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Meine Haut – meine Entscheidung!

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Mussten Frauen in den 1950er-Jahren noch herausfinden, welches Waschmittel sie kaufen wollen – »Die deutschen Hausfrauen wissen, was sie wollen: Sie verwenden REI, das Mädchen für alles!« –, hat sich inzwischen der Radius der erteilten Entscheidungsfreiheit auf den eigenen Körper erweitert.

Sechs Jahrzehnte später, im Jahr 2017, lässt uns der Konzern Procter & Gamble wissen, »mit Venus bestimmst Du, wie sich Deine Haut anfühlt«. Damit wurde der Topos der Selbstbestimmung besonders nah am Wording der Frauenbewegung angesiedelt. Die Kampagne für einen Gillette-Rasierer für Frauen heißt »My Skin. My Way« und lehnt sich damit an das wohl bekannteste Motto der zweiten Frauenbewegung an: »My Body. My Choice«. Damit wird bis heute für das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch demonstriert, eine der wichtigsten und leider noch immer wackeligen feministischen Errungenschaften. Dort, wo Schwangerschaftsabbrüche straffrei sind, gibt es praktisch keine Todesfälle mehr aufgrund von unsicheren und selbst durchgeführten Schwangerschaftsabbrüchen. Darüber hinaus ist die Möglichkeit, zu entscheiden, ob und wann man ein Kind bekommt, eine zentrale Basis für ein unabhängiges Leben. Auch wenn das vielen Menschen völlig klar ist, müssen wir offenbar daran erinnern, wenn ein Konzern wie Procter & Gamble mit »My Skin. My Way« das Recht von Frauen, über eine lebensverändernde Schwangerschaft zu entscheiden, mit dem »Recht« assoziiert, ob und wo Körperhaare entfernt werden.

Man könnte einwenden, dass es bei beidem letztlich darum geht, über den eigenen Körper zu entscheiden. Allerdings wird damit der große Unterschied in der Tragweite dieser beiden Freiheiten lässig beiseitegeschoben. Und wir sollten bei all dem dicken progressivpolitischen Anstrich nicht übersehen, dass es bei Gillette lediglich um die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt geht. Im Konsumkapitalismus bedeutet Selbstbestimmung vor allem eines: die Freiheit der Wahl zwischen Produkt A und Produkt B. Sie bedeutet die Ermächtigung, zu einer bestimmten Ware zu greifen, um mit dieser Ware die eigene Identität zu formen und hervorzuheben.

Dass die Vorstellungen davon, was »Frausein« bedeutet, heute vielfältiger sind, ist das Verdienst der Frauenbewegung. Und das Verdienst des Neoliberalismus und Kapitalismus ist es, aus diesen Vorstellungen neue Anforderungen gebastelt zu haben, die Anforderung etwa, auch diesen Vorstellungen perfekt zu entsprechen.

Der verkaufte Feminismus

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