind. Dabei handelt es sich nicht nur – wie andernorts vielfach –
Abb. 1: Lucy, Äthiopisches Nationalmuseum, Addis Abeba.
um Höhlenmalereien, sondern die Darstellungen finden sich teilweise auch unter freiem Himmel, unter Felsvorsprüngen, wo sie über die Jahrtausende geschützt waren und auch die damaligen Künstler und ihre Herden möglicherweise Schutz vor Sonne und Regen fanden. Diese frühen Kunstformen finden sich in allen Ländern am Horn von Afrika – in den heutigen Staaten Äthiopien (bis in den tiefen Süden), Eritrea, Dschibuti und Somalia, wo sich im Felsmassiv von Laas Geel bei Hargeysa die vielleicht besterhaltenen polychromen Felsmalereien Afrikas befinden. Teilweise sind sie fast 10 000 Jahre alt, damit aber deutlich jünger als die Malereien in den europäischen Höhlen wie z. B. in Lascaux und Altamira. Abgebildet werden vor allem Rinder und Schafe, aber auch Giraffen, Elefanten, Strausse und Kamele. Menschen werden ebenso dargestellt, bewaffnete Jäger und Krieger, auch eine Melk-Szene. Vergleichbare Höhlenmalereien befinden sich im somalischen Dhambalin und in Karin Heegan (70 km östlich von Boosaaso).
Abb. 2: Prähistorische Felsmalerei in Laas Geel, Somalia.