Читать книгу Die Weltportale (Band 3) - B. E. Pfeiffer - Страница 21
Kapitel 12
ОглавлениеEin seltsamer Geruch stieg ihr in die Nase und Eleonora versuchte, die Augen zu öffnen. Grelles Licht blendete sie und sie blinzelte dagegen an.
»Sie ist wach«, sagte eine ihr völlig fremde Stimme.
Hastig wollte Eleonora sich aufsetzen, doch ihr Kopf dröhnte und sie sank benommen zurück auf das weiche Lager.
Nina … die Dunkelheit … und … »Lu…cius«, brachte sie hervor und allein das kostete sie mehr Kraft, als sie aufbringen konnte.
Die Gesichter, die in ihrem Blickfeld auftauchten, wirkten jung und nicht so, als verstünden sie, was sie von sich gab. Als sie jedoch die kaum erkennbaren Sonnen auf der Stirn der zwei Frauen und Männer bemerkte, atmete sie erleichtert durch.
Die Auronen hatten sie gefunden und gerettet. Der Ring von Lady Graie musste sie geleitet haben.
»Ich denke, sie meint ihre Begleiter«, mutmaßte eine der Frauen, deren wallendes Gewand feuerrot war.
»Aber welchen?«, warf einer der Männer ein, der in einen langen Gehrock in dunklem Grün gehüllt war.
Eleonora schluckte. War außer Lucius noch jemand verletzt worden? »Der Ritter … Rot und Schwarz«, krächzte sie und schluckte gegen die Trockenheit in ihrer Kehle an.
Der Blick der zweiten Frau, die ein langes Kleid in hellem Blau trug, wurde mitfühlend. »Er wurde schwer verletzt, aber wir konnten ihn retten.«
»Danke«, hauchte Eleonora und blinzelte die Tränen fort, die in ihre Augen traten. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, nach Aestus, der nur ihretwegen im Schattenreich festsaß, Lucius zu verlieren.
Sie schluckte und verdrängte den Schmerz in ihrer Brust, den Aestus’ Verlust verursachte. Sie würde ihn retten, sobald sich die Gelegenheit dazu bot, daran klammerte sie sich. Sonst wäre sie längst verzweifelt.
»Die anderen sind übrigens wohlauf. Nur der Prinz …« Diesmal sprach der zweite Mann, dessen Gehrock von dunklem Blau war. »Erlaube mir, in Gedanken mit dir zu sprechen.«
Eleonora nickte und öffnete ihre Gedanken für den Auronen.
»Er ist mit dir verwandt, nicht wahr?«, fragte der Mann.
»Ja«, erwiderte Eleonora und es kostete sie wieder deutlich mehr Kraft als für gewöhnlich, auf diese Weise zu kommunizieren. Sie war nur froh, dass sie wusste, wen der Aurone mit Prinz gemeint hatte. »Er ist mein Großvater.«
Der Mann nickte kaum merklich. »Du bist das Licht, oder? Ich nehme Auronenmagie an dir wahr, aber ebenso auch jene der anderen Völker.«
»Ich bin Eleonora aus dem Haus Etoille«, erklärte sie. »Und ich brauche die Hilfe der Auronen.«
»Ich bin Scio, der oberste Heiler«, sagte der Mann diesmal laut. »Du befindest dich in Pistaria, der Stadt der Wüste. Allerdings willst du wohl nach Galene, denn dort ist der Sitz des Königshauses.«
Eleonora betrachtete Scio schweigend, denn diese Information war ihr im Moment völlig gleichgültig. »Was ist mit meinem Großvater?«, fragte sie in Gedanken. »Du hast gezögert, bevor du von ihm gesprochen hast. Wurde er verletzt?«
»Er ist … sterblich«, erwiderte Scio laut und seine Miene drückte Bedauern aus. »Wir fanden ihn ein gutes Stück von dem Kampfschauplatz entfernt, nachdem wir dieses Schattenwesen vertrieben hatten.«
»Habt ihr sie …« Eleonora schluckte, wagte es fast nicht, die Frage zu stellen, und tat es dann doch. »… getötet?«
»Nein, sie besitzt den Mondstein der Lunara und wir wollten es nicht wagen, sie mit dieser Macht herauszufordern. Sie mag damit nicht umgehen können, aber ihre Angriffe sind dennoch gefährlich für uns.«
Eleonora atmete durch und wusste nicht, wieso sie so erleichtert war, dass Nina noch lebte. Immerhin hatte ihre ehemalige Freundin versucht, sie in die Dunkelheit zu werfen. Oder zu töten, auch da war sie sich nicht sicher.
