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Der Engel und die Mäuse

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Von Birgit Hinne aus Stöttwang

Es war einmal vor langer Zeit, da gab es auf der Erde eine große Mäuseplage. Die Menschen waren darüber sehr unglücklich, denn die Mäuse fraßen das Getreide und die Früchte auf den Feldern und in den Gärten und sie kamen auch in die Ställe und Häuser und nagten alles an, was sie finden konnten. Was sie nicht komplett verputzten, konnten die Menschen trotzdem nicht mehr essen, weil alles mit Mäusepipi und Mäusekötteln vermischt war.


Natürlich gab es damals auch schon Katzen, die von jeher als Mäusefänger bekannt sind. Obwohl es wirklich viele Katzen gab und die Menschen diese auch gut behandelten, weil sie ihnen bei der Mäusejagd halfen, wurde die Anzahl der Nager nicht wirklich weniger. So ging es eine lange Zeit: Die Mäuse vermehrten sich und die Katzen fraßen so viele von ihnen, wie sie nur konnten.

Nun weiß ja jeder, dass Katzen sehr verspielte Tiere sind. Das war auch schon immer so. Als es nun Mäuse im Überfluss gab und die Katzen sich täglich vollfressen konnten, fingen sie an, mit den übrigen Mäusen zu spielen. Wer schon einmal ein Katz-und-Maus-Spiel gesehen hat, weiß, wer der Gewinner ist. Da ein voller Bauch bekanntlich müde macht und das Mäusespiel allmählich langweiliger wurde, ließ der Eifer der Katzen dann auch bald nach. Sie vergnügten sich nur noch halbherzig und kurz mit den gefangenen Mäusen und legten sich lieber zu einem ausgedehnten Nickerchen nieder. Nachdem die Katzen fertig gespielt hatten, lagen dann viele Mäuse wie tot auf der Erde.

Damals war es auch noch so, dass gelegentlich ein Engel auf seiner Wolke zur Erde reiste und sich dort umsah. Eines Tages kam eben gerade so ein reisendes Engelein in ein Gebiet und sah von seiner Wolke aus viele reglose Mäuschen auf dem Boden liegen. Dem Engel taten die toten Nagetiere so leid, dass er beschloss, sie auf seine Wolke zu laden und persönlich zum Eingangstor vom Mäuseparadies zu bringen. Wie aber die Wolke höher stieg und die Luft frischer wurde, bewegten sich die Mäuse plötzlich wieder. Ein Schwänzchen wackelte, ein Näschen schnupperte, Barthaare zitterten und Äuglein öffneten sich.


Das Englein hatte ohnmächtige und erschöpfte Mäuse, die die Katzen als tot liegen gelassen hatten, auf seine Wolke geladen – nun wachten alle auf und erhoben sich. „Oh je, was mache ich denn jetzt bloß“, überlegte der Engel, „lebendig kann ich sie nicht ins Mäuseparadies bringen. Und auf die Erde kann ich sie auch nicht zurückbringen. Wenn ich sie dort absetzen würde, wo ich sie gefunden habe, fressen die Katzen sie dieses Mal bestimmt mit Stumpf und Stiel. Die Armen haben schon so viel mitgemacht, das kann ich ihnen nicht antun.“

Nun war das Englein aber mit Zauberkräften ausgestattet und hatte plötzlich eine Idee. Zu den Mäusen gewandt sprach es: „In das Mäuseparadies im Himmel könnt ihr nicht und auf die Erde zurück auch nicht. Ihr dürft in Zukunft zwischen Himmel und Erde leben!“ Daraufhin nahm es einen kleinen Zauberstab aus seinem Kleid, berührte jedes Mäuschen damit und in kurzer Zeit waren allen Mäusen Flügel gewachsen. Sie flogen glücklich davon. Seit dieser Zeit gibt es Fledermäuse auf der Erde.

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