Читать книгу Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid - Страница 38
2.2.5 Beziehungen und das Strukturmodell der Persönlichkeit
ОглавлениеWerden Beziehungen und die Transaktionen, über die sie gelebt werden, näher untersucht, kann es aufschlussreich sein zu fragen, welche Teilpersönlichkeit in welcher Weise daran beteiligt ist. Man untersucht dann, wer innerhalb der Personen als Absender von Botschaften, auf die andere Menschen reagieren, betrachtet werden könnte. In diesem Erklärungsrahmen kann man sich vielschichtige Beziehungen vorstellen, bei denen verschiedene Teilpersönlichkeiten auf verschiedene Arten miteinander Kontakt aufnehmen.
Bildlich gesprochen kann man sich eine ganze Beziehungskonferenz vorstellen, wenn zwei Personen miteinander sprechen. Zum Beispiel könnten zwei Erwachsene versuchen in angemessener Weise miteinander umzugehen, während jugendliche Kind-Ich-Zustände miteinander ums Besser-Können konkurrieren oder miteinander einen Flirt beginnen. Innere Väter, Mütter, Lehrer oder andere frühere Bezugspersonen könnten durch Meinungen, emotionale Reaktionen oder Handlungen zum Geschehen beitragen wollen. Die inneren Väter zweier Gesprächspartner könnten dabei auf eine rein formale Beziehung höchsten Wert legen, während die Mütter genüsslich eine Romanze fördern. Dies wiederum könnte bei den jugendlichen Persönlichkeitsanteilen beider Gesprächspartner irritierte Reaktionen hervorrufen.
Als Ausdrucksmittel stehen den Teilpersönlichkeiten das Ausdrucks- und Empfindungsvermögen ein- und derselben Person zur Verfügung. Deren Ausdrucksverhalten und Beiträge zur Beziehungsgestaltung kann man sich als zumindest vielschichtig vorstellen. Dies kann von den Personen selbst und ihren Partnern als irritierend erlebt werden. Insbesondere dann, wenn die Erwachsenen-Ich-Zustände der Beteiligten keinen entscheidenden Einfluss auf die Integration und Steuerung der Teil-Persönlichkeiten bei der Beziehungsgestaltung nehmen.
Einem Transaktionsanalytiker hilft eine geschulte Intuition, Vermutungen über solche Zusammenhänge anzustellen und sie zur Grundlage seiner diagnostischen Annahmen zu machen. Transaktionsanalytiker lernen solche Überlegungen in ihre Kommunikationsstrategien und Beziehungsgestaltungen mit einzubeziehen; was nicht heißt, dass sie ausdrücklich Gesprächsgegenstand werden müssen. Das explizite Wissen und der geschulte intuitive Umgang mit diesem Geschehen dient häufig hauptsächlich dazu, sich in professionellen Situationen möglichst wenig in störenden Kommunikationsbeziehungen zu verfangen. Statt dessen versucht man, den gegenwarts- und zukunftsbezogenen Wirklichkeitsbezug von Klienten sowohl in der Beziehungsgestaltung als auch in der inneren Organisation optimal zu fördern.
Bei aller Faszination solcher psychologischer Betrachtungen soll nicht vergessen werden, dass sie nur einen Teil der Möglichkeiten abdecken, Beziehungsaspekte und Transaktionen zu beschreiben.