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36 Zabruda und Magus

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Die Sonnen hatten ihren Tanz beendet, den dritten seit der Entführung. Es dämmerte in der Hauptstadt. Um die Mitte der Dunkelzeit würde sich der Entführer Cheety Bugga in Begleitung der Königin am alten Brunnen einfinden. Er würde die Zaubergeige, dass flammende Herz entgegennehmen und dafür die Königin in die Freiheit entlassen. Das war der Plan.

„Will die Bruderschaft diesem Betrüger wirklich die Geige aushändigen, Zabruda?“

„Wir haben keine andere Wahl, wenn wir Königin Myriana befreien wollen!“

„Bedenke aber bitte, was geschehen kann, wenn dieses Instrument in die falschen Hände gerät. Welche Macht wird der Unerhörte haben, wenn er mithilfe der Zaubergeige den siebenfachen Sonnenkreis in Gang setzen kann.“

„Ich weiß, Magus! Es würde schreckliche Folgen haben, doch das Leben der Königin ist erst einmal das Wichtigste. Wir müssen die Dinge Schritt für Schritt angehen. Zunächst befreien wir Königin Myriana, auch auf die Gefahr hin, dass Cheety dann die Geige in seinem Besitz hat. Dann werden wir ihm die Leibgarde auf den Hals hetzen und uns das Instrument zurückholen. Danach setzen wir uns mit dem Unerhörten auseinander und versuchen, die Schriftrollen mit dem Sonnenkreis zurück zu bekommen.“

„Feiner Plan, Zabruda. Aber was, wenn er schiefgeht. Wenn zum Beispiel Cheety Lunte riecht und die Königin nicht freigibt. Oder er gibt sie frei, verschwindet mit dem ´flammenden Herz´ im Labyrinth und wir finden ihn nicht mehr rechtzeitig, bevor er die Geige an den Unerhörten verkauft. Oder wir finden ihn, aber zu spät. Du weißt, dieser Kerl ist eine Ratte und Ratten finden immer irgendwo ein Schlupfloch. Im Labyrinth wird man sehr schnell unsichtbar. Es heißt nicht umsonst `das Labyrinth´. Dein Plan enthält viele Fallen für uns. Sehr viel Wenn und Aber, wenn du mich fragst. Was, wenn auch nur eines davon schiefgeht? Willst du es verantworten, dass der Unerhörte den Sonnenkreis in Gang setzen kann und damit die vollkommene Macht über beide Welten in die Hand bekommt?“

„Es darf eben nichts schiefgehen!“

„Weiß eigentlich Sinja schon von deinem Plan? Schließlich ist es ihr Instrument, das ihr da so großzügig zum Tausch anbietet!“

„Ich habe nicht die Absicht, sie in unsere Pläne einzuweihen.“

„Warum die Geheimniskrämerei?“

„Je weniger Leute davon wissen, desto sicherer sind wir. Wenn Sinja es weiß, dann wissen es auch die Elfen und ich bin mir bei einigen von ihnen nicht ganz sicher, ob sie ein Geheimnis wirklich für sich behalten können. Deshalb halte ich es für besser, es ihnen erst gar nicht zu erzählen.“

„Und wie willst du dann an die Geige kommen?“

„Ich denke, Gustav wird das für uns regeln!“

„Und der Meister? Ist er eingeweiht?“

„Bis jetzt nicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit ihm in Verbindung zu setzen.“

„Wir sollten ihm die letzte Entscheidung überlassen.“

„Warum sollten wir von unseren heiligen Prinzipien abweichen? Wir werden ihn informieren und dann gemeinsam über die wichtigen Dinge entscheiden, so wie unser Orden das schon immer getan hat.“

„Aber sagtest du nicht eben gerade, du hättest die Entscheidung bereits getroffen?“

„Für den Fall, dass wir den Meister und die anderen Brüder nicht rechtzeitig erreichen, brauchen wir einen Plan B. In diesem Fall werde ich tun, was zu tun ist.“

„Also ist Eile geboten!“

Wieder einmal griff der Magus in seine Manteltasche und schickte eine Fledermaus auf die Reise. Die Bruderschaft musste zusammengerufen werden, so schnell wie möglich.

„Sag' mal, wo wir gerade über Sinja sprachen: ich habe gehört, sie säße in der Bibliothek über den Mozartnoten. Ist da was dran oder ist das ein Gerücht?“

„Nein! Das ist kein Gerücht. Myriana hat dummerweise vor ihrem Verschwinden einen Code auf ihrem Kosmetikspiegel hinterlassen, in dem sie auf die Oper hinwies. Wir haben ihn leider nicht rechtzeitig entdeckt, als wir das Zimmer durchsuchten, sonst hätten wir ihn beseitigt. Ich weiß nicht, was sie damit bezweckte. Sinja fand ihn natürlich sofort. Sie wusste damit zunächst nichts anzufangen, hatte aber die richtige Idee und bat mich, die Bibliothek besuchen zu dürfen.“

„…und du wolltest das nicht verhindern?“

„Ich sah keine Möglichkeit, es abzulehnen, ohne ihr Misstrauen zu erregen. Wir brauchen sie noch!“

„Natürlich! Meinst du, sie wird dahinterkommen?“

„Hinter was? Die Bedeutung von Arie Nr. 14 oder die der ganzen Oper?“

„Beides!“

„Nun, im Moment beruht alles, was sie tut, auf Spekulation, aber das Mädchen ist klug! Sie wird zwei und zwei zusammenzählen und sowohl das eine wie das andere bald herausfinden, da bin ich mir sicher. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis sie die ganze Dimension der Geschichte begreift und wie viel Zeit uns bleibt, um zu tun, was wir tun müssen!“

Zabruda zog die rechte Augenbraue nach oben. Die beiden Männer verabschiedeten sich wortlos. Der Magus setzte seinen Spitzhut auf sein graues, langes Haar und verschwand mit wehendem Mantel aus dem Schloss, so wie er kurz zuvor gekommen war.

Sinja und der siebenfache Sonnenkreis

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