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Einleitung
ОглавлениеVerfassungsvergleich
Die österreichische Staatsrechtsprofessorin Anna Gamper bezeichnet die Verfassungsvergleichung im engeren Sinne als Zwillingsschwester der Verfassungsgeschichte. Wenn Verfassungsvergleich den Vergleich im Raum meint, so beschreibt die Verfassungsgeschichte Verfassungen in unterschiedlichen historischen Perioden, es handelt sich um einen Vergleich in der Zeit. In diesem Buch werden Verfassungsvergleichung und Verfassungsgeschichte im Mittelpunkt stehen, also aus der Perspektive des Raumes und der Zeit betrachtet. Es wird hier nicht darum gehen, um mit Bernd Wieser zu sprechen, den „nackten Normenbestand des untersuchten Staates“ zu untersuchen, sondern auch die „politischen, ideologischen, historischen und kulturellen Hintergründe“ zu beleuchten. Der Konstitutionalisierungsprozess, das ist die schriftliche Ausgestaltung von Verfassungen, wird dargestellt, indem die Verfassungen in Tradition und System verglichen werden. Der Vergleich bietet mit seiner empirischen Ausrichtung eine wertvolle Methode, um verschiedene Phänomene von Staaten, Verfassungen und deren Ausformungen zu umreißen, um Gemeinsamkeiten oder Unterschiede herausarbeiten und um dergestalt Modelle und Typologien erstellen zu können.
Verfassungen als evolutionäre Errungenschaften
Verfassungen werden demnach als evolutionäre Errungenschaft betrachtet, aber auch als Gegenstand planmäßiger Gestaltung. Die Legitimation dafür liefert Niklas Luhmann, der Verfassung als Produkt einer Verschmelzung von Politik und Recht betrachtet. Verfassungen gelten im europäischen Bewusstsein als staatsordnende Einrichtungen des Rechtssystems oder auch des politischen Systems von Recht und Unrecht bzw. der Macht und Ohnmacht. Daher erfolgt die vergleichende Darstellung des Konstitutionalisierungsprozesses unter Berücksichtigung der politischen Staatengeschichte und liefert somit eine Verknüpfung von Recht und Politik!