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Das Gottesbild meiner Eltern

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Vati glaubte an Gott als Allmacht, als ein höheres Wesen, das die Natur erschuf und durch die Schöpfung für gläubige Christen wahrnehmbar ist. Dies erfuhr ich in Gesprächen; und darauf deuten einige seiner Gedichte hin. Zu seinem Vorstellungsbild passten weder der Himmel als Gottes Ort, noch die Hölle als Verließ der Verdammnis: Keine holden, lächelnden Engel als Heerschar. Keine Teufel als grausame Widersacher und Gegenspieler. Keine gottverdammten armen Sünder, schmorend in der blutroten Feuerbrunst der Hölle. Kirchen und Religionsgemeinschaften brauchte Vati zum Wohlbefinden und zur Werteorientierung nicht. Ich empfinde ähnlich.

Mutti glaubte an Gott gegenständlich und konkret. Für sie war die evangelische Kirche mit ihren Glaubensgrundsätzen wichtig. Sie ging zwar nicht übertrieben oft, aber zumindest an jedem kirchlichen Feiertag in die Kirche und bemühte sich sehr, uns Kinder zu gläubigen Christen zu erziehen. Bis zur Konfirmation waren Kindergottesdienste für uns verpflichtend. Tischgebete vor dem Mittagessen und abends beim Zubettgehen zählten zum eingeübten Brauchtum, an dem es nichts zu rütteln gab. Die Gebete stammten allesamt aus Vatis Feder. Ich weiß nicht, wo er sie aufschrieb. Sein wohl schönstes Mittagsgebet habe ich mir eingeprägt:

„Zu Ehren, was der Acker trägt,

was sich in Wald und Feldern regt.

Was Gott mit Sonnenschein und Regen,

mit Wärme, Licht und seinem Segen

aufwachsen und gedeihen lässt.

Wir falten die Hände und danken Gott,

der uns beschert das tägliche Brot.“

Warum ich das Lachen und Singen verlernte (Autobiografie)

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