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35 Das geheimnisvolle b

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Knarrend öffnete sich eine schwere, dunkelbraune Holztüre. Sinja schätzte, dass sie mindestens zwei Meter fünfzig, vielleicht auch drei Meter hoch sein musste. Dafür war sie allerdings so schmal, dass ein Mensch von durchschnittlicher Statur gerade eben hindurchpasste. Allzu dick durfte man nicht sein, wenn man hier lesen oder Bücher ausleihen wollte, sonst kam man nicht durch die Tür. Schon bevor man es betrat, konnte man an der bloßen Größe des Gebäudes erkennen, wie stolz die Fasolander auf ihre Bibliothek der Musik und ihre Bücher waren. In goldenen Lettern stand es über dem Eingang geschrieben: biblioteca musicae. Das gewaltige Portal hatte Sinja mit seinen hohen, weißen Marmorsäulen mächtigen Respekt eingeflößt. Der wurde noch größer, als sie jetzt den Lesesaal betrat.

Er war nicht übermäßig breit, dafür aber fast unendlich lang und so hoch, dass es sich vor Sinjas Augen drehte, als sie nach oben schaute. Ein üppig buntes Gemälde überspannte die gesamte Decke des Saales. Der Gott Pan war dort zu sehen, wie er seine Flöte blies und einige Engelchen, die ihre Finger sanft über Harfensaiten gleiten ließen. Sinja meinte sogar, leise die Melodie zu hören, die sie spielten, aber das war natürlich nur Fantasie. In der Mitte standen acht Lesetische. Sie ging einige Schritte in den Raum hinein. Begleitet wurde sie dabei, auf Anweisung Menroys, von einem Bibliotheksgehilfen. Ein hagerer, blasser Kerl mit Nickelbrille und wirrer Frisur, der aussah, als würde er sich von Büchern ernähren. Sinja war sich anfangs nicht sicher, ob er ihr behilflich sein oder sie kontrollieren sollte.

Sie drehte sich um und konnte neben dem Eingang die Büste des Bibliotheksgründers Andor Menroy bewundern, der mit väterlicher Güte, milde lächelnd, auf die Studierwilligen herabblickte. Da sie nicht laut sprechen wollte, um die Lesenden nicht zu stören, zeigte sie einfach mit dem Finger auf die Büste und den Namen, der in großen Buchstaben auf dem Sockel stand. Dann schaute sie den Gehilfen fragend an. Der war nicht nur blass, sondern auch klug, verstand sofort, nickte wissend und flüsterte ihr ins Ohr: „Er war sein Ur-Urgroßonkel!“

Staunend ging Sinja weiter und schaute sich um. Tausende und abertausende von Büchern und Schriftstücken türmten sich links und rechts in Holzregalen auf zwei Stockwerken. Ein Festessen für Bücherfresser. Jedes der Regale, die durch kleine Säulchen getrennt waren, hatte fünf Stellbretter übereinander, sodass man an die oberen Bücher gerade noch herankommen konnte, wenn man sich auf die Zehenspitzen stellte und ganz lang machte. Oder man benutzte die kleinen, dreistufigen Tritte, die überall herumstanden. Sinja konnte die Regale nicht zählen, nicht einmal schätzen, wie viele sich in diesem Lesesaal aneinanderreihten. In das zweite Stockwerk gelangte man über zwei schmale Holztreppen, links und rechts jeweils am entfernten Ende des Saales. Wenn man oben war, sorgten kleine, schmale Geländer dafür, dass man nicht, auf der Suche nach seinem Buch oder gar vor Freude, dass man es gefunden hatte, versehentlich ins Erdgeschoss stürzte. Licht fiel durch ein großes, halbrundes Fenster über dem Eingang. Es sah aus, wie das übergroße, halbierte Ziffernblatt einer Uhr. Zusammen mit den Tischlampen hatte man ausreichend Licht zum Lesen, solange es draußen hell war. Sinja wollte daher keine Zeit verlieren.

