Читать книгу Green Mamba - Barry Stiller - Страница 15

06:54 uhr

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Wenige Minuten vor sieben stand mit einem Mal Moreaux in der Tür von Kellers unaufgeräumtem, kleinem Dienstzimmer. »Gar nicht so einfach, hier reinzukommen. Guten Morgen, Oberleutnant.«

Keller erhob sich hektisch. »Doktor Moreaux. Was machen Sie denn hier? Woher wussten Sie...?«

»Man kann Ihnen ja heutzutage nachtelefonieren, mein Lieber. Aber ich hätte auch so darauf gewettet, dass Sie nicht nach Hause fahren. Schließlich habe ich ebenfalls die Nacht durchgearbeitet.«

Keller spürte einen Anflug schlechten Gewissens wegen seines kurzen Büroschlafes. Und er war beeindruckt. Diese Medizinerin schien gerade eine kriminalistische Ader in sich zu entdecken. »Na ja, nu. Dann nehmen Sie doch erst einmal Platz. Einen Kaffee? Bei mir gibt's echte Bohne.«

Moreaux nahm dankend an und kam sofort zur Sache. »Dieses Vitaminpräparat hat es in sich, Oberleutnant Keller.«

»Ich bin ganz Ohr, Frau Doktor.«

»Im Grunde genommen sind die beiden Medikamente, die Ihnen Kaltenbrunns Pfleger genannt hat, Beruhigungsmittel, wenn auch nicht gerade Baldrian. Besonders bei Radedorm sind Seh- und Konzentrationsstörungen keine Seltenheit, das geht bis zu Verwirrtheit und Gedächtnisverlust. Meprobamat ist kaum besser. Ich habe keine Ahnung, was da bei hoher Dosierung passiert. Vor allem nicht in Kombination und über längere Zeit.«

»Das passt doch. Und unser Vitaminfläschchen?«

»Nun… Die Lösung enthält auf jeden Fall Lithiumsalze in hoher Konzentration. Vom medizinischen Standpunkt ergibt das durchaus Sinn, denn diese Salze werden oft als Antidepressiva eingesetzt.«

»Hm«, brummte Keller.

»Auch diese Wirkstoffe können zu Gedächtnisstörungen und sogar Halluzinationen führen. Was sonst in der Lösung enthalten ist, konnte ich auf die Schnelle noch nicht feststellen. Meine Möglichkeiten der Laboranalyse sind natürlich eingeschränkt.«

»Wenn ich Sie richtig verstehe, dann erklärt diese Medikation ganz gut den Zustand, in dem ich Kaltenbrunn vorgefunden habe?«

»Ja, das könnte man so sagen.« Doktor Moreaux nippte an ihrem schwarzen Kaffee. »Ich bin kein Neurologe oder Psychiater, aber als – sagen wir interessierter – Laie würde ich sagen, dass diese Behandlung nur bedingt geeignet ist, Paramnesie oder eine andere Gedächtnisstörung positiv zu beeinflussen. Sicherlich helfen die Mittel bei der Beruhigung des Patienten, und dass Doktor Kaltenbrunn unter depressiven Verstimmungen leidet, ist plausibel…« Erst jetzt nahm Moreaux auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz. »Allerdings weiß ich ja, wie gesagt, noch nicht, welche Substanzen das sogenannte Vitaminpräparat sonst noch enthält.«

»Frau Doktor, ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Sie haben was gut bei mir.« Keller zögerte, weil er seine einzige Verbündete nicht vor den Kopf stoßen wollte. »Aber hätten Sie mir das nicht auch fernmündlich mitteilen können? Ich meine, schließlich ist Döbeln nicht um die Ecke. Nicht, dass ich Ihren Einsatz nicht zu schätzen weiß...«

»Telefonisch? Wo Sie noch nicht einmal Ihrem Vorgesetzten so richtig über den Weg trauen? Nein, nein, entweder ganz oder gar nicht, Genosse Oberleutnant. So einfach werden Sie mich nicht wieder los.«

Keller schob den Ärmel seines Jacketts hoch und tippte auf das Glas seiner Armbanduhr. »Sieben durch, Kollegin. Da müssten wir schon 'ne ordentliche Wurstbemme in der Kantine kriegen.«

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