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Kapitel 2

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Als Eleonora aus dem Zimmer trat, stand nicht nur Sarina vor ihrer Tür, auch Lucius lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Sein blondes Haar war zerzaust und seine Kleidung verknittert. Für gewöhnlich gab sich der Ritter mit seinem Erscheinungsbild mehr Mühe, aber wie es schien, hatte auch er sich seit ihrer Rückkehr von der Lunara-Insel nicht umgezogen.

Lucius war durch einen Fluch, der eigentlich ein Schutz war, fünfhundert Erdenjahre in seiner Burg eingesperrt gewesen und nicht gealtert. Sein Verhalten wirkte deswegen manchmal ein wenig befremdlich. Dennoch hatte Eleonora sich in ihn verliebt. Er war treu und besonnen, hatte es immer geschafft, sie zu beruhigen. Der Ritter schenkte ihr Sicherheit, die sie im Moment so sehr brauchte, und doch wusste sie, dass es ihm gegenüber nicht gerecht war, wenn sie seine Nähe suchte. Gleichzeitig nagte das schlechte Gewissen an ihr, weil sie in diesen Momenten Aestus aus ihren Gedanken verdrängte.

Ihre Blicke trafen sich und Lucius ließ seine Arme sinken. »Soll ich gehen?«, wollte er mit kratziger Stimme wissen.

Eleonora schüttelte den Kopf. »Nur wenn du gehen möchtest.«

Lucius fuhr sich durch seine Haare und musterte sie mit seinen dunkelblauen Augen. »Ich gehöre an deine Seite. Ich habe dir versprochen, dass ich dir helfen werde, diesen Kampf zu gewinnen, und ich habe meine Meinung nicht geändert. Und Sarina meinte, du würdest die Suche nach dem Portal beginnen und vermutlich Hilfe benötigen.«

Eleonora ging zu ihm und ergriff seine Hände. »Ich danke dir. Du weißt nicht, was mir das bedeutet …«

Er nickte und erwiderte den Druck ihrer Finger. »Wo sollen wir die Suche beginnen?«

Das Amulett begann zu strahlen und Eleonora ließ Lucius los, um danach zu greifen. Sie schloss die Augen und lauschte. »Wir sollten in den Hof gehen«, murmelte sie.

»Den Hof haben wir doch bereits abgesucht«, warf Sarina ein. »Ebenso wie den Keller und jeden Raum des Schlosses. Vielleicht waren die Informationen, das Portal liege hier, doch falsch.«

Eleonora dachte an die Geschichte, die Seratus, der Magierkönig, dessen Mutter eine Lunara gewesen war, ihr erzählt hatte. Das Schloss war auf den Trümmern des Portals erbaut worden, ein Geschenk von Seratus’ Vater an seine Mutter. Außer Eleonora, Lordor und vermutlich Sarina wusste niemand, dass der Magierkönig bereits mehrere Hundert Erdenjahre alt war.

»Es muss hier sein«, flüsterte Eleonora und strich über das warme Metall ihres Amuletts.

Das Schmuckstück zeigte nicht nur, dass sie von den vier erdfremden Völkern abstammte, es schien auch eine eigene Magie zu besitzen. Sie hatte sich ebenso verändert wie Eleonora selbst und je mehr sie von ihren Kräften entdeckte, umso facettenreicher wurde die Schwingung des Amuletts.

Es führte sie durch einen dunklen Gang, leuchtete ihnen den Weg. Die Magie war auch in Aquaris bereits so schwach, dass man auf magische Lichter verzichtet hatte. Nur der Mond, der strahlend hell am Himmel thronte, spendete ein wenig Licht. Es fiel silbrig durch die hohen Fenster des Schlosses und jedes Mal, wenn ein Strahl sie berührte, kam es Eleonora vor, als würde ihre Stärke Stück für Stück zurückkehren. Der Mond schien eine eigene Kraft in sich zu tragen und Eleonora dadurch neuen Mut zu schenken. Und endlich verstand sie auch, wieso.

Als sie den Hof erreichten, war Eleonora überrascht, den Magierkönig und einige Lunara dort zu finden. Sie hatte gedacht, dass man während der Nacht die Suche unterbrechen würde.

Seratus wandte sich ihr zu und hob eine Augenbraue. »Ihr seid recht früh auf den Beinen«, stellte er erschöpft fest. Dann riss er die Augen auf. »Es ist doch nicht wegen Lordor, oder? Er ist nicht …«

Eleonora hob rasch die Hände. »Nein, der Zustand meines Vaters ist unverändert. Zumindest habe ich nichts anderes gehört.« Sie sah Sarina an, die zustimmend nickte.

Sichtlich erleichtert stieß Seratus den Atem aus. »Den Göttern sei Dank.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Was führt euch sonst um diese Uhrzeit her?«

Eleonora ließ ihren Blick über die Lunara schweifen. Es befanden sich tatsächlich keine Magier oder Elfen hier, von Menschen ganz zu schweigen. Sie lächelte, als sie Hektor entdeckte, der sich auch an einem Lächeln versuchte, das ihm nicht ganz gelang. »Ich denke, ich kann das Portal finden«, verkündete sie.

