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Juli 2013

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Huntsville, Texas

Am nächsten Morgen fühlte Valea sich wie gerädert und stellte sich erst einmal unter die Dusche. Anschließend beschloss sie, einen Morgenspaziergang zu machen. Es war sonnig und angenehm warm. Valea genoss die Morgensonne und die ungestörte Natur um sich herum. Bisher hatte sie es nicht bereut, ein Haus außerhalb der Stadt gekauft zu haben. Die Umgebung erinnerte sie an ihren Heimatort und ließ sie zumindest für die Zeit eines Spaziergangs zur Ruhe kommen. Doch an diesem Morgen traf sie auf jemanden, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie war schon kurz vor ihrem Haus, als plötzlich aus dem Gebüsch eine dunkle Gestalt heraussprang.

Valea klappte verblüfft der Kiefer herunter.

„Cato!“

Er stand direkt vor ihr und schien sie anzugrinsen.

„Was machst du hier? Weiß Mr. Gor, dass du dich hier herumtreibst?“

Natürlich kam von dem Hund keine Antwort. Valea seufze und beschloss, diesen seltsamen Vierbeiner einfach zu ignorieren. Was blieb ihr auch anderes übrig? Doch als sie weiterging, trabte Cato ohne Aufforderung hinter ihr her.

An ihrem Haus angekommen wollte Valea wie gewohnt in ihr Auto steigen, um ins Institut zu fahren, aber bevor sie die Tür schließen konnte, drängte sich Cato dazwischen und sprang über sie hinweg auf den Beifahrersitz.

„He, Moment mal“, rief Valea empört. „Was soll das heißen? Glaubst du im Ernst, ich nehme dich mit ins Institut? Direktor Garth wird mir was husten.“

Der schwarze Hund grinste sie nur an und rührte sich nicht vom Fleck.

Valea stieß einen leisen Fluch aus und knallte die Tür zu.

Als sie vor dem Institut standen, packte sie Cato an der Schnauze und zeigte ihm drohend den Zeigefinger.

„Also gut, du Dickkopf. Du kannst mit rein. Aber wenn du auch nur einen Muckser von dir gibst, oder irgendjemanden blöd anmachst, fliegst du raus. Merk dir das!“

Valea führte den Hund durch den Hintereingang in den Keller, wo ihr Büro lag. Zu ihrer Erleichterung trafen sie auf niemanden, so dass ihr lästige Fragen erspart blieben.

Cato hingegen nahm wie selbstverständlich zu ihren Füßen unter dem Schreibtisch Platz. Seine Körpergröße machte es Valea unmöglich, ihre Füße auszustrecken.

Kurz überlegte sie, ob sie sich beschweren sollte, aber dann unterließ sie es. Immerhin war Cato dadurch nicht sofort im Blickfeld eintretender Besucher.

Der Hund verhielt sich vorbildlich. Selbst wenn Valea zeitweise in den Laborbereich ging, war kein Mucks aus ihrem Büro zu hören.

Valea war froh, als sie abends wieder ungesehen ihren Gast ins Auto verfrachtet hatte.

Sie wunderte sich nicht wirklich, dass Cato vor ihrem Haus aus dem Auto sprang und in aller Seelenruhe hineinspazierte.

Das rohe Fleisch, das sie ihm hinstellte, ignorierte er und begann stattdessen ausgiebig mit seiner Fellpflege.

Valea beobachtete ihn kopfschüttelnd.

„Aus dir werde ich einfach nicht schlau“, meinte sie schließlich. „Lassie ist ein dummer Köter im Vergleich zu dir, nicht wahr? Ich frag mich nur, ob Mister Gor damit einverstanden ist, dass du dich hier rumtreibst. Meinst du nicht, dass du besser wieder heimgehen solltest?“

Cato unterbrach seine Fellpflege und lief zur Haustür.

Valea schloss einen Augenblick die Augen und zählte langsam bis fünf. Dann stand sie auf und ließ den Hund hinaus.

Auch in dieser Nacht schlief sie unruhig und träumte ausgiebig von Cato und blauen Hundeaugen.