»Was sagt sie?«, wollte die Frau in Rot wissen.
Eleonora wandte ihren Kopf zur Seite, um sie anzusehen. Wie alle Auronen war ihre Haut leicht golden und ihr Haar blond. Ihr Gesicht wirkte allerdings deutlich strenger als das jener Auronen, die Eleonora bisher kennengelernt hatte, und sie strahlte eine Autorität aus, die zu einer Königin passte.
»Sie ist das Licht, Eleonora aus dem Haus Etoille«, erwiderte Scio. »Und sie fragt nach ihren Gefährten.«
Die Frau verschränkte ihre Arme. »Ich bin Ignia und ich führe die Garde der Auronen an«, sagte sie und hob kaum merklich ihr Kinn. »Außerdem bin ich die Schwester der Königin und von Lord Dano.«
»Dann …«, krächzte Eleonora, doch Ignia hob eine Hand.
»Ja, dann bist du wohl meine Großnichte. Willkommen in Pistaria.«
Ihre Stimme war kühl. Anders als bei Merana, die deswegen so geklungen hatte, weil sie keine Emotionen empfand, schien Ignia nicht begeistert davon zu sein, Eleonora zu treffen.
»Du hast den Schatten vor unsere Grenzen geführt. Bist du mit ihm verbündet?«, fragte die Frau in Hellblau. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich vorzustellen.
»Nein, wir wurden angegriffen …«, brachte Eleonora heraus. »Ich würde niemals …«
Die Frau seufzte. »Sie sagt die Wahrheit. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt …«
Ohne auf eine Reaktion zu warten, schritt sie davon.
Der Mann in Grün musterte Eleonora, dann ging auch er. Zurück blieben nur Scio und Ignia.
»Darf ich zu meinen Begleitern?«, wagte Eleonora zu fragen, nachdem sich Stille über sie drei gesenkt hatte, in der Scio scheinbar mit Ignia redete. Zumindest dachte Eleonora das, weil ihre Iriden sich ständig bewegten und sie immer wieder ungewöhnlich laut den Atem ausstießen.
»Erst wenn wir fertig sind«, erwiderte Ignia finster.
In dem Moment trat die Frau in Hellblau wieder ein und führte zu Eleonoras Erleichterung Dano in den Raum, in dem sie lag. Sie hatte sich noch nicht die Mühe gemacht, ihre Umgebung zu betrachten, aber jetzt fiel ihr auf, dass sie auf einem Lager aus Dutzenden Kissen auf dem Boden ruhte und die Wände mit Teppichen verhängt waren.
Als die Frau mit Dano eintrat, wurde ihr bewusst, dass die Wände aus Teppich bestanden. Lebten die Auronen in Zelten?
»Wieso hast du ihn hergebracht, Fyria?«, zischte Ignia.
»Weil er darum gebeten hat«, erwiderte die Frau mit fester Stimme.
»Meine Befehle lauteten …«
»Er ist der Prinz, Hoheit«, unterbrach Fyria sie.
»Er war der Prinz!«, fuhr Ignia sie an. »Er hat vor langer Zeit entschieden, dass ihm all die Aufgaben und Verantwortungen, die mit seinen Rechten einhergingen, nicht wichtig genug sind. Deswegen hat er nichts zu wollen.«
»Ignia«, sagte Dano sanft. »Ich danke dir, dass du meine Enkeltochter gerettet hast.«
»Spar dir das, Dano«, brummte Ignia deutlich leiser. »Ich habe es nicht für dich getan. Und das weißt du auch.«
»Richtig«, murmelte Dano. »Es ist deine Aufgabe, das Licht zu beschützen. Und du nimmst deine Aufträge immer sehr ernst. Deswegen lass mich mit ihr sprechen, denn sie weiß noch nichts über meine Vergangenheit.«
Ignia kniff die Augen zusammen und wandte sich schnaubend ab. »Ich gebe euch Zeit, bis ein Leuchtkristall durchbrennt, um zu reden. Dann komme ich zurück, um mein Verhör fortzusetzen und zu entscheiden, ob wir das Risiko eingehen können, sie in Lapidias Nähe zu bringen.«
Sie stellte einen winzigen Kristall, der zu leuchten begann und sich Stück für Stück auflöste, auf einem Teller ab. Dano murmelte ein Danke und setzte sich mit Fyrias Hilfe ächzend auf den Boden neben Eleonora. Dann ließ man sie beide allein.
