Читать книгу Die Weltportale (Band 3) - B. E. Pfeiffer - Страница 16

Kapitel 7

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Die Farben um sie wichen Grautönen und die Bewegungen im Portal erstarrten, während eine Hand, die wirkte, als wäre sie von schwarzen Spitzenhandschuhen bedeckt, durch die eingefrorene Oberfläche hindurchbrach. Eleonora wandte sich um und bemerkte, dass alle Umstehenden erstarrt waren, als hätte jemand erneut die Zeit angehalten.

»Aber wie …« Sie drehte sich zurück zum Portal um und keuchte, als sie die Person erkannte, die daraus hervortrat. »Das ist unmöglich.«

»Hallo, Eleonora«, sagte Nina und ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Hast du mich vermisst?«

»Nina.« Eleonora griff nach dem Amulett, das auf ihrer Haut brannte, als würde es sich für einen Kampf wappnen. »Wie bist du in die Welt der Lunara gekommen?«

»Ich kann überall hin, wo es Schatten gibt«, erwiderte ihre ehemalige Freundin gelangweilt. »Also gibt es für mich so gut wie keine Grenzen, noch nicht einmal versiegelte Portale.«

»Du lügst, sonst wäre der Schatten schon längst in andere Welten eingedrungen«, entgegnete Eleonora mit fester Stimme.

Nina legte ihren Kopf in den Nacken und lachte gekünstelt. »Hast mich erwischt.« Sie hob den Zeigefinger und schnalzte mit der Zunge. »Das ist nur eine Illusion, Eleonora. Damit solltest du dich doch auskennen, nicht wahr? Schließlich spielst du jedem vor, das brave Mädchen zu sein.« Das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht und sie sah Eleonora aus schmalen Augen an. »Dabei bist du so heuchlerisch. Niemand ist dir wirklich wichtig, es geht immer nur um dich.«

»Du weißt, dass das nicht wahr ist«, meinte Eleonora und fühlte, wie die Magie ihres Amuletts stärker wurde. »Lass mich dir helfen, dich von dem Schatten zu lösen. Er wird dich verraten und ins Unglück stürzen …«

»Das hast du längst getan!«, zischte Nina und ballte ihre Hand zur Faust.

Schwarzer Nebel sammelte sich um ihre Fingerknöchel und Eleonora konnte die Dunkelheit förmlich spüren, die von Nina ausging. Als ihre ehemalige Freundin den Arm ausstreckte und sich ein Strahl Magie zischend durch die Luft wand, glühte das Amulett golden, hüllte Eleonora in sein Licht ein und schützte sie vor dem Angriff. Mehr noch, es warf den Strahl zu Nina zurück, die keuchend in die Knie ging und sich den Bauch hielt.

»Elende Auronenmagie«, fauchte sie und richtete sich wieder auf. »Hör zu, ich habe eine Nachricht für dich von meinem Meister. Er bietet dir einen Handel an.«

»Ich habe kein Interesse daran, einen Pakt mit dem Schatten einzugehen«, erwiderte Eleonora heftig.

»So? Nicht einmal, wenn es um das Leben deines Vaters geht?«

Eleonora schluckte und starrte Nina an, die wieder triumphierend lächelte.

»Er ist immer noch nicht wach, oder?« Sie ließ Eleonora keine Zeit, zu antworten, sondern fuhr fort. »Es ist ganz einfach. Mein Meister schenkt ihm das Leben, wenn du ihm das Amulett gibst, das für dich geschmiedet wurde.«

»Das Amulett?« Eleonora strich unbewusst über die Mondphasen, die ihren Anhänger zierten. »Wozu?«

»Was weiß ich? Vielleicht bist nicht du mächtig, sondern dein Schmuckstück?« Nina lachte wieder und streckte dann die Hand aus. »Na los, gib es mir. Dann wird Lordor aufwachen.«

Eleonora zögerte. Ihre Mutter Athela wusste sich keinen Rat, wie man Lordor helfen konnte, und er wurde immer schwächer. Dano hatte seine Unsterblichkeit geopfert, um ihn zu retten, aber wie es schien, hielt es seinen Tod nur auf. Aber wenn sie dem Schatten das Amulett gab, würde sie ihn vielleicht nicht bezwingen können. Dann wäre die Welt verloren und Aestus mit ihr.

