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Mittelerde vor 1500 Jahren: die Quelle von Mythen und Sagen

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Die Ursprünge der erwähnten Überlieferungen führen meist in die Zeit der Völkerwanderung sowie der folgenden Jahrhunderte zurück, was die wirkliche Mittelerde zur Epoche der Mythen und Sagen macht. Über der Zeit vor dem 5. Jahrhundert liegt der Nebel des Nordwestens, ab und an aufgehellt durch archäologische Funde und die Berichte spätantiker Geschichtsschreiber.

Vor allem die germanischen Heldensagen lassen sich auf historische Gestalten jener Zeit zurückführen. Dietrich von Bern etwa, im Mittelalter die beliebteste deutsche Sagenfigur. Sein Urbild bot der Ostgotenherrscher Theoderich der Große, der 493 bis 526 über Italien herrschte. Neben den historischen Erzählungen spann sich um ihn schon bald ein Geflecht von Sagen und Geschichten. Um 800 findet sich sein Name auf dem schwedischen Runenstein von Rök, während Karl der Große im Hof seiner Aachener Pfalz ein mutmaßliches Reiterdenkmal des Gotenherrschers aufstellen ließ. Wenige Jahrzehnte später taucht sein Name als Deotrîch im „Hildebrandlied“ auf, die Angelsachsen kannten ihn schon früher als Þēodrīc und in Skandinavien erzählte man von Þjóđrekr und Þiđrekr. Im Laufe vieler Generationen legte sich der Schleier des Fabelhaften über den einstigen Herrn Italiens, der aus einem skrupellosen Sieger einen unglücklichen Vertriebenen machte oder ihn gar gegen Riesen, Zwerge und Drachen kämpfen ließ. Außerdem verknüpfte man seine sagenhaften Geschicke mit anderen historisch verbürgten Herrschern, deren Regierung viel weiter zurücklag. Seinen Vorgänger Ermanarich machte man zum bösen Onkel, obwohl er sich als König des Gotenreiches nördlich des Schwarzen Meeres bereits 375 beim Angriff der Hunnen selbst getötet haben soll. Ebenso trat deren Herrscher Attila, gestorben 453, in den Heldenkreis, wo er im Norden als Atli grausam und habgierig, im „Nibelungenlied“ als Etzel besonnen und freundlich auftritt. Der immer noch rätselhafte Name der Nibelungen hängt vielleicht mit „Nebel“ zusammen, was dem Nebel über ihrer Herkunft gerecht würde. Von Siegfried weiß man nichts Genaues, aber der Name Brünhild führt ins Merowingerreich und dort scheint auch alles seinen Anfang genommen zu haben, allerdings in Verbindung mit dem Schicksal des Wormser Burgundenreiches, das 436 unter König Gundahari (Gunther und Gunnar der Heldensage) von Hunnen vernichtet wurde.

Mit der inselkeltischen Überlieferung tut man sich schwerer wegen des Mangels an historischen Überlieferungen. Sicher ist man sich jedenfalls, dass die irischen Manuskripte des 12. Jahrhunderts Geschichten erzählen, die tausend Jahre zurückführen. Mit dem berühmtesten keltischen Sagenheld König Arthur befinden wir uns jedoch wieder mitten in Mittelerde, denn sein historisches Vorbild war ein britannischer Kleinkönig, der zeitweise erfolgreich im 5. oder 6. Jahrhundert gegen die Angelsachsen kämpfte. Diese schätzten mit Beowulf einen Helden aus der Nachbarschaft ihrer alten Heimat, dessen Sage Ereignisse aus Südschweden und Dänemark aus der Zeit um 500 zugrunde liegen.

Im Übrigen führen auch die Göttergeschichten und Mythen nur selten über die Völkerwanderungszeit hinaus. Obwohl man nach den römischen Nachrichten von den germanischen Hauptgöttern Wodan und Donar bereits um die Zeitenwende ausgehen darf, fehlen doch die Mythen dazu, ähnlich bei den alten keltischen Gottheiten wie Teutates, Cernunnos oder Taranis. In Mittelerde trafen sie zusammen – die alten Götter mit ihren Mythen, die Gestalten der Geschichte und ihre Heldensagen.

Die wirkliche Mittelerde

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