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Kleopatra

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Caesar lernte Kleopatra 48 v. Chr. kennen, als er auf der Jagd nach Pompeius nach Ägypten kam. Pompeius war bereits ermordet worden, als er dort an Land gegangen war, verraten von seinem vermeintlichen Alliierten, dem ägyptischen König Ptolemaios XIII. Caesar hatte für Ptolemaios keinerlei Verwendung. Er hatte Caesar die Genugtuung genommen, dass Pompeius vor ihm kapitulierte, und obendrein weigerte sich der König, Caesars Truppen zu finanzieren. Dennoch fand Caesar eine willige Verbündete im ägyptischen Herrscherhaus: Ptolemaios’ Schwester Kleopatra. Sie bot ihm finanzielle Mittel an, wenn er ihr im Gegenzug half, ihren Anspruch auf den Thron durchzusetzen.

Sie ließ sich in den Palast von Alexandria schmuggeln, eingewickelt in ein Betttuch, wie es in einer Geschichte heißt, das dann vor Caesar ausgerollt wurde. Kleopatra war von beeindruckender physischer Präsenz. So klein sie war, so energisch und kräftig war sie – eine gute Reiterin und Jägerin. Nach ihren Münzen zu urteilen, war sie nicht im herkömmlichen Sinne hübsch: Sie hatte ein vorstehendes Kinn, einen großen Mund und eine ausgeprägte Nase; es kann aber durchaus sein, dass diese Münzen ihr auf übertriebene Weise männliche Züge verleihen, um ihr ein königlicheres Aussehen zu geben.20

Auf jeden Fall war Kleopatra klug, listig und verführerisch. Sie war ein Symbol für den Glamour des geschichtsträchtigen, reichen Ägypten. Als Nachfahrin von Ptolemaios I., einem Heerführer Alexanders des Großen, war sie ein Symbol für Ruhm und mit ihren 21 Jahren ein Symbol für die Jugend – Caesar war bereits 52. Innerhalb eines Monats nach ihrem Kennenlernen war sie schwanger.

Wenn Caesar und Kleopatra zusammen waren, feierten sie oftmals bis zum Morgengrauen. Mit ihrem Staatsschiff unternahmen sie eine Kreuzfahrt auf dem Nil. Von über vierhundert Schiffen begleitet, fuhren sie nach Süden, fast bis nach Äthiopien, vorbei an majestätischen Tempeln, an exotischer Flora und Fauna. Es war eine Reise voller Entdeckungen, Abenteuer und Romantik.

Im Frühjahr 47 v. Chr. war Caesar, nach schweren bewaffneten Auseinandersetzungen in Alexandria und im Nildelta, Herrscher über Ägypten. Und Kleopatra war die Geliebte Caesars, zumindest überliefert es so die Legende. Doch blind vor Liebe waren sie nicht, sie waren beide in erster Linie Machtpolitiker. Es waren politische Gründe, die Caesar dazu veranlassten, sich statt für Ptolemaios für Kleopatra zu entscheiden: Ptolemaios hatte mehr Halt in der alexandrinischen Bevölkerung – Kleopatra brauchte Rom. Wenn sie über Ägypten herrschte, wäre sie eine loyale Klientelkönigin.

Trotz allem mag die kluge junge Königin einen gewissen Einfluss auf Caesar ausgeübt haben. Was mag ihm beispielsweise durch den Kopf gegangen sein, falls sie ihn fragte, warum er kein Gott sei? Immerhin hatte sie den Status einer Göttin, genau wie jeder König oder jede Königin von Ägypten vor ihr.

Alexander der Große galt auch als Gott, diverse andere Herrscher im griechischen Osten ebenso. Warum also nicht Caesar? Überhaupt, warum war er nicht wenigstens König? Wenn Kleopatra ihn dafür lobte, wie er sich in Alexandria durchgesetzt hatte, mag sie damit durchaus Caesars Wunsch genährt haben, sich der Senatoren zu entledigen – und der Trivialitäten der Verfassung, hinter der jene sich versteckten, um ihre Privilegien zu schützen. Obendrein mag ihre Verbindung zu Alexander Caesar daran erinnert haben, dass es im Osten noch neue Welten gab, die es zu erobern galt.

Nachdem Caesar im Sommer 47 v. Chr. Ägypten wieder verlassen hatte, brachte Kleopatra einen Sohn zur Welt. Sie gab ihm den Namen Ptolemaios XV. Kaisar, aber berühmt wurde er als „Kaisarion“ (griechisch für „kleiner Caesar“). Sie behauptete, dass Caesar der Vater sei. Wie Caesar auf diese Nachricht rea gierte (wenn überhaupt), ist schwer zu fassen, denn das Thema wurde später von der Propaganda ausgeschlachtet. Eine römische Quelle sagt, „bestimmte griechische Schriftsteller“ hätten behauptet, Kaisarion sehe aus und bewege sich wie Caesar.21

Caesar war wohl kein besonders liebender Vater, aber man kann sich gut vorstellen, dass ihn die Geburt des Jungen berührte. Zwanzig Jahre früher, mit dreiunddreißig, hatte Caesar sich darüber beklagt, dass Alexander der Große in seinem Alter bereits tot war, während er, Caesar, noch nichts von Bedeutung erreicht habe.22 Inzwischen war er ein großer Eroberer, und über Kaisarion war er gewissermaßen genetisch mit einem der Generäle Alexanders verbunden. Doch selbst wenn Caesar den Jungen als seinen Sohn akzeptiere, dachte er sicherlich niemals daran, ein uneheliches Kind mit einer Ägypterin als Mutter zu seinem Erben in Rom zu machen.

Wovon wir indes ausgehen können, ist, dass Caesar von Alexandria beeindruckt war. Diese riesige Stadt beeindruckte jeden. Sie hatte in etwa so viele Einwohner wie Rom, war aber um einiges prachtvoller. Alexander der Großen hatte sie einst gegründet, und seit jeher residierte hier die Dynastie der Ptolemäer. Angefangen vom berühmten über 100 Meter hohen Leuchtturm, der auf einer Insel nördlich der Stadt stand, über den Palastbezirk, die Hafen anlagen, die Kolonnaden, das Museum und die große Bibliothek, die Gräber der Ptolemäer und Alexanders des Großen bis hin zu den schachbrettartig angelegten breiten Boulevards und dem Zusammenspiel von Marmor und Granit – die Architektur von Alexandria fesselte jeden, der die Stadt besuchte. Alexandria überstrahlte Rom. Kein Wunder, dass sich Caesar nach seinem Besuch vornahm, ein größeres und besseres Rom zu bauen.

Als Caesar Alexandria 47 v. Chr. wieder verließ, vergaß er Kleopatra nicht. Im folgenden Jahr ließ er in Rom eine vergoldete Statue der Königin aufstellen, im Zuge der Gestaltung seines neu en Forums. Diese Statue war ein echter Schlag ins Gesicht der römischen Traditionalisten.

Aber die kümmerten Caesar wenig. Der Großteil der Senatoren und fast alle ehemaligen Konsuln (die Konsulare) waren, wie er sehr wohl wusste, im Bürgerkrieg seine Feinde gewesen. Was für ihn zählte, waren eine Handvoll loyale Vertraute, seine Verbündeten innerhalb der neuen Eliten in Italien und den Provinzen, die plebs urbana und – mehr als alles andere – das Militär. Sollten die Optimaten doch murren, trotz allem, was er tat, um sich mit ihnen auszusöhnen! Die, die auf Caesars Seite waren, würden ihn schon so behandeln, wie er es verdiente. Schließlich verkörperte er die größte Hoffnung für sein Land.

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