„Wo ist `M´ ?“, fragte sie, leise flüsternd, den Gehilfen. Der legte nachdenklich den Zeigefinger auf den Mund, schaute über den Rand seiner Brille in den Saal hinein und antwortete dann, ebenfalls flüsternd: „Also, es beginnt hier vorne links bei `A´ und geht dann auf dieser Seite weiter bis `L´. Dann wechselt es auf die andere Seite. `M´ beginnt also ganz hinten rechts mit `Ma´. Der Rest von `M´ steht oben.“

„Vielen Dank! Ich hatte befürchtet, dass ich da rauf muss“, flüsterte Sinja. „Das heißt dann wohl klettern?“

„Das heißt es“, sagte der Hagere trocken, „jedenfalls wenn du M suchst. Du wirst sicher nicht enttäuscht sein. Notendrucke, Originalhandschriften der Komponisten, Briefe, Biografien, alles da, was das Musikerherz begehrt.“

Damit verabschiedete er sich von Sinja, mit dem Hinweis, dass er ihr jederzeit zur Verfügung stehe, sollte sie Fragen haben. Sinja war erleichtert. Ihre Schritte hallten durch den Saal , als sie langsam zum entferntesten Ende des Raumes ging. Dort fand sie, wie von dem Gehilfen angekündigt, auf der rechten Seite ein Regal mit der Signatur Ma. Noch einmal schaute sie ehrfürchtig an den Wänden entlang, an denen sich, bis hinauf zur Decke, Bücher über Bücher stapelten. Puh! Eine Menge Papier. Das kann verdammt viel Arbeit werden, sagte sie sich, griff in die unterste Reihe und zog wahllos einen der Bände heraus, die dort einsortiert standen. MacMillan, James, Konzert für Klavier und Streichorchester Nr. 2. Sie blätterte ein paar Seiten um, schaute sich die Taktstriche und Notenfähnchen an, stellte den Band zurück und griff nach dem nächsten: Mahler, Gustav, Das Lied von der Erde. Ein wunderschöner, brauner Ledereinband, die Schrift in Silberdruck, aber nicht, was sie suchte. Sie ließ Mahler Mahler sein, schob die Partitur an ihren Platz zurück und ließ sachte ihre Finger über die Reihen der anderen Bücher und Schriftstücke gleiten. Manche waren in Kassetten ins Regal gestellt worden, um sie zu schützen. Marschner, H.A., Tagebücher, Noten, Marx, J., Harmonielehre, Konzerte, Weltsprache Musik, Noten, Noten, Martuszewski, M., Melartin, E. Damit endete auch schon das erste Regal.

Ein Paradies, dachte Sinja, wenn man nicht gerade eine entführte Königin zu befreien hat und ganz dringend etwas sucht, von dem man nicht einmal weiß, was es ist. Hier unten jedenfalls war nichts zu finden, was auch nur im Entferntesten an Myrianas Botschaft erinnerte. Sinja begann, zu zweifeln. Vielleicht hatte die Königin doch etwas anderes gemeint. Vielleicht hatte sie sich verrannt und die Bibliothek war der völlig falsche Weg? Doch aufgeben wollte sie noch nicht.

Sie stieg die kleine Holztreppe hinauf, um ein Stockwerk höher weiter zu suchen. Sie fand Noten und nochmals Noten von Mendelssohn-Bartholdy, Biografien ohne Ende, Briefe. Messiaen, O., Noten, Noten, Noten. Weiter und immer weiter arbeitete sie sich durch die Reihen der Bücher hindurch. Sie fand Montemezzi. Langsam begannen die Buchrücken vor ihren Augen zu tanzen, die Buchstaben zu verschwimmen. Monteverdi, L´Orfeo, Opern,….Noten, noch mehr Noten, Biografien….und….am Ende….nichts! Nichts, was ihr etwas genützt oder sie auch nur auf einen Gedanken gebracht hätte, was mit dem seltsamen Code anzufangen war, den die Königin auf ihrem Spiegel hinterlassen hatte. Sie setzte sich auf einen der Tritte und grübelte.

