Читать книгу Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid - Страница 43

2.3.2 Wirklichkeitskonstruktionen und transaktionsanalytische Praxis

Оглавление

Wirklichkeitskonstruktionen werden für Transaktionsanalytiker in der Regel dann wichtig, wenn sie daraus professionelles Handeln ableiten und bestimmte Wirklichkeiten erzeugen wollen. Daher müssen sie selbst und ihr Verständnis von Professionalität bei der Auswahl sinnvoller Wirklichkeitskonstruktionen berücksichtigt werden.

Hierzu wird die Frage nach dem jeweiligen Kontext, nach den jeweiligen Rollen und dem Professionsverständnis des Handelnden gestellt. Die Frage nach der Wirklichkeit bedeutet unabdingbar die Frage nach dem Beobachter, also dem, der Wirklichkeit konstruiert.

Um Transaktionsanalyse aus der wirklichkeitskonstruktiven Perspektive zu erschließen, habe ich einige neue Definitionen (SCHMID 1990c) vorgeschlagen:

1. Transaktionen sind Handlungen, die Realitäten durch Kommunikation mitgestalten. Transaktionen implizieren Annahmen über Wirklichkeiten und können zu Konsequenzen führen, die in Übereinstimmung mit den implizierten Annahmen stehen.

2. Transaktionsanalyse meint einen professionellen Umgang mit der Gestaltung von Wirklichkeit durch Kommunikation. Ihre Perspektiven sind selbst Gegenstand der Reflexion von Transaktionsanalytikern.

Für die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion gab es schon früher Ansätze in der Transaktionsanalyse. In der Kathexis-Schule z.B. gibt es die Konzeption des Bezugsrahmens; also eines Ideen-Gebildes, aus dem heraus der Mensch seine Erlebens- und Verhaltensweisen organisiert. Man studiert, aus welchem Bezugsrahmen heraus ein Klient dieses oder jenes Verhalten zeigt. Oft interessiert insbesondere, inwiefern Erleben und Verhalten Wirklichkeitsvorstellungen widerspiegeln, die zu einem eingeengten Realitätsbezug führen. Hier gibt es Konzepte, die es ermöglichen zu fragen, wie Menschen Aspekte der Wirklichkeit innerlich werten oder abwerten. Ob ein Aspekt gewertet werden sollte, ist natürlich Ansichtssache eines Beobachters. Zum Beispiel gibt es ein Analyseschema, welches zu studieren hilft, ob die Nicht-Inanspruchnahme einer Lösungsmöglichkeit darauf beruht, dass der Klient das Problem an sich, die Bedeutung des Problems, die Lösbarkeit eines Problems oder seine persönliche Fähigkeit, etwas zu tun, abwertet. Je nachdem wie diese Einschätzung ausfällt, lassen sich daraus Strategien ableiten, dem Klienten eine angemessene Wertung dieser Aspekte zu ermöglichen.

Auch gibt es bei SCHIFF (et al. 1975) Begriffe wie Übergeneralisierung oder Überdetaillierung. Mit Übergeneralisierung ist ein Klientenverhalten gemeint, mit dem Probleme dadurch unlösbar gemacht werden, dass Fragestellungen auf zu generelle Schlussfolgerungen zugeschnitten werden, so dass nicht angemessen geklärt und entschieden werden kann.

Eine Überdetaillierung liegt dann vor, wenn der Klient konkrete Schilderung an konkrete Schilderung reiht, aber nicht bereit ist, daraus allgemeinere Überlegungen und Fragestellungen abzuleiten, aus denen wiederum die konkreten Situationen betrachtet und gesteuert werden könnten. So kann es dazu kommen, dass der Therapeut chronisch die Rolle übernimmt, aus konkreten Schilderungen, Prinzipien abzuleiten, anstatt dem Klienten selbst Überlegungen dazu abzuverlangen, worin das Problem bestehen könnte und welche Schlüsse daraus gezogen werden sollten.

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

Подняться наверх