Читать книгу Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid - Страница 31
2.1.6 Persönlichkeitsgewohnheiten
ОглавлениеAus der Perspektive der Person gibt es eine Reihe weiterer TA-Konzepte, die nicht direkt mit strukturanalytischen Überlegungen einhergehen müssen. Beispielsweise gibt es Beschreibungen von gewohnheitsmäßigen Erlebens- und Verhaltensweisen (Rackets), die als gelernte Eigenarten der persönlichen Organisation eines Menschen angesehen werden. Daher studiert man, ob sich hier nicht bestimmte Denkmuster, Verhaltensmuster oder Gefühle beobachten lassen, die wiederholt – oft unbemerkt gewohnheitsmäßig – gelebt werden. Man tut dies, weil solche Muster aus der Sicht der Mitmenschen oft als nicht zur Situation passend, als nicht nachvollziehbar oder als unerfreulich erlebt werden.
Für den volkstümlichen amerikanischen Ausdruck Racket gibt es verschiedene Übersetzungen, die etwas mit verschiedenen Definitionen dieses Begriffs zu tun haben. Ich greife je ein Verständnis von ENGLISH und BERNE heraus. Nach ENGLISH sind Rackets Ersatzgefühle. Hier wird ein gezeigtes Gefühl unter dem Gesichtspunkt studiert, ob es situativ passt oder ob es nicht gewohnheitsmäßig statt eines anderen, hier passenderen Gefühles aktiviert wird. Zum Beispiel könnte jemand in seiner Familie gelernt haben sich gewohnheitsmäßig depressiv zu fühlen, anstatt etwa Schmerz, Empörung oder vielleicht auch Tatendrang zu empfinden und zu zeigen. Wenn man unter diesem Gesichtspunkt auf Gefühle schaut, ergeben sich daraus Operationen, die daraufhin zielen, dem Klienten die Gefühle, die durch das Ersatzgefühl gewohnheitsmäßig ersetzt werden, wieder zur Situation passend zugänglich zu machen. Analog zu Ersatz-Gefühlen könnte man auch von Ersatz-Einstellungen oder Ersatz-Verhaltensweisen sprechen.
In einer von BERNES Definitionen werden Rackets mit Erfahrungen gleichgesetzt, die angestrebt werden, um damit bevorzugte Lebenseinstellungen zu bestätigen, oder um damit Rechtfertigungen für bestimmte Einstellungen und Verhaltensweisen bereitzustellen. Zum Beispiel könnte ein Ehemann und Vater sich wiederholt Ausgrenzungserlebnisse in der Familie verschaffen und damit seine Idee, dass Männer ›einsame Wölfe‹ sind, bestätigen und um darüber hinaus berufliches Überengagement bei Verkümmerung der privaten Beziehungen zu rechtfertigen. Dementsprechend interessiert dann bei einer Racket-Analyse, welche Lebenseinstellungen durch welche Erlebens- und Verhaltensweisen bestätigt oder gerechtfertigt werden sollen und wie dies in der Person organisiert wird.