Der Magierkönig, dessen hellblondes Haar und blaue Augen eine untypische Mischung für Magier darstellten, die für gewöhnlich sehr buntes Haar und Iriden in derselben Farbe hatten, stieß noch einmal den Atem aus. »Wie, wenn ich fragen darf? Wir haben alles versucht, aber ohne eine Priesterin scheint es unmöglich, das Portal zu finden.«

Der Blick des Magierkönigs fiel auf Eleonoras Amulett, das stärker leuchtete. Seine Mundwinkel zuckten.

»Ich verstehe. Du wirst dein Licht nutzen.«

Eleonora wollte widersprechen, ließ es dann aber. Sie war sich nicht sicher, ob Seratus ihr glauben würde, dass sie mit einer vermeintlichen Göttin sprach.

»Dann bitte, versuch dein Glück. Wenn du das Portal nicht findest, wird es wohl niemandem gelingen, denn mir gehen die Ideen aus«, gab Seratus zu.

Der Magierkönig trat zur Seite und ließ Eleonora vorbei. Sie schritt neben Sarina und Lucius auf die Mitte des Platzes. Die Lunara, die nach dem Kampf gegen den Schatten und dem beschwerlichen Aufstieg ihrer Insel verloren wirkten, hielten in ihren Beschwörungen inne, um das Portal sichtbar zu machen, und beobachteten sie.

Abgesehen von Hektor wagte es aber keiner, näher zu kommen. Der Lunara verneigte sich vor Eleonora, bevor er an ihre Seite trat. Er hatte ihr auf der Insel der Lunara geholfen und war ihr beigestanden. Seine Mutter Merana und Sarina waren Schwestern gewesen. Eleonora vertraute ihm, vor allem seit sie sich nach den Verlusten, die sie beide erleiden mussten, gegenseitig Trost geschenkt hatten.

»Wie willst du das Portal finden?«, fragte er leise, als Eleonora ihre Kreise im Hof zog.

Schweigend deutete sie auf ihr Amulett und Hektor nickte.

Eleonora schloss die Augen und lauschte der Stimme, die sie leitete. Ein Klingeln mischte sich hinzu und sie wusste, dass ihr eigenes Licht erwachte. Sie hatte es seit dem Aufstieg zwar gespürt, nachdem sie von der Magie fast verschlungen worden war, die durch ihren Körper floss, um die Insel zu heben, aber es nicht mehr einsetzen können. Doch jetzt erstrahlte es und führte sie.

Ihre Hände zitterten, als das Geräusch plötzlich anschwoll. »Genau hier«, flüsterte ihr die Stimme zu.

Eleonora öffnete ihre Lider und blickte auf den sandigen Boden. Die Erde pulsierte unter ihr und sie ging in die Knie. Dies war kein gewöhnlicher Knotenpunkt der magischen Linien. Eine andere, uralte Magie wirkte genau an dieser Stelle.

Sarina und Lucius knieten sich neben ihr hin und ihre Großmutter berührte das schwache Glimmen, das mit einem Mal durch die Erde drang. Die Lunara nickte. »Ich denke, du bist fündig geworden«, verkündete sie. »Berühre es und es wird sich offenbaren.«

Eleonora holte tief Luft und führte eine Hand zu dem zarten Licht. Kaum hatte sie ihre Fingerspitzen daraufgelegt, schwoll es an und Linien brachen durch die Erde hindurch, hoben sich hell leuchtend von der Dunkelheit ab.

Die Lunara keuchten, als die Linien fast den gesamten Schlosshof durchquerten und dabei Muster bildeten, die Eleonora noch nie gesehen hatte. Nachdem ein gewaltiger Kreis mit Zeichen entstanden war, erlosch das Licht.

Eleonora war sich nicht sicher, ob die Magie versagt hatte, als der Boden zu ihren Füßen zu beben begann. Lucius reagierte schnell, fasste ihre Oberarme und zog sie mit sich fort, brachte sie gerade noch in Sicherheit, bevor die Erde sich erhob und Stück für Stück ein Gebilde aus Silber freigab.

Lucius murmelte Worte, die sie nicht verstand, als ein Bogen, höher als das Schloss, sich gegen den Nachthimmel abzeichnete. Immer noch bebte der Boden, aber Eleonoras Neugierde war stärker als ihre Furcht. Während sich Symbole am Rahmen des Bogens formten, der sie an einen Spiegel ohne Glas erinnerte, schritt sie um das Tor herum, betrachtete es von allen Seiten und fragte sich, ob es tatsächlich das Portal war, nach dem sie gesucht hatten.

Sie warf ihrer Großmutter einen zweifelnden Blick zu. »Wieso öffnet es sich nicht?«

Sarina zuckte mit den Schultern. »Die Zeichen darauf stammen von den Clavema, einem alten Volk, das einst die Schlösser für die Portale erschuf. Wie es scheint, haben sie diesen Durchgang versiegelt.«

»Und wie öffnen wir ihn?«, fragte Lucius, der Eleonora nicht aus den Augen ließ.

»Das gilt es, herauszufinden«, meinte Sarina ernst. »Wir sollten deinen Großvater holen. Vielleicht weiß er etwas. Die Hüter der Auronen sammelten das Wissen. Wir können nur hoffen, dass er sich an die Magie erinnert.«

Die Weltportale (Band 3)

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