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Prolog – Lysandra

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Lysandra rieb sich die Augen mit ihren schuppigen Handrücken und lauschte in der frühen Morgendämmerung nach dem Geräusch, das sie aufgeweckt hatte. Erst war sie sich nicht sicher, ob sie träumte oder es tatsächlich hörte, aber dann wurde es lauter und sie schreckte von ihrem Lager hoch und trat hinaus in das purpurne Licht dieses Tages.

Seit vielen Menschengenerationen hatte sie diese Laute nicht mehr gehört, aber sie erinnerte sich daran, als wäre es erst wenige Minuten her.

Für sie war es das auch.

Nachdem ihre Aufgabe erfüllt schien, hatte sie sich zu ihrer eigenen Sicherheit viele Monde lang in einen Schlaf versetzt, aus dem sie nur kurz erwachte, um ein wenig Nahrung zu sich zu nehmen und zu sehen, ob sich etwas in ihrer Nähe verändert hatte.

»Liebe Göttin«, keuchte sie, als sie ihre Höhle verließ und ihre Umgebung musterte.

Was einst ein dichter Wald war, markierte nun den Rand einer Menschensiedlung, die ihr schon gefährlich nahe gekommen war. Es hätte sie schockieren oder zumindest überraschen müssen, wie sehr sich alles verändert hatte, wie dicht ihre einstmals abgelegene Höhle bereits bei den ersten Häusern lag. Aber sie wusste, dass die Menschen sich einfach nahmen, was sie wollten, und zu blind waren, um zu erkennen, wer oder was hier, seit Anbeginn der Magie, in ihrer Welt lebte. Vermutlich hielten die Menschen sie für ein zu groß geratenes Tier mit seltsamem Panzer. Nie wären sie darauf gekommen, was sie wirklich war: Sie stammte aus dem Volk der Clavema, die für ihre Schmiedekünste bekannt gewesen waren. Und sie, Lysandra, war eine jener Schmiede, die einst Schlösser fertigten für Dinge, die niemals wieder geöffnet werden sollten.

Ihre Brüder und sie hatten dafür gesorgt, dass alle Portale mit unüberwindbaren Siegeln für alle Zeiten verschlossen blieben. Aber im Gegensatz zu ihr waren ihre Brüder unvorsichtig gewesen und von Menschen gefangen und getötet worden.

Nur Lysandra war noch übrig. Doch da die Verbindungen zu anderen Welten großteils für immer verschwanden, nachdem sie mit den Siegeln verschlossen wurden, hatte es bisher keinen Grund gegeben, sich Sorgen zu machen, ob sie allein mit ihren Werkzeugen und ihrer Magie ein Portal verteidigen konnte. Bis zu diesem Tag.

Leise regten sich die ersten Menschen in ihren Häusern, während Lysandra ihre Ohren spitzte und die Augen schloss. Da war es, ganz eindeutig. Wie ein Hammerschlag auf brüchigem Eis klang das Geräusch, das jemand verursachte, der eines ihrer Schlösser zerstören wollte.

»Oh nein, das werdet ihr nicht! Nicht, solange ich hier bin«, knurrte sie und ballte ihre schuppigen Finger zu einer Faust. Sie hatte einen Eid geschworen und sie würde ihn bis zu ihrem letzten Atemzug erfüllen.

Hastig kroch Lysandra in ihre Höhle zurück, in der sie so lange Zeit geschlafen und immer wieder unruhig gewacht hatte, diesen Tag herbeisehnte und doch fürchtete. Endlich hatte sie wieder etwas zu tun, konnte ihre Fähigkeiten testen und musste darauf vertrauen, dass sie nach all der Zeit immer noch in der Lage war, ein Portal zu verteidigen.

Sie suchte im dämmrigen Morgenlicht ihre Werkzeuge zusammen, packte sich etwas Proviant ein und kroch wieder aus ihrer Höhle. Einmal noch drehte sie sich um, fragte sich, ob sie diesen Platz, der so lange ihr Zuhause gewesen war, jemals wiedersehen würde.

Kurz zögerte sie. Wie viel Zeit war vergangen, seit die Portale verschlossen wurden? War sie wirklich noch an jenen Schwur gebunden, der sie damals in dieser Welt festhielt? Aber was sollte sie mit sich anfangen, wenn sie ihrer Aufgabe nicht mehr nachkam?

Wieder erklang das Geräusch und Lysandra wusste, ihr Siegel würde nicht mehr lange standhalten. Entschlossen nickte sie, band sich die Taschen um und begab sich auf ihre Hände und Füße. Sie mochte es nicht, auf vier Beinen zu laufen, aber so war sie deutlich schneller.

Ihre Krallen schabten über den Boden und sie rannte los. Die Wälder zogen an ihr vorbei, sie hastete durch jene große Wüste, in der sich einst die Auronen niedergelassen hatten, ehe sie verschwanden, und weiter über grüne Ebenen, bis sie das Meer riechen konnte. Hier also wollte jemand ein Portal öffnen, das für immer versiegelt worden war.

Lysandra kam wieder auf ihre zwei Beine, als sie ganz nahe war, und ortete das Portal. Sie konnte verschiedene Völker riechen, die sich darum versammelt hatten. Einen Moment überlegte sie, welche Spezies gerade ihr Schloss zu brechen versuchten. Dann zuckte sie mit den Schultern, weil es nicht wirklich wichtig war, brachte sich in Position und zog ihren magischen Hammer aus ihrem Werkzeuggürtel. Mit ihm würde sie jeden aufhalten, der es wagte, ihre Siegel zu brechen.

Die Weltportale (Band 3)

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