Da dämmerte es Eleonora und sie straffte ihre Schultern. »Was ist mit Aestus?«, fragte sie.

Nina blinzelte und ihre Finger zuckten. »Er ist nicht länger deine Sorge, weil er mir gehören wird. Der Schatten hat ihn mir versprochen.«

»Aber lebt er noch?«

»Natürlich! Hast du nicht zugehört? Er wird mir gehören! Und ich will ihn lebend!«

Ein schwerer Stein fiel bei diesen Worten von ihren Schultern. Aestus lebte und Nina hatte es bestätigt. Noch bestand also Hoffnung.

Einen Moment ließ sie das Gefühl von Erleichterung zu, dann ballte sie ihre Hände zu Fäusten. »Und du glaubst, dass der Schatten dir diesen Gefallen tut?«, hakte Eleonora nach. »Warum sollte er ihn leben lassen? Er konnte ihn vor vier Monden nicht bezwingen oder ihm seinen Willen aufdrängen. Denkst du, er geht das Risiko ein, dass Aestus sich gegen ihn wendet?«

»Sei still!«, zischte Nina und zog ihre Hand zurück. »Du hast deine Chance verspielt. Dein Vater mag sich gegen die Dunkelheit wehren, aber er wird ihr erliegen. Es ist nur eine Frage von Tagen. Alle erliegen der Dunkelheit ihres Herzens früher oder später.« Sie hob ihr Kinn an. »Und deswegen wird auch Lumeno fallen.«

»Lumeno? Wovon sprichst du?« Eleonora konnte das Zittern nicht aus ihrer Stimme verbannen.

Die Magierhauptstadt war auf einem wichtigen Knotenpunkt errichtet worden. Wollte der Schatten Lumeno angreifen? Konnte er das überhaupt, wo sein Splitter erst vor Kurzem zerstört worden war?

»Mein Meister wird die mächtige Stadt einnehmen und zerstören. Und weil eure Magie schwach ist, wird dieser Plan gelingen.«

»Du lügst schon wieder!«, warf Eleonora ihrer ehemaligen Freundin vor.

»Nein, du wirst es bald selbst erfahren.« Nina zwinkerte verschwörerisch. »Mein Meister dankt dir, dass du das Portal in die Lunara-Welt geöffnet hast. Euch werden sie nicht mehr helfen können, aber für seine Zwecke sind sie bestens geeignet.« Sie schritt rückwärts auf das Portal zu. »Wenn wir uns wiedersehen, Eleonora, wirst du vor mir im Staub kriechen und ich werde es sein, die dich vernichtet.«

Bevor Eleonora ein Wort sagen konnte, verschwand Nina im Portal, die Farben kehrten zurück und mit ihnen bewegte sich die Zeit wieder normal.

»Was ist mit dir?«, fragte Lucius, der neben Eleonora stand.

Sie konnte das Zittern ihrer Hände nicht verbergen und wandte sich hastig ab, als alle Augen sich auf sie richteten. Wut mischte sich in die Angst, die sie empfand.

Konnte es wirklich stimmen, was Nina ihr gerade gesagt hatte?

»Eleonora?« Lucius legte seine Hand auf ihre Schulter. »Was ist los?«

»Nina«, hauchte Eleonora, als auch Sarina und Seratus neben sie traten, und erzählte von dem Gespräch, das offensichtlich nur in ihrem Kopf stattgefunden hatte.

