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Ritter Lanzeschrott

Von Melanie Wirth aus Kammlach

Es lebte einmal vor langer, langer Zeit (so fangen schließlich alle Märchen an) in einem weit entfernten Land namens Kammelot ein Ritter, der Lanzeschrott hieß. Eigentlich hat er die Bezeichnung Ritter überhaupt nicht verdient, denn er war wie man bei uns sagen würde „a rechter Hundling“ beziehungsweise ein Tunichtgut.

Als er wieder einmal mit seinem Knappen Xaver auf der Suche nach einem neuen Abenteuer durch die Lande streifte, entdeckten sie Prinzessin Kunigunde von Was bin ich schön.

„Ja Xarre, schau mal, wen haben wir denn da? Komm, wir schnappen uns die ausgebüxte Prinzessin und kassieren vom König den Finderlohn“, sagte Lanzeschrott. Xaver antwortete: „Hehehe Schrotti, des isch a super Idee, unsere Geldsocke isch sowieso scho wieder leer.“ Plötzlich verfärbte sich der Himmel blutrot, es blitzte und die Luft wurde unsagbar heiß. „Wooooooaaaaaaaa!!!!“ – ein donnernder Schrei erfüllte die Luft. „Oh nein, oh nein, ich hab doch so eine riesen Angst vor…“, rief der Knappe und zitterte wie Espenlaub. „Adalbert-Wendelin, mein alter Feind!“, schrie Lanzeschrott. Im gleichen Augenblick packte Adalbert die Prinzessin und trug sie mit sich fort. Kunigunde konnte gerade noch ein gelangweiltes „Hilfe, Hilfe“ ausstoßen. Warum gerade ein gelangweiltes? Naja, ihr größtes Hobby war eben, sich entführen zu lassen. Ganz oben auf ihrer Kidnappingliste stand: Mich von einem Drachen fangen lassen.

Die beiden Gesellen machten sich auf den Weg zur Höhle des Drachen. Der Aufstieg zum Gipfel des Guggenberges war lang, gefährlich und sehr anstrengend. Aber nach zehn Minuten und elf Sekunden war die Tortur vorbei – endlich standen sie vor dem Höhleneingang. Lanzeschrott blickte auf ein Schild. „He Xarre, was steht denn auf der Tafel, ist das etwa ein heimtückischer Zauberspruch, der uns in stinkfüßige Schnorchelpatscher verwandeln soll?“ „Hmm, wart amoal.“ Xaver begann zu lesen. Nach einer Weile sagte er: „Naa, mir sollat bloß unsere Schuah ra doa!“ So zogen beide ihre Stiefel aus und traten in die blitzeblank geputzte Höhle ein. Was? Ihr habt noch nie einen Drachen mit Putzfimmel gesehen? Dann kennt ihr aber nicht den Drachen Adalbert!


„Adalbert, zeige dich und kämpfe mit mir! Ich will die holde Kunigunge von Was bin ich schön aus deinen Pranken befreien!“ Aus dem Inneren hörten sie ein leises, schlurfendes Geräusch auf sich zu kommen. Da sahen sie es, es war: „Prinzessin Kunigunde!?“, riefen die beiden ungläubig. Tatsächlich, dort stand sie vor ihnen, in ihren rosa Plüschpantoffeln und schimpfte: „Saperlot und Heideblitz nochmal, was schreit ihr denn hier so rum? Also wirklich, schämt’s euch!“ „Ja, ja, aber, aber… wir wollten dich doch aus dem Kerker befreien“, stammelte Lanzeschrott. Die Prinzessin antwortet: „Pffff, mich braucht man doch nicht zu befreien, das mach ich schon selber! Außerdem gibt’s hier überhaupt keinen Kerker, höchstens eine Dachterrasse. Auf der sitzen wir auch grad und grillen.“

Lanzeschrott schaute verdutzt drein und verstand die Welt nicht mehr. Grillen? Dachterrasse? Xaver merkte jetzt erst, dass er einen Bärenhunger hatte und meldete sich zu Wort: „Also i hätt nix gegen a guats Steak!“ „Keine Steaks, nur gegrilltes Gemüse. Unser Adalbertchen ist doch Vegetarier!“, antwortete Kunigunde. Diese Aussage gab Lanzeschrott den Rest, und er vergaß ganz, dass er und der Drache eigentlich Feinde waren. So saßen die vier viele Sommer auf der Terrasse zusammen und redeten über Gott und die Welt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann grillen sie noch heute… – Ende, Gelände.

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