»Möchtest du mir erklären, warum du mir nicht erzählt hast, dass du ein Prinz bist?«, begann Eleonora das Gespräch mit immer noch kratziger Stimme.
Ihr Großvater seufzte, schenkte aus einem Krug, den Eleonora zuerst nicht gesehen hatte, einen Kelch mit eisblauer Flüssigkeit ein und reichte ihn ihr. »Trink das«, sagte er. »Es hilft gegen die Schwäche, die du im Moment vermutlich fühlst. Wenn ich Scio richtig verstanden habe, warst du dem Tod näher als dem Leben, nachdem sie dich aus den Ranken geschnitten hatten.«
Eleonora unterdrückte ein Schauern, als sie nach dem Becher griff. Bedächtig trank sie von der Flüssigkeit, die wie Honig roch und auch so schmeckte. Sie verzog den Mund, während sie sich daran erinnerte, dass Auronen Süßes liebten.
Erst da wurde ihr bewusst, dass ihr Großvater energiegeladener wirkte als noch bei ihrem Aufbruch. Ob es an dem ekelhaft süßen Getränk lag?
»Besser?«, wollte Dano wissen, als er ihr den Kelch abnahm.
»Es ist …«
»Ungewohnt süß?«, half der Aurone ihr aus und rang sich zum ersten Mal, seit er seine Unsterblichkeit aufgegeben hatte, ein Lächeln ab.
»Ja.« Eleonora verschränkte ihre Finger miteinander. Sie überlegte, wo sie mit ihren Fragen beginnen sollte.
Ob Dano etwas von den anderen wusste? Oder sollte sie lieber noch einmal versuchen, ihn auf seinen vermeintlichen Titel anzusprechen?
»Es ist wahr, ich bin ein Prinz«, nahm der Aurone ihr die Entscheidung ab. »Jedenfalls war ich das einmal. Die Königin, Lapidia, ist meine Zwillingsschwester. Wir haben aber nicht viel gemeinsam, wenn ich ehrlich bin.«
»Das heißt, eure Mutter war es …«
»Die ihr Leben gab, um den Schatten einzusperren, ja.« Dano stieß den Atem aus. »Lapidia trägt ein reines Feuerelement in sich, genau wie Ignia. Ich wurde als Luftaurone geboren, deswegen konnte ich zum Hüter ausgebildet werden und später zum Wächter über den Schatten.«
Er begann, seine Finger zu kneten, und räusperte sich.
»Was ich dir jetzt erzähle, darf diesen Raum nicht verlassen. Das musst du mir versprechen und ich werde es dir auch nur in Gedanken sagen, damit uns niemand belauschen kann.«
»Ich verspreche es«, sagte Eleonora.
Dano nickte und schloss seine Augen. Gleich darauf hörte sie seine Stimme in ihren Gedanken.
»Auronen wählen ihren Partner weise und nur aus tiefer Zuneigung. Das weißt du vermutlich bereits, denn wir verbringen die Ewigkeit mit ein und derselben Person.«
»Ja, das weiß ich«, erwiderte Eleonora ebenfalls in Gedanken. »Aber was …«
Ihr Großvater biss sich auf die Unterlippe. »Wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, sollte man diesen Partner gefunden haben. Aber bei mir war es nicht so.« Er hob seinen Blick und Eleonora erkannte den Schmerz in seinen Augen. »Es gab keine Frau unter den Auronen, die mein Herz höherschlagen ließ. Da ich aber der Prinz war und bereits hinter vorgehaltener Hand über mich getuschelt wurde, wählte Lapidia eine Frau für mich aus und wir gingen den Bund ein.«
»Es war nicht meine Großmutter, oder?«
Dano schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hieß Blana, war eine Wasseraurone und hatte ebenfalls niemanden gefunden, in den sie sich verliebte. Es war also eine Zweckehe und wir nahmen sie beide an, mochten und respektierten einander. Aber auch nach tausend Jahren wollte sich keine Liebe entwickeln. Auch nicht, als wir Kinder zusammen bekamen.«
Eleonora wartete darauf, dass ihr Großvater weitersprach, aber er schwieg und starrte in die Ferne.
