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Gefährliche Bekanntschaft mit Strudeln

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Mit den gurgelnden, einen Sog bildenden und in die Tiefe ziehenden Strudeln in der Ostsee machte ich als junge Frau unliebsame Bekanntschaft. Ich lief trotz Orkanwarnung auf eine Mole in Heiligenhafen – nicht zu verwechseln mit Heiligendamm, wo gerade das in Insolvenz geratene Fünf-Sterne-Luxushotel für Schlagzeilen sorgt. Ich ging die Mole entlang, um die tosenden, Gischt spritzenden Wellenbrecher aus nächster Nähe zu beobachten. Meine Lieblingsballade „Der Taucher“ von Friedrich Schiller mag meinen Abenteuerdrang und meine Neugierde angeregt haben. Noch heute kenne ich den Inhalt genau, durfte ich doch die beiden ersten Strophen bei einer Schulaufführung aufsagen:

„Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,

zu tauchen in diesem Schlund?

Einen goldnen Becher werf’ ich hinab.

Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund.

Wer mir den Becher kann wieder zeigen.

Er mag ihn behalten, er ist sein eigen.“

Der König spricht es und wirft von der Höh’

der Klippe, die schroff und steil

hinausdrängt in die unendliche See,

den Becher in der Charybde Geheul.

„Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,

zu tauchen in diese Tiefe nieder?“

Der Sturm packte mich und schleuderte mich zwischen Felsen und Strudel. Ich hatte selbst als geübte und durchtrainierte Rettungsschwimmerin großes Glück, dort allein herauszukommen. Immer, wenn sich eine große Welle näherte, versuchte ich, mich vom Felsgestein kraftvoll wie bei einer Wende im Schwimmbad abzustoßen. Nach einigen erfolglosen Versuchen klappte es. Meine zahlreichen Hautabschürfungen eiterten noch mehrere Wochen lang. Sonst aber trug ich keine ernsthaften Verletzungen als Bestrafung für meinen Leichtsinn davon.

Warum ich das Lachen und Singen verlernte (Autobiografie)

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