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Eine Stadt aus Marmor

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Caesar ließ auf seine Triumphzüge in Rom im September 46 v. Chr. eine Reihe spektakulärer öffentlicher Bankette und Spie le folgen. Unter anderem gab es Gladiatorenkämpfe, die er seiner Tochter Julia widmete, neun Jahre nach ihrem Tod. Es war die erste derartige Veranstaltung überhaupt, die zu Ehren einer Tochter stattfand. Und was noch ungewöhnlicher war: Er kombinierte die Spiele mit der Einweihung eines neuen Tempels am 26. September, des Tempels der Venus Genetrix („Mutter Venus“).

Das setzte ein Zeichen und markierte nichts weniger als den Beginn eines monumentalen Wiederaufbaus des Zentrums der Stadt. Wie in anderen Bereichen auch trat Caesar dabei in Pompeius’ Fußstapfen.

Zur Erinnerung an seinen Triumph von 61 v. Chr. und seinen militärischen Erfolg im Osten hatte Pompeius einen spektakulären Gebäudekomplex errichten lassen. Pompeius hatte das Meer von Piraten befreit, den grausamen rebellischen König Mithridates von Pontus besiegt und der Republik eine ganze Reihe neuer, schillernder Provinzen und Protektorate hinzugefügt. Der neue Gebäudekomplex bestand aus zwei miteinander verbundenen Bauwerken, der Portikus des Pompeius und dem Theater des Pompeius. Die Konturen dieser Gebäude kann man auf einer Straßenkarte Roms teilweise heute noch ausmachen, doch von der Architektur selbst ist leider kaum etwas erhalten. Doch zu seiner Zeit hatte der Komplex einen genauso ikonischen Charakter wie später das Kolosseum.

Zu Pompeius’ Gebäudekomplex gehörten Roms erstes dauerhaftes Theater, Roms erster öffentlicher Park, ein Tempel der Venus Victrix („Venus der Siegreichen“, der persönlichen Siegesgöttin des Pompeius), Kunstgalerien, Geschäfte, Behörden und ein neues Senatsgebäude, in dem eine Pompeius-Statue stand. Das Ganze war ein gigantisches Denkmal für einen autoritären General, dessen Ego und Ehrgeiz die Freiheit der Republik zu ersticken drohte.

Gleich nach seiner Einweihung im Jahr 55 v. Chr. fand Pompeius’ Gebäudekomplex großen Zuspruch. Ein Jahr später rief Caesar sein eigenes Großprojekt ins Leben: das Forum Iulium oder Caesarforum. Wie die Portikus des Pompeius wurde es ein von einem Säulengang umgebener rechteckiger Platz mit einem Venustempel. Caesar jedoch weihte seinen Tempel der „Mutter Venus“: Immerhin war Venus die Stammmutter nicht nur seiner eigenen Familie, sondern des ganzen römischen Volkes. Der Wechsel von der Venus Victrix zur Venus Genetrix erfüllte also gleich zwei Funktionen.

Vor dem Tempel der Mutter Venus stand eine Reiterstatue, die Caesar in der Pose des Eroberers zeigt, die durch Alexander den Großen berühmt geworden war. Angrenzend an das Forum gab es wiederum ein neues Senatsgebäude, das Julianische Senatsgebäude (Curia Iulia), benannt nach Julius Caesars Familie, den Juliern.

Im Gegensatz zu Pompeius’ Gebäudekomplex gab es am Caesar forum kein Theater, aber Caesar plante bereits, ganz in der Nähe eines errichten zu lassen (dies wurde schließlich das Theater des Marcellus, dessen Bau erst unter Augustus abgeschlossen wurde und von dem Teile noch stehen). Einen Park gab es auch nicht, aber wie wir sehen werden, hatte Caesar einen Plan, Pompeius auch in dieser Hinsicht zu übertreffen. Vor allem aber lag Caesars Theater – und das unterschied es maßgeblich von Pompeius’ Gebäudekomplex – ganz zentral in der Stadtmitte Roms gelegen, direkt neben dem Forum Romanum. Pompeius’ Gebäudekomplex auf dem Marsfeld war rund eine halbe Meile entfernt, in einer Tiefebene zwischen der alten republikanischen Stadtmauer und der Biegung des Tibers. Caesar hingegen markierte sein Revier sozusagen mitten im Herzen der römischen Macht. Allein das Grundstück kostete ein Vermögen – mit der Summe hätte man eine ganze Generation lang das gesamte römische Heer finanzieren können.34

Der Tempel beherbergte eine Statue der Venus, die der prominente in Rom ansässige griechische Bildhauer Arkesilaos angefertigt hatte. Zu den übrigen Dekorationen im Tempel – allesamt Geschenke an die Göttin – gehörten wertvolle Gemälde, mit Gravuren verzierte Edelsteine und ein Brustpanzer, der mit britannischen Perlen besetzt war. Und nicht zu vergessen: die vergoldete Statue der Kleopatra.

Doch Caesars neues Forum und Senatsgebäude waren erst der Anfang. Er leitete eine komplette Neugestaltung des wichtigsten politischen Ortes von Rom in die Wege: des Versammlungsplatzes vor dem Senatsgebäude. Ein neuer Versammlungsort sollte entstehen mit einer neuen Rednerbühne und direkt dahinter, Richtung Osten, das neue Julianische Gerichtsgebäude, ebenfalls nach Caesars Familie benannt. Auf dem Marsfeld ließ er die Saepta Iulia errichten – eine riesige Marmorkolonnade, wo Wahlen stattfinden sollten. Das alles sah ganz nach einer feindlichen Übernahme des heiligsten Bodens der Republik durch eine einzige Familie aus. Welch eine Ironie lag darin, dass Caesar zugleich neue und größere Räume für öffentliche Reden und Wahlen schuf – und ihnen zugleich jede Bedeutung nahm. Hinter den Kulissen zog der Diktator die Fäden. Er und nie mand anders entschied, wer ein öffentliches Amt erhielt und wer nicht.

Doch damit nicht genug. Caesar plante einen großen neuen Tempel für Mars, den Kriegsgott, und eine Bibliothek, die der berühmten Bibliothek von Alexandria den Rang ablaufen sollte. Um das Problem der häufigen Überschwemmungen in Rom in den Griff zu bekommen, befahl er den Tiber im Stadtzentrum umzuleiten. Und er plante für Ostia, an der Tibermündung etwa zwanzig Meilen südwestlich von Rom, einen großen neuen Hafen.

Es ist verlockend sich vorzustellen, Caesar und Kleopatra hätten solcherlei zusammen geplant, um Rom den gleichen Glanz zu verleihen, wie ihn Alexandria ausstrahlte – sozusagen die Stadt eines Caesar würdig zu machen. Andererseits hatten die großen Bauvorhaben zur Folge, dass neue Jobs für arme Leute entstanden und dass er ganz strategisch Aufträge vergeben konnte; beides bedeutete für Caesar, dass die Zahl seiner Unterstützer weiter wuchs.

Die Iden des März

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