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32 MWAZFb – Myrianas Lippenstift

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Wieder folgten Menroys Ankündigungen umgehend Taten. Er gab einige Anweisungen an das Hauspersonal und so saßen die Sieben bald an einem üppig gedeckten Tisch in einem Festsaal, der unter normalen Umständen sicher drei- bis vierhundert Leuten Platz geboten hätte. Sinja fühlte sich, wie im Kirchenschiff einer Kathedrale. Hohe, bunt verglaste, spitz nach oben zulaufende Fenster ließen farbige Lichtflecken auf den Wänden entstehen. Riesige Kronleuchter hingen von der Decke. Die Wände waren mit Schwertern, Schilden, Speeren und Hellebarden bestückt. An der Kopfseite des Saales befand sich eine Bühne hinter einem schweren, weinroten Samtvorhang.

„Das ist aber nicht der normale Speisesaal?“, fragte Ferendiano. „Letztes Mal, als wir im Schloss waren, haben wir woanders gegessen oder sagen wir mal, wir haben es versucht.

„Nein! Wir müssen leider hier Platz nehmen. Der Speisesaal ist belegt. Dort hat sich die Kommission einquartiert, die sich mit Königin Myrianas Verschwinden befasst. Sie benötigten einen Raum und da ich gerade nichts anderes zur Verfügung hatte, habe ich ihnen den Speisesaal angewiesen.“

„Es stimmt also?“, fragte Gamanziel, „die Königin wurde entführt?“

„Ja, das entspricht wohl leider den Tatsachen!“, bestätigte Menroy.

„Was wissen sie bis jetzt darüber?“, fragte Emelda.

„Nun, sie verschwand zu Beginn des letzten Sonnentanzes. Im Ankleidezimmer ihres Wohnhauses wurde ihre Zofe gefunden, gefesselt und geknebelt, die man offenbar mit dem Tode bedroht hatte, falls sie etwas über das Verschwinden der Königin verraten würde. Des Weiteren fand sich ein Zettel mit einer äußerst dubiosen Botschaft, den ich hier bei mir trage.“

Menroy kramte in seiner Westentasche und förderte etwas umständlich das zusammengeknäuelte Papier zutage, das er Sinja in die Hand gab. Die zeigte es den Elfen. Mit viel Ui! und Oh! wurde die grauenvolle Rechtschreibung des Verfassers gewürdigt. Menroy fuhr fort:

„Ein Individuum namens Cheety Bugga meldete sich zu Beginn dieses Sonnentanzes beim Magus, behauptete, dass er der Entführer sei und bekräftigte seine Forderung nach Herausgabe der Zaubergeige.“

Gamanziel lehnte sich zu Sinja hinüber und übersetzte Menroys Zeitangabe: „Das war heute Morgen!“

„Danke, ich weiß es noch“, sagte Sinja.

„Magus?“ fragte Gamanziel dann erfreut und wandte sich wieder an Mister Menroy. „Der Magus, unser alter Lehrer?“

„Ich kenne keinen anderen“, antwortete Menroy spitz.

„Und der ist in die Entführung verwickelt?“

„Nein, sicher nicht!“, antwortete Menroy. „Er wurde, unglücklicherweise, zum Adressaten einer Botschaft des Entführers und so, gegen seinen Willen, mit dieser unangenehmen Sache befasst.“

„Dann werden wir ihn wiedersehen?“, jubelte Gamanziel.

„Ja, ein Wiedersehen wird sich höchstwahrscheinlich nicht vermeiden lassen“, sagte Menroy. „Ich befürchte nur, dass die Freude darüber eher einseitig bleiben wird.“

Menroy versuchte, sein Missfallen über diesen Umstand nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Da er, dank seiner Position am königlichen Hof, Übung darin hatte, seine wahren Gefühle zu verbergen, gelang ihm dies ausgesprochen gut.

„Hat der Entführer Beweise für seine Behauptungen vorgelegt?“, fragte Sinja.

„Ja, das hat er“, antwortete Menroy. Er hinterließ während seines Besuches beim Magus eine Haarsträhne von Königin Myriana, sowie ihre goldene Haarbürste.“

„Dann stimmt es, was er behauptet?“, wollte Emelda wissen.

„Wir müssen leider davon ausgehen, dass er die Wahrheit sagt!“

„Welche Untersuchungen wurden bisher durchgeführt?“

„Wir haben uns bislang auf die Suche nach der Königin beschränkt, Fräulein Sinja. Natürlich wurde die Zofe ausführlich befragt, nachdem wir sie gefunden und befreit hatten und das Ankleidezimmer der Königin wurde durchsucht.“

„Die Gendarmerie war noch nicht vor Ort?“

„Nein, wir hielten das noch nicht für sinnvoll.“

„Darf ich das Zimmer sehen?“, fragte Sinja.

Menroy zögerte. Er schaute Sinja misstrauisch an und dachte nach.

„Ja, natürlich!“, sagte er nach einiger Zeit. „Wollt ihr gleich mitkommen?“

„Oh nein! Wir sollen schon wieder rumstressen und das gute Essen stehen lassen?“, maulte Ferendiano zwischen zwei Bissen, „jedes Mal, wenn wir in Fasolanda bei einem guten Happen sitzen, kommt irgendwas dazwischen. Mal ist es ein dämlicher Krieg, mal eine blöde Entführung. Wird es irgendwann in diesem Schloss mal möglich sein, etwas Leckeres bis zum letzten Bissen zu genießen?“

„Wir sind halt immer in Fasolanda, wenn die Hauptstadt im Krisenmodus ist. Da kommen die Genüsse dann leider etwas kurz“, antwortete Emelda. „Andererseits, wenn ich es mir recht überlege, musst du ja auch gar nicht mitkommen. Ich glaube, das Zimmer zu untersuchen, das kriegen wir auch ohne dich hin.“

„Na, das ist doch mal ein Wort“, strahlte Ferendiano, „geht ihr schon mal vor. Ich komme nach, wenn das Buffet geplündert ist! Dann hat jeder, was er braucht!“

„Ich bleibe auch!“, sagte Amandra und auch Gamanziel schloss sich den beiden an.

„Jungs, was ist mit euch?“, fragte Emelda.

„Ach, ich glaube, Ankleidezimmer untersuchen ist Frauensache. Macht ihr das mal!“, winkte Cichianon lustlos ab. Auch Doriando schüttelte den Kopf.

„Tja, meine Liebe“, sagte daraufhin Emelda zu Sinja, „so, wie die Sache steht, werden wir beide jetzt mit Mister Menroy zusammen die Kammer der Königin aufsuchen. Dem Rest der Truppe fehlt es deutlich an Motivation!“

„Dann stehen wir uns auch nicht im Weg rum!“, sagte Sinja und sprang von ihrem Stuhl auf. „Mister Menroy, bereit, wenn sie es sind!“

Sinja und der siebenfache Sonnenkreis

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