„Eigentlich hab´ ich ja nur geraten und weiß überhaupt nicht, ob das alles Sinn macht“, sagte sie zu sich selbst, „vielleicht vertue ich hier nur meine Zeit, wichtige Zeit, die wir besser nutzen sollten, um nach Königin Myriana zu suchen. MWAZFb….So ein Blödsinn! Vielleicht heißt das etwas ganz Anderes. Wie bin ich nur auf den idiotischen Gedanken gekommen, dass ich hier in der Bibliothek etwas finden könnte?“ Die Enttäuschung und ihre trüben Gedanken nahmen ihr den Schwung, mit dem sie anfänglich begonnen hatte. Sie vergrub ihr Kinn in den Händen, war frustriert. So ein Mist! Sollte sie, unverrichteter Dinge, zu den Elfen zurückkehren? Nein! Sicher nicht! Wenigstens wollte sie alle `M´- Regale durchgeschaut haben, bevor sie sich endgültig von dieser Idee verabschiedete.

Sie gab sich einen Ruck und begann mit dem nächsten Regal. Mos. Moscheles, Ignaz war der Erste in dieser Reihe. Klavierkonzerte 1 bis 7. Nein! Nein! Das war es nicht. Ein M, aber kein W und schon gar kein A. Moszkowski, M.? M.M? Passt nicht! Mozart, Wolfgang? Zum Verzweifeln! Ein M, ein W, kein A. Der Nächste. Mozzani, Luigi und das Regal war zu Ende. Zum Haare raufen! Nächstes Regal? Stop! Sinja stutzte und ging noch einmal eine Reihe zurück. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Mozart, Wolfgang? Hieß der nicht Amadeus? Wolfgang Amadeus Mozart oder umgekehrt, Mozart, Wolfgang Amadeus! Das könnte doch was sein! Sinjas Atem ging schneller.

MWA….Mozart….Wolfgang Amadeus….Das könnte sie gemeint haben. MWA, das ist der Amadeus – Code, dachte Sinja und lachte leise in sich hinein. Wenn ich mal annehme, dass das stimmt, was bedeutet dann ZFb? Und warum hat sie alles Andere groß und nur dieses verflixte b klein geschrieben? Langsam, langsam, mahnte sie sich zur Sorgfalt. Eins nach dem Anderen. Noch einmal sah sie sich, der Reihe nach, alle Schriftstücke an, die in diesem Regal unter Mozart, Wolfgang einsortiert waren. Kammermusikwerke mit Klavier, Kammermusik ohne Klavier, Kirchenmusikwerke, Klavierkonzerte, Klaviermusikwerke, Opern, Sinfonien. Wahnsinn, dieser Mensch muss Tag und Nacht gearbeitet haben, dachte sie bewundernd. Wie kann man, in einem so kurzen Leben, so unfassbar viele Sachen komponieren? Vor allem die dicken Bücher mit den Noten und Texten der Opern hatten es ihr angetan. In alphabetischer Reihenfolge stand dort eine vollständige Sammlung aller achtzehn Opern, die Mozart in seinem Leben geschrieben hatte.

Sinja ließ langsam ihre Finger über die Buchrücken gleiten. `Così fan tutte´, `Don Giovanni´, `Entführung aus dem Serail´. Lauter Opern, von denen sie schon einmal irgendwo gehört oder gelesen hatte. `Le nozze di Figaro´, etwas weiter hinten….und….und….und….als Letztes….Z….`Die Zauberflöte´. Die Zauberflöte? Moment! Das könnte ZF sein. Ja, natürlich, die Zauberflöte….ZF ist die Zauberflöte. „Mensch, Sinja“, sagte sie zu sich selbst und klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Das Geräusch hallte durch den Saal wie ein Peitschenknall und erregte den Unmut der Lesenden. Die fühlten sich gestört. Sinja war das einigermaßen egal. Sie war aufgeregt, fasste wieder Mut. Neue Kraft durchströmte ihren Körper. Vielleicht hatte sie gerade entdeckt, wonach sie gesucht hatte. Möglicherweise war sie der Lösung des Rätsels einen Schritt nähergekommen. Mozart, Wolfgang Amadeus, Zauberflöte. Und das b? Was sollte dann dieses kleine b?

