Читать книгу Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid - Страница 37
2.2.4 Ausbeutungs- und Symbioseaspekte von Beziehungen
ОглавлениеVon ENGLISH (1976 und 1981) stammt das Konzept des Racketteering, des Ausbeutungsverhaltens in Beziehungen. Es werden z.B. Gefühlsäußerungen unter dem Gesichtspunkt betrachtet, ob und wie sie dazu dienen, die Aufmerksamkeit, die Hilfsbereitschaft, die Hingabefähigkeit oder andere Talente des Gegenübers für sich unter Beschlag zu nehmen. Dies kann dann als ausbeuterisch betrachtet werden, wenn es nicht auf abgeklärten Beziehungsvereinbarungen beruht und daraus nicht für alle Beteiligten Nutzen entsteht. ENGLISH hat typische Beziehungsmuster zwischen der »übersicheren« Position und der »hilflosen« Position in solchen Beziehungen beschrieben.
Der Betrachtung des Ausbeutungsaspekts in Beziehungen ist das Konzept der dysfunktionalen Symbiosen (SCHIFF et al. 1975) bzw. entsprechender Haltungen ähnlich. Von einer dysfunktionalen Symbiose spricht man dann, wenn man bei der Betrachtung einer Beziehung zu dem Schluss kommt, dass Verantwortung oder Unbehagen (als Folge der Nichtübernahme von Verantwortung) zwischen den Beteiligten verschoben wird. Dies kann Lebensgestaltung und Entwicklung in der Beziehung behindern. Unter diesem Gesichtspunkt kann man dysfunktionale symbiotische Beziehungen auch definieren als Beziehungen, innerhalb derer die Beteiligten ihr persönliches Potenzial nicht zum Ausdruck bringen oder nicht entwickeln (SCHMID 1986c).
SCHIFF und ihre Mitarbeiter untersuchten dysfunktionale Symbiosen im Zusammenhang mit dem Versuch, psychotisches Verhalten zu verstehen und im Rahmen von psychotherapeutischen Beziehungen zu behandeln. In ihrem Kathexis-Institut wurden psychotische Patienten durch therapeutische Eltern-Kind-Beziehungen behandelt. Dabei wurden sogenannte passive Verhaltensweisen studiert, die dazu dienten, andere in dysfunktionalsymbiotische Beziehungen zu nötigen oder sie darin festzuhalten.