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Ein Aprilscherz mit beinahe fatalen Folgen

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Mir fällt dazu eine kleine Geschichte ein, die um ein Haar tragisch endete. Ich wollte mir einen originellen Aprilscherz ausdenken: Mein Vater hatte im westfälischen Rheda bei Gütersloh, dort wo der BERTELSMANN-Konzern seinen Hauptfirmensitz hat, eine Partnerin. Sie war zuständig für den Vertrieb der in Würzburg hergestellten Lehrbriefe und schrieb meinem Vater öfters Briefe. Ich fing einen ab und öffnete den Umschlag vorsichtig, um ihn nochmals benutzen zu können. Frau Pulsfort schrieb ihre Mitteilungen auf einem eher seltenen Schreibmaschinenfabrikat. Ein solches Gerät stand auch im Bürohaus Sammetinger, Vatis Geschäftspartner und mein Sponsor für Wettschreiben. So war es kein Kunststück, einen Brief aus Rheda auf einem solchen Schreibmaschinentyp nachzuahmen. Absender war diesmal Herr Pulsfort. Ich fing den Postboten ab und bat ihn, den irrtümlich in der Handelsschule eingeworfenen Brief Dr. Jaenicke auszuhändigen. Mein gefälschtes Schreiben lautete in etwa so:

Sehr geehrter Herr Dr. Jaenicke,

meine Frau ist schwer gestürzt, sodass sie sich um den Vertrieb der Lehrbriefe vorerst nicht kümmern kann. Ich selbst bin beruflich dermaßen eingespannt, dass es unmöglich ist, für meine Frau einzuspringen. Sorgen Sie doch bitte selbst für Ersatz. Am besten, Sie schicken Ihre Tochter zu uns, oder Sie kommen selbst nach Rheda. Es ist dringend!

Mit freundlichem Gruß

Beim Mittagessen erzählte Vati, dass Schlimmes passiert sei: „Frau Pulsfort hat sich beim Sturz verletzt. Ich kann selbst nicht nach Rheda fahren wegen des Schulunterrichts und anderer wichtiger Termine. Du kannst ja leider auch nicht einspringen, weil deine Lehramtsprüfung ansteht. Aber ich habe eine brauchbare Lösung gefunden. Direktor Müller ist so nett, seine Sekretärin auszuleihen. Sie packt gerade ihre Sachen, um noch heute nach Rheda zu reisen.“

Erschrocken rief ich: „April – April! Der weiß nicht, was er will!“ Vati tobte vor Wut, sonst kaum seine Art. Er machte Anstalten, mich zu versohlen. Aber blitzschnell kam ihm die rettende Idee: „Ach was!Ich schicke jetzt Herrn Müller in den April. Er sollte dies dann auch mit seiner Sekretärin so machen. So verliert niemand sein Gesicht. Aber es ist höchste Eile geboten.“ All dies funktionierte in letzter Minute. Aber ich war gewarnt und für alle Zeiten belehrt. Meine Lust war vergangen, jemals noch eine Person in den April zu schicken.

Warum ich das Lachen und Singen verlernte (Autobiografie)

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