Читать книгу Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski - Страница 32
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ОглавлениеAuf einmal schlug eine schmale Seitentür auf und eine Bedienstete in schwarzem Kleid mit weißer Schürze und weißer Kopfhaube stürzte aufgeregt in den Raum.
„Ahaaaa!!! Haaaa!!!“, schrie sie erschrocken auf, als sie plötzlich und unerwartet vor den sieben Eindringlingen stand. „Bei allen Geistern der Elemente“, rief sie, „was machen sie hier? Wo ist die Wache? Waaacheeee!!!“ Sie drehte sich auf dem Absatz herum und wollte aus dem Raum flüchten, doch Cichianon hielt sie fest.
„Lassen sie mich sofort los!“, brüllte die Magd hysterisch, „Hilfeeee!!! Waaacheeee!!!“
„Wir wollen ihnen nichts Böses!“, versuchte Cichianon, die Aufgebrachte zu beruhigen, doch die schrie weiter um Hilfe. Es dauerte nicht lange, bis auf der anderen Seite der Vorhalle eine Flügeltür krachend aufflog. Zwei Elfenmänner mit blankem Oberkörper, die in hautenge, hellbraune Lederhosen gekleidet waren, stürmten im Laufschritt in den Raum. Beide waren jeweils einen Kopf größer als Cichianon, Doriando und Ferendiano und hatten langes, geflochtenes, blondes Haar, dass ihnen weit über den Rücken fiel. Sie waren mit Kurzschwertern für den Nahkampf bewaffnet und hatten jeweils einen Langbogen bei sich. Ihr kräftiger Oberkörper ließ auf einen ausgezeichneten Trainingszustand schließen.
„Oh, oh! Die Leibgarde! Also doch!“, konnte Doriando noch flüstern, als Cichianon auch schon auf dem Boden lag, eine Hand auf den Rücken gedreht und das Knie eines der Riesen auf seinem Körper spürte. Die Magd rannte schreiend davon. Der zweite Leibgardist hielt die anderen sechs mit seiner Klinge in Schach.
„Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“, brüllte er.
„Wir sind Elfen aus Engil!, antwortete Emelda und wir wollen zu Königin Myriana.“
„Sie da ist sicher keine Elfe!“, erwiderte der Riese und deutete mit einer Kopfbewegung auf Sinja.
„Nein! Das ist Sinja aus der Menschenwelt. Sinja, die Geigerin!“, sagte Emelda.
„Wir werden warten, bis Mister Menroy wieder im Haus ist. Dann werden wir sehen, ob ihr etwas mit der Entführung zu tun habt, oder nicht und bis es soweit ist, werden wir euch im Verlies unterbringen.“
Der erste Leibgardist hatte Cichianon mittlerweile die Hände auf den Rücken gebunden. Doriando hatte sehr schnell eingesehen, dass Widerstand hier vollkommen sinnlos war und so ließen sich die Sieben zu einer weiteren, schmalen Tür führen, die der exakt gegenüberlag, durch die die Magd in den Vorraum gekommen war. Eine steinerne Wendeltreppe führte in die Tiefe. Die zwei Wachen schoben und schubsten die Sieben die Treppe hinunter. Es ging durch einen langen, gemauerten Gang. An den Wänden brannten Fackeln, die spärliches Licht gaben. Sie kamen zu einer dreckigen, düsteren Höhle, die mit einer Gittertür versperrt war.
„Hier rein!“, befahl einer der beiden Riesen und ließ das Gittertor ins Schloss fallen, nachdem sie die Sieben in die Zelle gestoßen hatten. Die zwei Wachen gingen wortlos.
„Heh!“, rief Emelda hinter ihnen her, „ihr könnt uns doch hier nicht einfach verschimmeln lassen!“
Es war zwecklos. Sie hörten noch, wie die Tür am Ende der Treppe ins Schloss fiel. Dann war es still.
„Ende des Ausflugs“, kommentierte Ferendiano.
„Verdammt! So hatte ich mir meine Rückkehr nach Fasolanda nicht vorgestellt“, sagte Sinja
„Wir müssen hier raus!“, sagte Cichianon.
„Tolle Idee!“, sagte Amandra spitz. „Und Mister Superschlau hat bestimmt auch schon eine Idee, wie das gehen soll?“
„Lass´ mich erstmal deine Fesseln lösen, bevor wir hier weiter überlegen.“
„So wie ich das sehe“, sagte Sinja, „haben wir nur eine Möglichkeit, nämlich abzuwarten, bis dieser Menroy ins Schloss zurückkommt. Das scheint ja wohl der zu sein, der die Dinge hier regelt. Bis dahin können wir ein wenig nachdenken. Zum Beispiel darüber, von welcher Entführung die Wache vorhin gesprochen hat. Wisst ihr da irgendwas drüber?“
„Nee! Keine Ahnung!“, antwortete Amandra, „von einer Entführung hab´ ich nichts gehört, aber so aufgeregt, wie die alle hier durch die Gegend rennen, ist es sicher nicht der Küchenjunge, den sie sich geschnappt haben!“
„Die Königin“, rief Gamanziel, „es kann sich nur um die Königin handeln. Sie wurde entführt!“
„Das würde zumindest erklären, warum sie mich so eilig hier haben wollten“, sagte Sinja.
