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26 …führt dich diese Bahn (Finale des ersten Aktes – zweiter Teil)

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Feine, dunkle Rauchfäden zogen durch den Raum. Es roch nach verbranntem Wachs. Die Luft war stickig und schwer zu atmen. Das Geheimnis, das diese Zusammenkunft der Loge umgab, war zu sehen, zu riechen, fast mit Händen zu greifen. An jeder der drei steinernen Wände des düsteren Saales flackerten in vier Reihen je sieben armdicke Kerzen in gusseisernen Leuchtern. Die rußigen Lichter tauchten den Raum in ein gespenstisch zitterndes Halbdunkel. In der Mitte des Raumes erhob sich, aus hellem Stein gehauen, die Büste eines alten Mannes. Darunter, in silbernen, griechischen Lettern in den dunklen Marmorsockel graviert, sein Name: Pythagoras.

Drei Wände, vier Reihen, sieben Leuchter. Jeder, der ein wenig über Zahlen wusste, kannte die Bedeutung dieser drei. Da war die Zahl des universellen Schöpfungsprozesses, Drei. Frau, Mann, Kind, die Vereinigung von Zweien, aus denen das Dritte entsteht. Isis, Osiris, Horus. Da war die Zahl Vier, die Zahl des Quadrates, der vier Himmelsrichtungen, Nord, Süd, Ost und West. Die Elemente, Feuer, Erde, Luft und Wasser waren vier. Vier, die Zahl der Materie. Und da war die Sieben, die Zahl der Vollendung, die Verbindung von Drei und Vier, die Zahl, in der sich Geist und Materie vereinen. Die drei heiligen Zahlen. Drei mal vier mal sieben. Vierundachtzig, Quersumme Zwölf, die Zahl der Vollkommenheit. Vierundachtzig Kerzen in vierundachtzig Leuchtern für ebenso viele Eingeweihte der Bruderschaft. Vierundachtzig war die vollkommene Anzahl an Mitgliedern für die Loge der Weisen. Auf jeder der Kerzen ein Name, der Name eines Bruders, sein Stand, sein Grad. Es gab Lehrlinge, es gab Gesellen, Meister, ersten, zweiten, dritten Grades. Alle trugen einen Namen, alle, bis auf eine. Ein Name fehlte: es war der des Großmeisters.

An der Stirnseite des Saales prangte stolz das Wappen der `Bruderschaft der Weisen von Fasolanda´. Silberner Zirkel und goldenes Schwert auf dunkelblauem Grund. Unmittelbar davor saß an einem, mit schwarzem Tuch bedeckten Tisch, ein Mann in einer dunkelblauen Robe. Sein Gesicht war, wie das aller Eingeweihten, im Dunkel einer weiten Kapuze verborgen. Links und rechts von ihm zwei Männer von gleichem Aussehen. An jeder der beiden langen Seiten des Saales waren Stühle in Reihen aufgestellt. Mittlerweile waren fast alle besetzt. Lediglich zehn waren leer geblieben. Noch war ein vielstimmiges Konzert aus Wispern, Tuscheln und Flüstern zu hören. Neuigkeiten wechselten hinter vorgehaltener Hand den Besitzer. Doch plötzlich hallte ein hartes, knallendes Geräusch durch den Saal. Der Meister hatte mit einem Hammer dreimal auf eine kleine Holzplatte geschlagen, die vor ihm auf dem Tisch lag. Sofort herrschte Ruhe. So still war es, dass man das flatterige Flackern der Kerzen hören konnte. Langsam und würdevoll erhob er sich von seinem Stuhl. Seine Stimme klang, wie das dunkle Raunen von Wind zwischen den Bäumen des Waldes:

Sinja und der siebenfache Sonnenkreis

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