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Die Abenteuer von Leonie und Noel

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Von Maria Anna Böhm aus Augsburg

Am Abend, wenn auf der Erde die Erdenkinder ins Bett mussten, begann für Leonie und Noel am Himmel die Arbeit. Denn dann mussten die beiden die ganze Nacht über leuchten, damit es auf der Erde nicht zu dunkel wurde und die Menschen sich in der Nacht zurechtfanden. Aber die beiden Sternenkinder hatten nur Unsinn im Kopf und das wurde manchen anderen Sternen zu viel. Sie gingen zum Vater Mond und erzählten ihm, was die beiden so allerhand Späße auf Kosten der anderen trieben. Vater Mond hörte sich das alles geduldig an und meinte, es seien ja noch kleine Sterne, und so schlimm könne es ja gar nicht sein. Aber als er weiter zuhörte, meinte er, dass es doch vielleicht an der Zeit war, etwas zu unternehmen. So rief er eines Tages die beiden Sternenkinder zu sich. Sie sollten sich beim Vater Mond eine Standpauke abholen.

Als Noel und Leonie hörten, dass sie zu Vater Mond kommen mussten, erschraken sie sehr und bekamen es mit der Angst zu tun. Sie beschlossen abzuhauen und dorthin zu gehen, wo sie immer spielen und rumtoben konnten und keiner, überhaupt niemand, es ihnen verbieten konnte. O je, gab es so einen Ort überhaupt? Und wo war der eigentlich? Nachdem sie einige Zeit herumgerätselt hatten, meinte Noel, er habe schon von so einem Ort gehört, aber der wäre ganz weit weg! So packten die kleinen Sternenkinder ein paar Sachen zusammen, auch Stiefel und Regenumhang wurden eingepackt, falls es unterwegs zu regnen anfangen würde. Natürlich mussten auch ihre Kuscheltiere mit: Leonie packte ihre Lieblingspuppe ein und Noel sein Lieblingsstofftier, ein Schwein namens Joschi.

Als am Morgen die anderen Sterne ins Bett gingen, schlichen sich die beiden Sternenkinder davon. Es war ja so lustig, endlich konnten sie herumhüpfen und toben, wie es ihnen gefiel. Am Tag, wenn es hell war, gingen sie. Und am Abend versteckten sie sich, damit ihnen niemand begegnete und sie fragen konnte, wohin sie wollten oder woher sie kamen. Es war toll, endlich tun zu können, worauf sie Lust hatten. Dass sie auf ihrer Reise einige Abenteuer erleben würden, ahnten beide noch nicht.

Als Leonie und Noel so fröhlich dahingingen, kamen sie an einem Haus vorbei. Vor dem Gartentor lag ein Himmelhund und schlief. Noel, der übermütig war und etwas anstellen wollte, bewarf den Hund mit Wolkenbällchen. Der Himmelhund regte sich erst überhaupt nicht. Noel traute sich immer mehr und hüpfte vor dem Hund herum. Er streckte die Zunge raus und rief „du dummer Hund, komm und trau dich doch“. Lachend und Faxen machend vergaß er alle Vorsicht. Auf einmal aber hob der Hund seinen Kopf und fing an zu knurren. Mit einem Satz sprang er auf die beiden zu. Vor Schreck fingen Leonie und Noel immer wieder lauthals an zu schreien und rannten ganz schnell davon. Der Himmelhund hinter den beiden her und versuchte, nach ihnen zu schnappen. Da stand plötzlich ein Baum vor ihnen. Schwups kletterte Noel daran hoch, drehte sich um und zog Leonie gerade noch zu sich hoch, bevor der Hund zuschnappen konnte. Huch, das war ja noch mal gut gegangen!


Sie waren froh, in Sicherheit zu sein. Nach einiger Zeit wollten die beiden aber wieder von da oben runter, der Himmelhund aber stand ja immer noch unter dem Baum und bellte. Dann kam endlich der erlösende Pfiff von seinem Herrchen und der Hund sprang davon, aber nicht ohne vorher noch mal so richtig böse nach oben zu bellen. Als die beiden Sternenkinder dann vom Baum stiegen und weitergingen, saß ihnen der Schreck noch ganz schön in den Gliedern, und Noel meinte: „Das mach ich nie wieder.“ Er hatte noch einige Zeit ganz schön Angst und machte um jeden Himmelhund einen weiten Bogen.

Als sie wieder weitergingen, kamen sie an einen Zauberwald. Was die beiden nicht wussten: Auch in den Wolken gibt es einen Zauberwald, in dem es vor Sternenkobolden, Sternenfeen und auch Sternenhexen nur so wimmelte. Die Hexen waren ausgestoßene Sterne, die mal ganz böse waren und in den Wald geflohen sind, um dort ihr Unwesen zu treiben. In diesen Wald ging keiner von den anderen Sternen, denn man erzählte sich ganz gruselige Geschichten, was dort schon alles passiert sein sollte. Aber das wussten unsere beiden Sternenkinder natürlich nicht und gingen hüpfend und lachend in den dunklen Wald hinein.