Die Noten, ich muss mir die Noten ansehen, dachte Sinja. Sie wollte eben das dicke Buch aus dem Regal ziehen, als sie bemerkte, dass da noch etwas Anderes war. Halb neben, halb hinter die Partitur der Zauberflöte gequetscht, klemmte eine kleine, schmuddelige Kladde mit einem zerschlissenen, braunen Ledereinband. Entweder war sie beim Aufräumen vergessen oder ungeschickt dort versteckt worden. Oder, dachte Sinja, jemand wollte, dass ich dieses Ding dort finde. Neugierig nahm sie das kleine Buch in die Hand, blies den Staub vom Umschlag und las den Titel. Handschriftlich war in das Leder hineingekratzt: `Tagebuch von Wolfgangus Amadé Mozart´. Sinja starrte mit großen Augen auf das kleine, dreckige Ding. Am liebsten hätte sie laut gejubelt, ihre Freude hinausgeschrien. Mozarts Tagebuch! Das, wahrscheinlich, einzige erhaltene Exemplar im Original. Sinja, beherrsche dich, mahnte sie sich selbst zur Ruhe. Du bist in einer Bibliothek. In diesem Moment hörte sie leise Schritte auf der Holztreppe. Wenig später stand der dürre Gehilfe vor ihr, schaute sie streng über den Rand seiner Brille an und machte ihr durch Handzeichen klar, dass die Bibliothek bald schließen würde und sie sich doch bitte beeilen möge. Gut, dachte Sinja, also erst die Noten. Sie zog das dicke Buch mit der Partitur aus dem Regal. Es hatte einen harten, mitternachtsblauen Kartonumschlag. In großen, silbernen Buchstaben war der Name des Komponisten und der Titel der Oper darauf gedruckt: Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), `Die Zauberflöte´. Oper in zwei Akten nach einem Text von Emanuel Schikaneder. Uraufführung 30. September 1791. Sinja klemmte sich das Buch unter den Arm und stieg, so schnell sie konnte, die Leiter hinunter. Sie setzte sich an einen der Lesetische und schlug die erste Seite auf. Ah! Die Ausgabe mit den englischen Übersetzungen! Dann schaute sie auf die letzte Seite. Oh Gott! Hundertfünfundsechzig Seiten Noten. Das kann dauern. Hoffentlich fällt mir bald was ein, was die Sache abkürzt.

„Pscht!“, zischte ihr Tischnachbar. Oh, dachte Sinja. War ich zu laut oder kann der Kerl meine Gedanken hören. Sie schaute sich verstohlen um und sah, dass der Nachbar spitze Elfenohren hatte. Dass er die unausgesprochene Frage nicht beantwortete, beruhigte sie.

Sie schaute sich das Inhaltsverzeichnis an, danach die erste Seite der Ouvertüre. Schon am allerersten Takt blieb sie hängen. Ein Es-Dur-Akkord. Drei b als Vorzeichen. Moment! Das kleine b. Da war es wieder. Ein Vorzeichen! Hatte die Königin vielleicht ein Vorzeichen gemeint, als sie dieses eine, kleine b hinter Mozart, Wolfgang Amadeus – ZauberFlöte gemalt hatte. Ein b als Vorzeichen? Das war zumindest denkbar, eine Möglichkeit. Ein b? Welche Tonart war das gleich wieder? Sie überlegte. Wie war das mit dem Quintenzirkel? Es gab da diesen Merksatz. Wie ging der? Frische – Brötchen – Essen – Alte – Damen – Gern. Also war ein b F, wie frische….Ein b, das muss F-Dur sein! Gehen wir dieser Spur einmal nach. Wo kommt in dieser Oper F-Dur vor? Sinjas Gehirn arbeitete auf Hochtouren, Presto Vivace. Zum Glück waren die Tonarten der Lieder im Inhaltsverzeichnis angegeben. Das erste Lied in F-Dur fand sich im Finale des ersten Aktes: `Nun, stolzer Jüngling, nur hierher´ war der Titel. Sarastro erklärt Pamina, warum er sie ihrer Mutter entziehen will. Monostatos schleimt sich bei Sarastro ein und versucht Tamino reinzureiten? Nein! Das ist Teil der Oper, hat aber sicher nichts mit Königin Myriana und ihrem Verschwinden zu tun. Nächstes Lied in F: `Marsch der Priester´. Macht keinen Sinn! Das nächste: `O Isis und Osiris´. Ein Lied nach dem anderen ging sie durch, schaute sich alle an, die in F-Dur geschrieben waren. Nichts! Dann, das letzte in F. Das muss es sein, sonst hab´ ich verloren!, dachte Sinja und wurde nervös. `Tamino mein, oh welch ein Glück´ singt Pamina. Oh Mist, was für ein Unglück!, dachte Sinja. Das war wohl nix. Jetzt stehe ich wieder am Anfang. Die ganze Arbeit war umsonst!

