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2.8 Die Kinderanalyse in Deutschland
ОглавлениеErfuhr die Kinderanalyse in Deutschland am Berliner psychoanalytischen Institut seit den 1920er Jahren insbesondere durch Max Eitingon, der 1923 Ausbildungsrichtlinien formulierte, Karl Abraham und Melanie Klein einen Aufschwung, so verlor ab 1933 »mit der Ausbreitung des Nationalsozialismus, der Emigration jüdischer Mitglieder bzw. Kinderanalytiker und der immer schwächer werdenden Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) die junge, aufstrebende Bewegung – wie Anna Freud die Pionierarbeit der Kinderanalyse nannte – zunehmend an Halt.« (Müller-Brühn 2003, S. 97, vgl. auch Lockot 1994, S. 39 ff.). Heftige Auseinandersetzungen innerhalb der DPG, wie man sich gegenüber dem Anpassungsdruck der Gleichschaltung und zu dem neugegründeten »Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie« unter Leitung von Mathias Heinrich Göring verhalten sollte, führte schließlich 1938 zu deren Auflösung. Der unrühmliche Versuch einer »Rettung« der Psychoanalyse durch den Ausschluss jüdischer Mitglieder 1935 war gescheitert. Damit war auch die Kinderanalyse in Deutschland nicht mehr repräsentiert, die Weiterentwicklung erfolgte nun für lange Zeit in England, den USA, den Niederlanden durch Jeanne Lampl-de Groot, die eng mit Anna Freud zusammenarbeitete, und Frankreich, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg, durch Françoise Dolto, Serge Lebovici und René Diatkine (Holder 2002, S. 43 f.). In den USA waren es v. a. die Emigranten, die das Interesse an der Kinderanalyse in die bereits bestehenden psychoanalytischen Institutionen einbrachten; erst ab den 1950er Jahren etablierten sich Ausbildungsgänge nach Vorbild der Hampstead Klinik.