Die folgenden Tage liefen nach demselben Drehbuch ab.

Pünktlich zum Morgenspaziergang tauchte Cato auf und verließ sie erst wieder am Abend.

Valea gewöhnte sich überraschend schnell an seine Präsenz. Aber je mehr sie ihn in ihr Herz schloss, desto unheimlicher wurde ihr dieser Hund.

Cato gehorchte nicht nur wie ein Hund. Er reagierte auch auf erschreckende Weise menschlich.

Valea nahm es erst einmal hin. Wenn es hochintelligente Menschen gab, dann konnte es bestimmt auch hyperintelligente Hunde geben. Spätestens als Cato ihr eines Abends nach Aufforderung ein ganz bestimmtes Buch brachte, war sie bereit alles zu glauben. Dieser Hund verstand offensichtlich jedes Wort und reagierte mehr menschlich als hündisch. Also war er wohl kein Hund. Was aber dann?

Höchst ärgerlich, dass er nicht sprechen konnte. Dann hätte sie ihn zumindest fragen können.

Doch viel rätselhafter war für sie, dass er nie zu fressen schien. Egal, was sie ihm hinstellte, er würdigte es keines Blickes. Nach einigen Tagen gab sie es auf und beschränkte sich auf einen Trinknapf. Da er ab und zu verschwand, vermutete sie, dass er auf die Jagd ging, aber sicher war sie sich nicht.

Nach zwei Wochen rief sie im Club an und verlangte, Raz Gor zu sprechen.

Der Türsteher Lex war am Apparat und wollte wissen, um was es ging.

„Es geht um Cato.“

„Oh, hat er etwas angestellt?“

„Nein, das nicht unbedingt, aber er gehört doch Mister Gor, oder?“

„Das könnte man sagen, ja.“

„Na fein, dann geben sie mir den geschätzten Herrn doch mal.“

Raz Gor klang erheitert am Telefon.

„Miss Noack, wie nett. Haben sie ihre altmodischen Vorstellungen über Bord geworfen?“

„Äh … nein, da muss ich Sie enttäuschen. Es geht um Cato. Vermissen sie ihn eigentlich nie?“

„Warum sollte ich?“

„Weil er mir seit zwei Wochen jeden Tag an den Fersen klebt. Prinzipiell hab ich ja nichts dagegen, er ist wirklich ein netter Kerl, aber ich dachte mir, sie sollten darüber Bescheid wissen.“

Es herrschte kurze Zeit Stille am Apparat, und Valea konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Offensichtlich war Raz Gor wirklich überrascht.

„Ich hoffe, er belästigt Sie nicht“, meinte der Club-Besitzer schließlich.

„Oh nein.“ Valea konnte sich einen ironischen Unterton nicht verkneifen. „Er liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab.“

„Ach, tut er das?“

Raz Gor schien jetzt tatsächlich ärgerlich zu sein.

„Nun, wenn er lästig werden sollte, bringen Sie ihn vorbei. Ansonsten machen Sie sich bitte keine Sorgen. Cato ist ein sehr selbstständiger Vertreter seiner Art.“

„Das habe ich mir fast gedacht. – Na, ich wollt’s ihnen nur sagen. Auf Wiederhör‘n.“

Hastig legte sie auf, bevor Raz Gor noch etwas sagen konnte. Dann warf sie einen Blick auf Cato, der aufmerksam lauschte.

„Ich nehme mal an, du hast mit deinen Hundeohren alles gehört“, meinte Valea ironisch. „Also benimm dich weiterhin.“

Es überraschte sie nicht wirklich, dass Cato von nun an auch über Nacht blieb.

Aber als er versuchte, es sich in ihrem Schlafzimmer bequem zu machen, packte sie ihn am Nackenfell und schob ihn energisch hinaus.

„Nichts da. Glaub bloß nicht, dass ich mich auf so was einlasse. Fellträger schlafen in der Küche und nirgendwo sonst. Ich bin bereit, dir eine Decke zu opfern, aber nicht mein Bett.“

Wächterin

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