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2.2.2 Transaktionen und Intuitionen über Beziehungen

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BERNE ging davon aus, dass sich die Menschen intuitive Urteile darüber bilden, welche Arten von Beziehungen mit dem Gegenüber möglich sein können. Diese Einschätzungen bilden sich oft in den ersten Sekunden des Kontakts, ohne dass die Beurteilenden sagen könnten, wie sie zu diesen Urteilen kommen. Meist sind sie sich auch nicht im Klaren darüber, welche Einschätzung des anderen sie vorgenommen haben. An ihren Transaktionen erkennt man jedoch, dass sie auf irgendeiner Einschätzung der Beziehungsmöglichkeiten mit dem anderen beruhen; sie handeln, »als ob« sie den Inhalt ihrer Einschätzung kennen würden.

Ungeachtet der bewusst-gewollten Kommunikation zeigen innere oder äußere Reaktionen auf andere Menschen, dass man auf vielerlei kommunikative Auslöser reagiert. Diese hat man, ohne es zu wissen, in der einen oder anderen Weise bewertet. Wenn diese Reaktionen zu dem bewussten Inhalt der Kommunikation und der gewünschten Beziehungsgestaltung passen, findet dieser Vorgang keine weitere Beachtung. Er ist ein normaler Bestandteil der Beziehungssteuerung und hilft, sich schnell in komplexen Situationen zu orientieren. Er unterstützt Menschen auch darin, sich zu bevorzugten Beziehungen zusammenzufinden.

Intuition kann sich einerseits auf die Beziehungsinhalte richten, also darauf, welches Zusammenspiel möglich ist und wie sich diese Beziehung in Zukunft entwickeln könnte. Sie kann sich andererseits auch auf einen Stil im Umgang miteinander richten. Beide Einschätzungen führen zur Auswahl von Beziehungspartnern oder der Art von Beziehungen, die man mit potenziellen Partnern eingehen möchte. Außerdem bieten solche intuitiven Wahlen Chancen in der gegenseitigen Abstimmung und bei der gemeinsamen Entwicklung der Beziehungswirklichkeit.

Intuition kann im Dienste der Entwicklung positiver Beziehungswirklichkeiten stehen wie leider auch im Dienste der Wiederholung von unbefriedigenden oder gar destruktiven Beziehungen. Letzteres beschäftigt Transaktionsanalytiker beruflich häufiger. Dies führt manchmal dazu, dass die Normalität und die enormen Vorteile von Intuition und der unbemerkten Beziehungssteuerung aus dem Blickfeld geraten.

Häufig werden Transaktionsanalytiker dann tätig, wenn Menschen ihre Partnerwahl und Beziehungsgestaltung mit Hilfe intuitiver Steuerungsmöglichkeiten so betreiben, dass die Beziehungsergebnisse unbefriedigend sind. Dies wird oft erst nach einiger Zeit bemerkt, wenn die Folgen dieser problematischen Beziehungsgestaltung spürbar werden. Zum Beispiel können sich Partner zunehmend missbraucht fühlen, obwohl sie sich im besten Bemühen um gegenseitige Würdigung wähnten. Dann kann es lohnend sein, sich die transaktionale Entstehungsgeschichte einer bestimmten Beziehungssituation bewusst zu machen. Welche Annahmen über gegenseitige Wünsche steuern die Verhaltensweisen und was löst diese Annahmen aus oder bestärkt sie? Dies kann die Analyse intuitiver Beurteilungs- und Auswahlvorgänge der Beteiligten einschließen. Diese wiederum können intuitiv erfasst oder anhand der eigenen Reaktionen und Aktionen erschlossen werden. Der Berater selbst kann sich durch die Klienten irgendwie missbraucht fühlen, was er daran merkt, dass er immer ausführlicher betont, wozu er bereit ist und wozu nicht. Letzteres wird soziale Diagnose genannt. Um aus eigenen Reaktionen verantwortlich auf auslösende Signale anderer schließen zu können, ist allerdings ein Studium der eigenen Neigungen und Reaktionsmuster erforderlich, damit man nicht dem Klienten zuschreibt, was man selbst in die Beratung getragen hat.

Ein Beobachter kann von außen häufig schon aus den ersten Transaktionen Eigenarten der sich anbahnenden Beziehung, eventuell auch absehbare Beziehungskonflikte erkennen, während die Beteiligten sich dessen oft (noch) nicht bewusst sind. Die Aufmerksamkeit auf eine sich entfaltende Wirklichkeit im Initialstadium oder erste Anzeichen von Unstimmigkeiten zu lenken, ist ein großes Verdienst der TA.

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse

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