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Die Vernichtung unserer Güter im Bombenhagel

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Etwa zwölf Monate vor Kriegsende, im Jahr 1944, als eine Bombe nicht nur unser schönes Eigenheim auseinander riss, trafen Sprengbomben auch das Ferninstitut und die Handelsschule meines Vaters im Rostocker Stadtzentrum.

Nie werde ich vergessen, wie überall seine Fernbriefe, gebunden oder als Einzelblätter, durch die Straßen und Fußgängerwege flatterten, darunter die vielen mit einem Segelschiff-Dreimaster als Markenzeichen und Logo gestalteten Titelseiten. Diese Bilder als zementiertes Symbol des Kriegsschreckens brannten sich in mein Gedächtnis ein. Vatis stolzes Segelschiff auf den Weltmeeren – plötzlich verschmutzt, zertreten und vernichtet auf Rostocks Straßen und Fußwegen!

Als nach meinem schweren Schlaganfall der Tod an die Tür klopfte, richtete sich überlebensgroß mein neues Buch „Nachhaltig investieren“ vor mir auf: stolze Windräder auf dem Meer und zu Lande, Solaranlagen auf den Dächern und Feldern.

Im Zuge der Entnazifizierung musste sich Vati als Feldarbeiter verdingen. Wir wurden enteignet; und unsere Sparbücher verloren bei der Währungsreform ihren Wert.

Wir waren von einem Tag zum anderen keine reiche Unternehmerfamilie mehr. Irgendwann floh Vati nach Westberlin und hoffte, dort finanziell wieder auf die Beine zu kommen und seinem geliebten Ferninstitut neues Leben einzuhauchen. So ganz ist ihm dies nicht gelungen. Ob Berlin oder Würzburg: selten schwarze, eher rote oder gar tiefrote Zahlen. Unterkriegen ließ er sich jedoch nie.

Warum ich das Lachen und Singen verlernte (Autobiografie)

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