Читать книгу Tödliche Option - Annette Meyers - Страница 5

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»Nur über meine Leiche!«

Auf diesen verbalen Ausbruch folgte ein dumpfer Schlag von solcher Wucht, daß der vergoldete Spiegel vibrierte, als sei jemand gegen die Wand dahinter gestoßen worden. Wetzons Augen wurden groß, als ihr Bild im Spiegel verwackelte. Das Handgemenge – oder was es sonst war – kam aus der Herrentoilette nebenan. Noch ein lauter Schlag, wütende Stimmen.

Der Spiegel bedeckte die Wand fast völlig, so daß es keinen Flecken gab, an dem sie lauschen konnte. Frustriert betrachtete sie ihr Spiegelbild und runzelte die Stirn. »Neugier kann gefährlich sein«, sagte sie.

Die Tür ging auf, und eine Frau in einem schulterfreien roten Taftkleid kam herein. Janet Barnes. Frau von Goldie Barnes, dem Löwen der Wall Street und Vorstandsvorsitzenden von Luwisher Brothers, zu dessen Ehren dieses Abendessen gegeben wurde. Eine riesige rote Schleife bedeckte Janets üppigen Busen und fast den ganzen rechten Arm. Sie rauschte an Wetzon vorbei zu den Kabinen.

Dann setzten plötzlich die lauten Stimmen und das Gerangel wieder ein. Und Wetzon vernahm das leise Grollen einer weiteren Stimme.

Hastig nahm Wetzon ihre winzige, seidene Handtasche mit dem Schnappverschluß und huschte hinaus. Gefährlich oder nicht, sie mußte sehen, wer das war.

Sie stellte sich unauffällig hinter eine dicke rosa Marmorsäule und behielt die Tür zur Herrentoilette im Auge in der Hoffnung, die Männer nicht bereits verpaßt zu haben. Neugierig, Wetzon, schalt sie sich und grinste. Gleich darauf wurde sie durch das Erscheinen des alten Herrn persönlich entschädigt. Goldie Barnes kam aus der Herrentoilette, das Gesicht rot vor Zorn, die Brust in heftiger Bewegung unter dem weißen, gefältelten Smokinghemd. Auf den Fersen folgte ihm Neil Munchen, Goldies Schützling, der für das Telemarketing – Phantasiename für Kundenwerbung über Telefon – bei Luwisher Brothers verantwortlich war. Neil hatte einen schwachen rötlichen Striemen auf der Wange. Sie entfernten sich in der entgegengesetzten Richtung von Wetzons Säule, auf den prächtigen Ballsaal zu. Sie war noch unschlüssig, ob sie hinter ihnen hergehen sollte, da kamen aus der Herrentoilette Christopher Gorham, Leiter der anderen Privatkundenabteilung bei Luwisher Brothers und Wetzons Begleiter an diesem Abend, John Hoffritz, geschäftsführender Direktor, dem Chris und Neil unterstellt waren, in Maklerkreisen unter dem Spitznamen »Search« bekannt, und Destry Bird, der Dritte im Bunde, nicht ganz so freundlich »Destroy« genannt.

Höchst sonderbar. Irgendein Palaver hatte in der Herrentoilette stattgefunden, und es hatte alles andere als freundschaftlich geklungen.

Die drei Männer, wie drei Pinguine in ihren Smokings, blieben vor der Tür stehen. Wetzon brannte darauf, etwas aufzuschnappen, und rückte ganz langsam um die Säule herum. Dann öffnete sich die Tür der Herrentoilette wieder, und wie aus einem Zirkuswagen voller Clowns tauchte noch eine Gestalt auf – ein Mann wie ein Walroß, dick und watschelnd, mit schiefer Fliege. Wetzon kannte ihn nicht. Als hätten sie auf ihn gewartet, öffneten die Pinguine ihren Kreis, um das Walroß aufzunehmen. Es wurde immer merkwürdiger.

»Zuckerstück, da bist du!«

Verflixt. Das mußte ja kommen, daß Smith hereinplatzte, sie beim Lauschen störte und sogar noch die Aufmerksamkeit auf sie lenkte.

»Warum versteckst du dich hinter der Säule?«

Die drei Pinguine nahmen Haltung an, wachsame Augen in erstarrten Gesichtern, und das Walroß machte sich unauffällig, als Smith Wetzons Hand packte, sie hinter der rosa Marmorsäule vorzog und den Blicken aussetzte.

Tödliche Option

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