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2 Komplexität
Оглавление[…] ubi pluralitas ibi discordia […] (Wilhelm von Ockham)1
Wettkämpfe, so lautet die Hauptthese der Arbeit, begünstigen die Entstehung von Komplexität selbst dann, wenn sie von einfachen Strukturen ausgehen oder einfachen Zuständen zustreben. Damit bleibt als letzter theoretischer Baustein zu sondieren, was unter Komplexität zu verstehen ist. Einschlägige Überblicke führen die Breite an Begriffsangeboten, aber auch deren Klärungsschwierigkeiten rasch vor Augen:2
Komplexität ist nicht leicht zu definieren, zumal es zahlreiche miteinander konkurrierende Definitionen gibt. Bewährt sind die Definitionen von Komplexität als Überforderung des Beobachters durch ein Phänomen, das viele heterogene Elemente in wechselnden und sich im Zeitablauf ändernden Relationen untereinander aufweist, zugleich Einheit und Vielfalt, zugleich Unordnung und Regelmäßigkeit aufweist und offenbar dank Selbstorganisation in der Lage ist, Probleme seiner Reproduktion zu lösen, ohne dass der Beobachter in der Lage wäre, nachzuvollziehen, wie es das tut.3
Eine solche Einschätzung ist charakteristisch für Untersuchungen, die sich auf den Komplexitätsbegriff einlassen. Einerseits lässt sich die Vielzahl »konkurrierende[r] Definitionen« kaum ignorieren. Andererseits zwingt dies oft zur pragmatischen Konzentration auf Gesichtspunkte, die sich im jeweiligen Forschungskontext »bewährt« haben – ob für Fragen soziologischer Netzwerkforschung, der Biologie adaptiver Systeme oder der Erforschung von ›artificial intelligence‹. Trotz hoher transdisziplinärer Anschlussfähigkeit werden dadurch selten die theoretischen Anregungen ausgeschöpft, die der Begriff der Komplexität aus verschiedenen Disziplinen gewinnt.