»Ich war inzwischen schon zum Wächter des Schattens ernannt worden. Zu dieser Zeit lebten die Auronen noch unter den Menschen, ebenso wie die Lunara. In den Menschenstädten gab es Märkte, die Blana liebte. Sie besuchte sie oft, wenn ich von meinen Pflichten freihatte.« Er seufzte. »Dort traf ich deine Großmutter, Miranda.«
»Aber das bedeutet, mein Vater ist …«
»Älter, als du bisher dachtest?«, unterbrach Dano sie. »Ja, da hast du recht. Lordor wurde geboren, bevor die Auronen sich hinter Schleiern versteckten.« Er stieß erneut den Atem aus. »Ich bin nicht stolz auf das, was ich meiner Familie angetan habe. Aber ich hatte mich auf den ersten Blick in Miranda verliebt. Als ich sie traf, wusste ich, dass sie die Eine für mich war, und ihr … ging es ganz genauso. Allerdings konnten wir nicht zusammen sein.«
»Weil du schon den Bund eingegangen warst.« Eleonora ergriff die Hand ihres Großvaters.
»Ja, und weil sie eine Magierin war. Als Prinz der Auronen hätte ich nie jemanden aus einem anderen Volk wählen dürfen. Denn unsere Nachkommen könnten irgendwann auf dem Thron sitzen. Nur ein Aurone ist dazu berechtigt.«
Eleonora wunderte sich, dass die Auronen so gegen die Vermischung mit anderen Völkern waren. Bisher hatte sie nur bei den Elfen Abneigung gegen sogenannte ›Unreine‹ gekannt. Ob die Auronen sich auch so verhielten?
»Aber das Schicksal nimmt manchmal genauso verschlungene Pfade wie die Magie. Auch Blana traf jemanden, in den sie sich verliebte, und wir gaben einander die Erlaubnis, mit den Magiern, die wir liebten, zusammen zu sein. Leider kam meine Schwester Ignia irgendwann hinter unser Geheimnis.«
Dano schwieg wieder und Eleonora wurde ungeduldig, weil sie immer noch nicht wusste, worauf ihr Großvater hinauswollte. »Was ist dann geschehen?«
»Sie erzählte es der Königin und die wollte uns zwingen, unsere Liebschaften zu beenden. Blana fügte sich, aber ich weigerte mich. Also wurde ich verstoßen.«
»Weil du, ein Aurone, die für ihre starke Magie, die auf ihren Gefühlen aufbaut, bekannt sind, die Liebe gewählt hast?«
»Ich war ein Prinz.« Dano zuckte mit den Schultern. »Für das Königshaus gelten andere Regeln. Meine Weigerung, Miranda aufzugeben, brachte Lapidia große Schwierigkeiten ein. Denn es wäre möglich gewesen, dass eine Tochter aus dieser Liebe hervorgeht und sie als einziger weiblicher Nachkomme Anspruch auf den Thron hätte, wenn meine Schwestern im Kampf fielen.«
»Aber du hattest doch bereits Kinder …«
»Zwei Söhne. Byrno und Duno. Sie haben keinen Anspruch auf den Thron.«
»Und deine Schwestern?«
»Lapidia ist kinderlos und Ignia hat, soweit ich weiß, einen Sohn. Aber vielleicht hat sich das mittlerweile geändert.«
»Ich verstehe immer noch nicht, warum du mir das erzählst«, murmelte Eleonora laut.
»Es stimmt, auf dem Thron der Auronen kann nur ein reiner Aurone sitzen«, erklärte Dano wieder in Gedanken. »Aber wenn es niemanden gibt, der aus der direkten Linie diese Anforderung erfüllt, wäre es möglich, ein anderes Königskind zu einer Aurone zu machen, das nicht nur die Kräfte der Auronen in sich trägt, wenn man die fremden Kräfte entfernt.«
»Du meinst, den Magieranteil … herauszutrennen?«
Eleonora fühlte sich unbehaglich bei dem Gedanken, obwohl sie bis vor Kurzem ihre Magierkräfte kaum genutzt und von den anderen nichts gewusst hatte.
Dano nickte. »Es wäre möglich. Doch das musste meine Schwester verhindern. Und so wurde ich verstoßen. Als Wächter konnte man mich noch nicht ablösen und ich versprach, diese Verpflichtung weiterhin wahrzunehmen. Aber zu den Auronen gehörte ich von dem Moment an nicht mehr.«
Er biss sich erneut auf die Unterlippe und schenkte einen Becher mit der eisblauen Flüssigkeit ein. Eleonora bemerkte, wie seine Hände zitterten, doch kaum benetzte das Getränk seine Lippen, hörte das Zittern auf.