Ernüchtert ließ Sinja den Kartondeckel los. Das dicke Buch klappte mit einem dumpfen Geräusch zu. Einige Staubflocken wirbelten fröhlich durch die Luft, als wollten sie sich über Sinjas Verzweiflung lustig machen. Für einen Moment starrte sie in die Weite des Lesesaales und fühlte sich genauso leer wie dieser riesige Raum.

Doch etwas in ihr weigerte sich, gerade jetzt aufzugeben. Irgendwo in ihrem Inneren war noch ein Funke Hoffnung am Glimmen. Doch, womit sollte sie dieses kleine Licht am Leuchten halten? Sie dachte nach. Ein b? Ein b? Plötzlich kam ihr die Idee. Zu jeder Dur-Tonart, das hatten sie doch im Musikunterricht lernen müssen, gab es etwas, das sich parallele Molltonart nannte. Sie war sich damals vollkommen sicher gewesen, dies in der Kategorie `völlig überflüssiges Wissen´ abspeichern zu können. Wofür soll das denn gut sein?, war der Tenor in der Klasse gewesen. Jetzt konnte, wenn ihre Vermutung sich als richtig erwiese, die parallele Molltonart ihr eventuell dabei helfen, Licht in diese Entführungsgeschichte zu bringen. Sie sah das strenge Gesicht ihres Musiklehrers vor sich. Peinlich war das, auch wenn er niemals etwas davon erfahren würde.

Moment! Langsam!, rief sie sich zur Ordnung und versuchte, ihre Gedanken zu Ende zu denken. Wie war das mit der Mollparallele? Verflixt nochmal! Ich muss mich erinnern. F-Moll? Blödsinn! Dass ist keine Parallele. Die war tiefer, aber wieviel? Einen, zwei, drei Halbtöne? Drei Halbtöne! Ich glaube, das war´s, dachte Sinja und jubelte innerlich. Das war es gewesen, was sie gelernt hatten. Die Mollparallele ist drei Halbtöne tiefer. Also ist das was?, fragte sie sich. F, E, Es, D? D-Moll? Vielleicht hatte die Königin mit ihrem b gar nicht F-Dur gemeint, sondern D-Moll? Also, von vorne.

Noch einmal die Suche nach der richtigen Tonart. Erneut schlug Sinja das dicke Buch auf. Sie blätterte. Erster Akt: Nichts! Zweiter Akt: F-Dur, F-Dur, C-Dur, G-Dur, C-Dur und dann, da….endlich…da war es…D-Moll. Das einzige Lied in dieser ganzen Oper, das in D-Moll geschrieben war, war die Arie Nummer 14, `Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen´. Die Arie der Königin der Nacht. Sinjas Herz machte einen Hüpfer. Sie überflog die Textzeilen: Die Königin drückt ihrer Tochter Pamina einen Dolch in die Hand und erklärt ihr, dass sie damit Sarastro zu ermorden hat und wenn sie das nicht täte, sei sie nicht mehr ihre Tochter. Meine Tochter nimmermehr….Ist das die Geschichte? Pamina hat natürlich nicht die geringste Lust, irgendjemandem auf Geheiß ihrer Mutter ein Stück Stahl in den Bauch zu rammen….Würde mich brennend interessieren, was unsere Königin zu diesem Text zu sagen hat. Ich gehe jede Wette ein: das ist es, das Geheimnis des kleinen b. Königin Myriana wollte uns mit ihrem Code auf diese Mutter – Tochter - Geschichte hinweisen! Ich muss mit den Anderen reden! Dringend! Noch einmal ließ Sinja den schweren Kartondeckel fallen. Dieses Mal stoben keine Staubflocken auf.

Sinja und der siebenfache Sonnenkreis

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