»Lumeno soll fallen?« Lucius strich sich nachdenklich über das Kinn. »Aber wieso warnt Nina dich dann? Das kann doch nur eine Falle sein.«

»Ich frage mich viel eher, wofür der Schatten das Amulett will«, überlegte Sarina laut und betrachtete das Schmuckstück, das sich in Eleonoras Händen immer noch warm anfühlte. »Er kann es nicht verwenden. Niemand kann das, außer dir.«

»Was meinst du?«, hakte Eleonora nach.

In dem Moment kräuselte sich die silberne Oberfläche des Portals erneut, diesmal trat jedoch der Älteste Lamir mit einigen weiteren Lunara heraus.

»Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat.« Der Älteste zupfte an seinem Gewand und räusperte sich. »Der Rat hat entschieden, euch zu helfen. Wir sind nur die Vorhut, der Rest wird bald folgen.«

Sein Blick glitt über die Lunara, die immer noch im Hof standen und warteten. Eleonora meinte, Enttäuschung darin zu erkennen.

»Wie viele Lunara leben noch in dieser Welt?«, fragte Lamir nach einiger Zeit.

»Das sind alle«, erwiderte Sarina. »Deswegen haben wir euch um Hilfe gebeten.«

Lamir nickte. »Dann ist es wahr, die Zeit der Lunara neigt sich dem Ende zu. In dieser wie in unserer Welt.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er damit jede Frage unterbinden. »Später. Dafür haben wir später Zeit. Wo sind die Auronen?«

»Die … Auronen?« Sarina sah den Ältesten verständnislos an.

»Die magischen Linien werden von uns gereinigt, aber die Auronen müssen ihre Sonnenkräfte nutzen, um sie erneut mit Magie zu fluten. Wir nutzen dafür die nächste Morgendämmerung, da in dieser Zeit die Kräfte des Mondes noch ausreichend Stärke besitzen, um uns zu unterstützen, die Macht der Sonne aber schon genug Kraft hat, um die Auronen zu stärken.« Er blickte sich noch einmal um. »Also, wo sind die Auronen?«

Eleonora schluckte und suchte den Hof nach Dano ab, der auf der untersten Stufe zum Schloss kauerte. Selbst wenn Lordor bei Bewusstsein wäre, gab es im besten Fall drei Auronen, die ihre Magie hier wirken konnten.

»Wir wussten nicht, dass die Auronen benötigt werden«, warf Seratus ein und wandte sich Hektor zu. »Wusstest du davon?«

Der Lunara schüttelte den Kopf. »Nein, ich dachte … es wären nur die Heiler nötig, um die Linien zu retten.«

»Nun, um sie zu reinigen, ja«, meinte Lamir. »Aber ihr wollt, dass sie wieder Magie führen, oder?«

»Aber … was sollen wir jetzt machen?« Eleonora sah verzweifelt zu Lucius, der sich wieder über das Kinn rieb.

»Ich fürchte, wir werden die Auronen früher suchen müssen, als ich gedacht habe«, sagte Sarina. »Es wäre mir lieber gewesen, wir hätten erst aufbrechen müssen, nachdem wir die Linien geheilt haben, aber es gibt wohl keinen anderen Weg.«

»Dann los«, forderte Seratus. »Wir brechen sofort auf und durchsuchen die Wüste. Irgendwo muss es Hinweise auf ihren Verbleib geben.«

Der Magierkönig wollte gerade Befehle erteilen, als ein Flügelpferd am Horizont erschien und so schnell im Hof landete, dass es durch den Schnee kaum zu stehen kam, bevor es ins Schloss krachte. Cerim und Daphne, die in Danos Nähe standen, rissen ihn von der Treppe weg, wo das Pferd strauchelnd anhielt, ehe sein Reiter um Atem ringend absprang.

»Mein König«, brachte er keuchend hervor. »Lumeno, es …«

Ein eiskalter Schauer lief Eleonora über den Rücken, bevor der Bote seine Nachricht überbringen konnte. Sie musste die Worte nicht hören, um zu wissen, dass Lumeno angegriffen wurde. Genau wie Nina es angekündigt hatte.

Die Weltportale (Band 3)

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