Nach kurzer Zeit hatten sie schon die erste Begegnung mit einer Sternenfee. Sie stand zur Wache an diesem Wald, um den verirrten Sternen zu sagen, dass es im Wald nicht ganz ungefährlich ist. Sie stellte sich den beiden Sternenkindern in den Weg und fragte: „Wo wollt ihr beide denn hin?“ Noel und Leonie sagten gleichzeitig: „Wir wollen in das Wolkenland, in dem man immer Spielen und Unsinn machen kann.“ Die Sternenfee, die ja auch zaubern konnte, meinte, sie wolle mal schauen, ob es so einen Ort überhaupt gäbe. Sie nahm ihren Zauberstab, schwang ihn hin und her, machte Kreise und murmelte was dabei, das sich so anhörte wie „radibi, radibibum, zeig mir, wo das Spielwolkenland ist“. Aber der Zauberstab zeigte nichts, und die Fee meinte, die beiden sollen lieber wieder nach Hause zurückgehen. Den Ort, den sie suchen, gebe es ja gar nicht und in diesem Wald wäre es für die beiden viel zu gefährlich. Aber da hatte sie nicht mit dem Dickkopf der beiden Sternenkinder gerechnet. Die glaubten ihr einfach nicht und dachten nur daran, welches Donnerwetter zu Hause auf sie wartete. Und so gingen sie einfach weiter. Die gute Fee aber begleitete die beiden heimlich, um auf sie aufzupassen.

Zu Hause hatten die Eltern und Freunde das Verschwinden der beiden Ausreißer schon bemerkt und suchten ganz aufgeregt nach ihnen. Sie gingen auch zum Vater Mond und baten ihn um Hilfe. Vater Mond dachte: „Vielleicht meinte ich es doch etwas zu streng mit ihnen.“ Und es tat ihm auch leid, denn es waren ja doch noch kleine Sternenkinder. Er rief alle möglichen Leute an, Freunde, Bekannte, und die riefen wiederum ihre Freunde und Bekannten an. Also, da war schon ganz schön was los, da oben am Himmel!

Währenddessen gingen die beiden Sternenkinder immer weiter. Jetzt waren sie aber nicht mehr ganz so lustig und ausgelassen wie zu Beginn ihres Weglaufens von zu Hause. Leonie und Noel bekamen Hunger und Durst. Es machte das ganze Herumtollen irgendwann auch keinen Spaß mehr, vor allem, wenn man niemanden mehr dabei ärgern konnte. Leonie fing an zu weinen. Sie wollte zu ihrer Mama und ihrem Papa und auch wieder in ihrem Bett schlafen mit dem kleinen Schmusetier, der Ente. Auch vermisste sie die Schlafgeschichten von Mami. Ja, ja; da mussten die beiden doch zugeben, dass es doch nicht so schön war, nur Blödsinn zu machen.

Die gute Fee hörte die kleine Leonie weinen und brachte die beiden Sternenkinder zu einer Sternen-Polizeistation. Die Männer auf dem Revier hatten ganz viel Mitleid mit den beiden und brachten sie selbst ganz schnell mit dem Polizeiflugauto nach Hause zurück.

Als Leonie und Noel dann endlich wieder zu Hause waren, mussten sie trotzdem zum Vater Mond, um sich die Standpauke abzuholen. Aber Vater Mond war ganz lieb zu ihnen, als er mit ihnen redete. Und bald verstand er auch, dass die beiden noch zu klein waren für die lange Arbeitszeit. Die ganze Nacht am Himmel zu leuchten, das war einfach noch zu lang für die beiden. So vereinbarten sie, dass Noel und Leonie nur noch ein paar Stunden in der Nacht am Himmel leuchten mussten. Er verstand die beiden sehr gut, denn er war ja auch mal ein Kind, das genauso Unsinn im Kopf hatte. Aber sie mussten ihm fest versprechen, mit einem ganz großen Sternenehrenwort, dass sie niemals mehr ausreißen würden. Denn die Eltern, Freunde, Nachbarn und Verwandten der beiden Sternenkinder hatten sich ganz große Sorgen um Leonie und Noel gemacht.

Am Abend, wenn ich am Fenster meiner Wohnung sitze und mir den Sternenhimmel ansehe, kann ich manchmal beobachten, dass zwei kleine Sterne immer hin und her schwenkten oder auch mal hüpften und wie zwei kleine Kobolde umhertanzten. Also packte ich eines Nachts meine Koffer, um eine Reise in den Sternenhimmel anzutreten und um zu sehen, was dort oben los war. Und ich wollte die Sternenkinder Leonie und Noel kennenlernen. Jetzt wirst du dich bestimmt fragen, wie kommt man denn in den Sternenhimmel. Das geht ganz einfach. Du schließt die Augen, und vor deinem inneren Auge siehst du den Himmel. Dann wandern deine Gedanken hoch zu den Sternen und du gehst los zu einer ganz hohen Treppe. Die musst du emporsteigen, und wenn du oben bist, setzt du dich auf eine kleine Fahrzeugwolke, die dort extra für Besucher steht. Auf dieser Wolke machst du es dir bequem, und dann kannst du im Sternenhimmel herumfliegen.

So eine Reise habe ich angetreten. Als ich auf der Fahrzeugwolke saß und so herumflog, um die beiden kleinen Sterne zu suchen, sah ich viele Dinge, den großen Bären, und, und, … es war einfach wunderschön und ich hatte ein ganz tolles Gefühl in meinem Bauch, so als ob tausend Schmetterlinge darin herumfliegen würden. Irgendwann sah ich die beiden Sternenkinder wie sie fangen spielten. Als sie mich sahen, kamen sie neugierig zu mir her. Ich sprach sie an und fragte sie, wie sie denn heißen und was sie denn gerade machten. Der Sternenjunge hieß Noel und das Sternenmädchen Leonie, und sie sagten, sie spielten fangen. So hab ich die beiden kennenlernen dürfen und sie ganz lieb gewonnen. Ab und zu besuche ich die beiden noch und wir sind ganz gute Freunde geworden.

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