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Das Land Punt und frühe Staaten am Horn von Afrika

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Historisch signifikant sind die ägyptischen Beziehungen zur Region am Horn von Afrika, die seit dem ›alten Reich‹ (2700–2200 v. Chr.) bestehen. Das Land Punt4 am Horn von Afrika – auch hier sind die Anfänge in mythologischen Nebel gehüllt – wurde als Urheimat der altägyptischen Götter aufgefasst. Zwar gab es wahrscheinlich keinen Staat dieses Namens, kein regelrechtes ›Reich‹ Punt – aber ›Punt‹ war durchaus kein Phantasiegebilde. Lange war umstritten, wo dieses sagenhafte Land im Süden, mit dem Ägypten intensiven Handel getrieben hat, genau lag. Neuere Forschungen zeigen, dass es sich um die Küste des Roten Meeres zwischen dem Sudan und Somalia gehandelt haben muss, um Nordäthiopien und Eritrea und den Fluss Gasch; möglicherweise gehörte auch Südarabien, das ohnehin seit jeher eng mit der afrikanischen Seite des Roten Meeres verbunden war, zu Punt. Besonders ein Relief auf dem Totentempel von Königin Hatschepsut aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. gibt uns einen lebhaften Eindruck von Punt, seiner Flora und Fauna. Die Verbindung zwischen Ägypten und Punt verlief einerseits über den Landweg, durch das Land Kusch (Nubien) am Nil (heutiger Sudan), andererseits aber mehr und mehr über den Seeweg. Weihrauch und Gold waren wichtige Handelswaren auf diesem Weg, ebenso Elfenbein, Ebenholz, Straußenfedern und -eier sowie Leopardenfelle und Affen.

Punt ist auch heute noch ein in der Region sehr präsenter Begriff und in Somalia bis in die Gegenwart ein wichtiges Element des ideologischen Versuchs, eine lange Tradition und weit zurückreichende historische nationale Kontinuität zu konstruieren.

Auch Ophir gehört in diesen Kontext als Land, das bereits in der Bibel erwähnt wird, aber auch in weiteren schriftlichen Quellen aus dem alten Israel, das aus Ophir Gold bezog. Über die Lage von Ophir gibt es jedoch mehrere Thesen – von Sri Lanka über Indien und Simbabwe bis zur eritreischen Küste.

Die Küste des Roten Meeres und des Indischen Ozeans ermöglicht zahlreiche Kontakte und öffnet das Horn von Afrika äußeren Einflüssen. Spätestens seit dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. gibt es Verbindungen zum südlichen Arabien und seinen Kulturen. Auffallend sind die kulturellen Ähnlichkeiten zwischen der Tihama, der jemenitischen Küstenebene am Roten Meer, und der eritreischen Küste5 gegenüber, wie beispielsweise ein Vergleich der eritreischen Ona-Kultur6 (um Asmara) und der jemenitischen Sabr-Kultur verdeutlicht.

Südaraber sind schon früh am Horn präsent, der Einfluss ihrer Sprache und Schrift ist allgegenwärtig. Die ältesten Inschriften7 am Horn von Afrika sind sabäisch (also südarabisch). Auch ihre Religion – belegt durch Darstellungen der Sonnenscheibe und der Mondsichel (wenn deren Bedeutung auch inzwischen kontrovers diskutiert wird) – brachten Sabäer ans Westufer des Roten Meeres. Weit gespannte Handelsbeziehungen belegen auch Inschriften (z. B. indischen Ursprungs) bereits aus vorchristlicher Zeit auf der kleinen Insel Sokotra vor Kap Guardafui (heute zum Jemen gehörig, faktisch seit 2020 von südjemenitischen Rebellen kontrolliert) am Eingang zum Golf von Aden.

Wichtigster Hafen dieser Zeit am Horn von Afrika ist Adulis am Golf von Zula, etwa 40 km südlich vom heutigen Hafen Massawa in der Nähe des eritreischen Dorfes Foro. Adulis existierte bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. und wird aufgrund seiner Bedeutung für den internationalen Handel in zahlreichen antiken und mittelalterlichen Quellen genannt. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wird es schon von Griechen und Phöniziern angelaufen und beginnt bereits, eine immer wichtiger werdende Rolle im interkontinentalen Handel zu spielen. Aber auch kleinere Häfen wie Opone, Mosylon oder Zayla (im heutigen Nordsomalia) gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Der erste regelrechte Staat am Horn von Afrika ist Da’amat,8 das im 8./7. Jahrhundert v. Chr. aufblüht. Es entfaltet sich in der Gegend der späteren Metropole Aksum in der nordäthiopischen Region Tigray, zwischen Mekele und Addigrat; also in dem Teil des Horns von Afrika, in dem Jahrhunderte später eine Großmacht, das Reich von Aksum, aufsteigen wird. Da’amat selbst ist jedoch von begrenzter Ausdehnung und existierte nur relativ kurze Zeit. Es war stark südarabisch geprägt. Die südarabischen Götter werden hier in Inschriften genannt und angebetet – noch immer eindrucksvoll ist der Tempel in Yeha, der Almaqah,9 dem höchsten Gott des sabäischen Pantheon, gewidmet ist. Wir haben nur wenige schriftliche Quellen (6 sabäische Inschriften mit einheimischen sprachlichen Einflüssen) aus diesem Staat. Die Hauptstadt Yeha bietet jedoch interessante handwerkliche Überreste und archäologische Zeugnisse.10 Spätestens um 400 v. Chr. bricht Da’amat vollständig zusammen, Ansätze zur Entstehung eines neuen Staates werden greifbar.

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