„Woher willst du wissen, dass deine Nachricht aus Fasolanda kam?“, fragte Ferendiano.
„Das hat uns Hinandua in Ildindor erzählt“, antwortete Doriando, „er sagte, er habe eine Nachricht aus Fasolanda von den Weisen erhalten, die besagte, dass sie eine Botschaft an Sinja geschickt hätten.“
„Die ist angekommen! Ich habe Emelda gerufen und wie immer, wenn ich das tue, sitze ich kurz darauf in der Patsche! Ich hoffe, das geht gut aus, sonst rühre ich nie wieder eine Geige an!“
„Moment mal!“, protestierte Emelda, „willst du jetzt etwa mich dafür verantwortlich machen, dass wir gefangen genommen wurden?“
„Quatsch!“, antwortete Sinja, „Du weißt genau, wie ich das gemeint habe!“
„Hast du aber nicht gesagt!“ Emelda war beleidigt.
„Das reicht jetzt!“, stoppte Cichianon den Streit, „Lasst uns lieber mal drüber nachdenken, warum wir in diesem Verlies sitzen!“
„Wenn ich mal zusammenfassen darf“, schaltete sich Gamanziel ein, „Cichianon und Doriando haben in Ildindor den Auftrag erhalten, nach Fasolanda zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen. In der Zwischenzeit hat irgendjemand Sinja eine Botschaft zukommen lassen und danach Hinandua benachrichtigt. Sinja ruft Emelda, Frühstück und zack, sitzen wir in Fasolanda im Knast.“
„Exakt so!“, kommentierte Amandra. „Das war die gekürzte Kurzfassung! Die aber die Frage nicht beantwortet was Sinja in Fasolanda soll? Bis jetzt habe ich nur von Dingen gehört, die sie hier problemlos alleine regeln könnten. Dafür brauchen sie weder Sinja noch uns.“
„Ich vermute, dass es sich bei den Verfassern der Botschaft um Mitglieder der Bruderschaft der Weisen gehandelt hat“, antwortete Cichianon.
„Gut! Nehmen wir mal an, du hast recht“, fuhr Amandra fort, „warum haben sie dann uns nicht benachrichtigt? Da ist doch was oberfaul!“
„Vermutlich wollten sie uns erstmal testen, weil sie sich nicht sicher sind, wer auf ihrer Seite steht und wer nicht!“
„Möglich! Und dann lassen sie uns hier ins offene Messer rennen?“
„Hm!“, überlegte Sinja, „es sieht für mich so aus, als seien die Dinge hier nicht ganz nach Plan verlaufen. Erst lassen sie mich hier herkommen. Dann schicken sie uns zusammen nach Fasolanda, um uns dann hier einzusperren? Das hätten sie viel einfacher haben können. Ich glaube nicht, das wir hier im Verlies sitzen sollen.“
„Und wenn doch?“, fragte Gamanziel. „Was, wenn sie uns einfach nur aus dem Verkehr ziehen wollten?“
„Dann haben wir ganz viel Zeit, uns zu überlegen, warum“, antwortete Emelda. „Ich glaube an Sinjas Version. Ich denke auch, dass es sich um ein Versehen handelt und vermute, dass sich alles aufklärt, wenn dieser Menroy endlich kommt.“
„Und was ist, wenn Gamanziel recht hat und sie uns hier unten gefangen halten?“ Ferendiano war nicht wohl zumute bei dem Gedanken, den Rest seiner Tage in einem Kellerverlies des Schlosses zu Fasolanda dahinvegetieren zu müssen.
„Ich habe nichts zu essen, nichts zu trinken, kein Sonnenlicht und kein Musikinstrument. Das sind vier gute Gründe, warum das hier definitiv kein Ort ist, an dem ich bleiben will!“
„Mein liebes F“, erwiderte Amandra, „glaube mir, dass mir das ganz genauso geht. Ich bin überzeugt, wenn ich mir den Rest der Truppe so ansehe – du wirst ganz viel Zuspruch bekommen. Nur nützt uns das momentan nicht viel.“ Dann wandte sie sich an alle: „Wie wäre es denn, wenn wir unser Gepäck mal durchsuchen würden? Vielleicht finden wir etwas, mit dem wir diese Gittertür öffnen können. Ein Messer vielleicht oder ein Stück stabilen Draht?“
„Also Draht nicht“, antwortete Emelda, „aber ein Messer hab´ ich dabei!“
„Na also!“, freute sich Amandra, „geht doch!“
Emelda reichte Amandra das Messer, das sie aus ihrem Rucksack hervorgezaubert hatte. Amandra ging damit zur Gittertür und machte sich an dem Schloss zu schaffen.
„Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich annehme, dass wir hier nicht allzu lange bleiben werden“, sagte Sinja, „sie haben uns unser Gepäck nicht abgenommen. Wenn sie uns längere Zeit hätten einsperren wollen, hätten sie das mit Sicherheit getan.“
Amandra versuchte mit aller Kraft, das Schloss aufzuhebeln. Plötzlich gab etwas nach. Es gab ein kurzes Knacken, ein Klimpern und die Spitze von Emeldas Messer fiel auf den kalten Steinboden.
„Gut, war ein Versuch!“, stellte Gamanziel ernüchtert fest. Doch allzu lange konnten sie sich über Amandras misslungenen Befreiungsversuch nicht ärgern.