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Octavian

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In seiner Villa in Labici änderte Caesar an den Iden39 des September, dem 13. September, des Jahres 45 v. Chr. sein Testament40. Der wichtigste neue Passus war, dass Caesar nach seinem Tod Gaius Octavius (Octavian) adoptieren würde und dass der junge Mann seinen Namen tragen sollte – Caesar. Außerdem sollte Octavian drei Viertel seines Vermögens erben.41

Früher in jenem Sommer hatte Caesar dem nach Italien zurückgekehrten Antonius eine privilegierte Position zugebilligt, und Decimus hatte er mit Octavian gleichgestellt. Prompt gab es Gerüchte, Antonius habe gehofft, Caesar würde ihn adoptie ren42, und das mag durchaus so gewesen sein. Decimus befand sich im zweiten Wagen, und er war bereits adoptiert (von jemand anderem), aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und vielleicht hoffte auch er, Caesars Wahl werde auf ihn fallen. Aber Caesar entschied sich für Octavian.

Dass Octavian Caesar seinen Körper verkaufte, können wir getrost als Verleumdung seitens Antonius’ betrachten43, aber die Frage bleibt: Warum entschied sich Caesar für Octavian? Vielleicht hatte er im Gefühl, dass Octavian noch kaltblütiger war als Antonius; das hätte Caesar sicherlich gefallen. Schon bald sollte sich zeigen, wie brillant, klug, ehrgeizig, kühn und vollkommen rücksichtslos der junge Octavian war – eigentlich genau wie Caesar. Dass Octavian im richtigen Moment auf charmant umschalten konnte, wird Caesar sicherlich zusätzlich beeindruckt haben, vielleicht nahm es ihn auch überhaupt erst für Octavian ein. Antonius erledigte Caesars finanzielle Drecksarbeit; schon daher war er nicht der Richtige, um das Erbe des großen Caesar anzutreten. Vielleicht ging es ihm auch darum, dass Blut dicker als Wasser ist: Antonius war lediglich ein entfernter Cousin Caesars, Octavian immerhin sein Großneffe.

Decimus war mit Caesar gar nicht verwandt. Auf dem Schlachtfeld war Decimus ein heldenhafter Anführer, als Stratege machte er sich nicht ganz so gut. Sowohl Decimus als auch Antonius hatten engere Verbindungen zum alten Adel als Octavian, aber keiner von beiden konnte es mit ihm in puncto Gerissenheit und Arglist aufnehmen. Mit Ende dreißig waren Antonius und Decimus gestandene Männer, Octavian hingegen wurde einen Monat später erst achtzehn. Und dennoch sah Caesar Octavian als ihnen ebenbürtig, vielleicht sogar als ihnen überlegen an.

Es kann gut sein, dass das Fehlen eines Erben für Caesar nach Hispanien zum Thema wurde: Pompeius war seit drei Jahren tot, doch er führte noch immer Krieg gegen Caesar – in Gestalt seiner Söhne. Caesar hatte keinen Sohn, abgesehen vielleicht von Kleopatras Jungen, dem unehelichen Kaisarion. Octavian zu adoptieren war eine Lösung.

Dies erwies sich jedoch sowohl in rechtlicher als auch in politischer Hinsicht als kompliziert. In Rom war die Adoption eines Erwachsenen zwar gängige Praxis, die Adoption per Testament jedoch nicht. Octavian war auch nicht verpflichtet, die Adoption anzunehmen. Tatsächlich kalkulierte Caesar die Möglichkeit ein, dass Octavian ablehnte, und für diesen Fall benannte er Ersatzerben. Schließlich war Caesar erst Mitte fünfzig, unter Umständen lebte er noch gute zwanzig Jahre weiter, und dann wäre Octavian in der Blüte seiner Jahre. Außerdem ließ Caesar die Möglichkeit offen, dass er doch noch einen legitimen Sohn bekäme, der dann gegenüber Octavian den Vorrang haben würde. Dennoch war das Dokument gegenüber Caesars jungem Großneffen ein bemerkenswertes Vertrauensvotum.

Das Testament wurde der Oberpriesterin der Vesta zur Aufbewahrung übergeben. In Rom, wo wenig bis gar nichts heilig war, bedeutete das offenbar, dass es geheim gehalten wurde. Dennoch müssen wir uns fragen, ob einer der drei Männer, die 45 v. Chr. auf den erwähnten zwei Streitwagen zusammen nach Italien zurückkehrten – Antonius, Decimus und Octavian –, argwöhnte, auf wen Caesars schicksalhafte Wahl gefallen war.

Die Iden des März

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