»Ignia ist meinetwegen so streng mit dir. Weil du als einziger weiblicher Nachkomme der Königsfamilie trotz allem Anspruch auf den Thron hast.«
»Was?«, keuchte Eleonora und wollte weitersprechen, aber Dano bedeckte ihren Mund mit seinem Zeigefinger.
»Hör zu«, ermahnte er sie in Gedanken. »Lordor ist mein Sohn und obwohl ich verstoßen wurde, ist er ein königlicher Nachkomme. Und falls weder Lapidia noch Ignia in den letzten fünfhundert Jahren Töchter bekommen haben, macht dich das zur einzigen Anwärterin auf den Thron.«
Eleonora schüttelte den Kopf und wollte etwas erwidern, doch da wurde der Teppich, der den Eingang verbarg, weggeschlagen und Ignia trat ein. »Wir müssen aufbrechen«, meinte sie finster. »Diese Schattendienerin will nicht aufgeben und hier können wir nicht kämpfen. Wir müssen hinter den Schleier zurück.«
»Das heißt, du hilfst uns?«, wollte Dano wissen, als er allein aufstand.
»Ich helfe dem Licht«, zischte Ignia. »Das ist meine Aufgabe.« Sie wandte sich Eleonora zu. »Deine Begleiter sind reisebereit, der Ritter hat das Bewusstsein allerdings noch nicht wiedererlangt. Scio kümmert sich um ihn.«
»Ich lasse ihn nicht zurück«, erklärte Eleonora entschlossen.
»Davon habe ich auch nichts gesagt«, meinte Ignia und sah wieder Dano an. »Sie weiß nicht, wie wir reisen, oder?«
»Sie wusste bis vor vier Monden nicht, dass sie zum Teil Aurone ist«, entgegnete Dano.
»Das wird immer besser«, brummte Ignia und warf ihre Hände in die Luft. »Nun, dann hoffe ich, sie lernt schnell, falls sie wirklich nach Galene mitkommen darf.«
Ignia hielt den Teppich zurück und ließ erst Eleonora und dann Dano aus dem Zelt treten. Als Eleonora in den nächtlichen Himmel blickte, entdeckte sie einen Sturm, der gegen eine goldene Kuppel brandete.
Ein Krachen ließ sie erschrocken herumfahren und ihr Mund klappte auf, als sie feststellte, dass das Zelt sich von selbst einrollte und auf die Größe einer Erbse schrumpfte.
Ignia fing ihren Blick auf und hob einen Mundwinkel. Es gefiel ihr offensichtlich, dass Eleonora von der Magie der Auronen beeindruckt war.
»Da vorn ist das Wüstenschiff«, sagte sie und hob ihren Arm.
Eleonora wandte sich in die Richtung, in die sie gedeutet hatte, und entdeckte ein Schiff, wie die Menschen es nutzten, um die großen Flüsse zu bereisen oder auf dem Meer zu fischen. Allerdings schwebte es über dem Boden und wirbelte den Sand um sich auf.
»Aber wie …«
»Die Magie der Auronen wird durch die Sonne gespeist«, erklärte Dano, als er sie zum Schiff führte. »Und das Segel nutzt das Licht, um zu fliegen. Deswegen können wir nur tagsüber reisen.«
»Aber es ist Nacht … und Ninas Sturm …«
Dano zwinkerte. »Vertrau der Magie ein bisschen. Ignia mag streng sein, aber sie weiß, was sie tut. Nina wird nicht einmal merken, dass wir aufgebrochen sind.«
Eleonora stieg über den Steg auf das Schiff. Als sie ihre Freunde entdeckte, löste sie sich von Dano und fiel Daphne um den Hals, bevor Hektor seine Arme um sie beide schloss. Cerim blieb in einigem Abstand stehen und nickte ihr schüchtern zu.
»Geht es euch gut?«, fragte sie ihre Freunde.
»Ja, und dir?«, wollte Daphne wissen und betrachtete Eleonora.
»Wo ist Lucius?«, fragte diese, als sie sich umsah.
Daphne zögerte. »Sie haben ihn unter Deck gebracht. Er …«
Scio kam gerade aus einer Tür und hielt inne, als er Eleonora entdeckte.
»Ich will zu ihm«, forderte sie und trat auf den Auronen zu.
Der sah hinter sie, bevor er wieder in ihr Gesicht blickte und den Atem ausstieß. »Schön, ich bringe dich zu dem Jungen.«