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3.3.1 Derivation

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Bei Derivationsprozessen, deren Ergebnisse Derivate heißen, wird eine Basis mit Hilfe von Derivationsaffixen erweitert. Bei der Präfigierung geht das Affix der Basis voran; bei der Suffigierung folgt es der Basis.

3.3.1.1 Bei der Suffigierung gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: (a) durch den Derivationsprozess tritt keine Änderung der Wortart ein (homogene Derivation) und (b) das Derivat gehört einer anderen Wortart an als die Basis (heterogene Derivation).

1 Homogene Derivation: Zu dieser Gruppe gehören die qualifizierend-quantifizierenden Suffixe, z.B. -ito, -iño (nur regional), -illo; -azo, -ón, -ote: caballo + -itocaballito, blanco + -illoblanquillo, libro + -otelibrote, fácil + -ónfacilón ‘kinderleicht’. Z.T. haben augmentative Suffixe eine abwertende Nuance (z.B. cobardecobardón), deutlich pejorativ sind: -aco, -acho/a, -ucho/a, -uco/a, -ejo/a, -orrio, -astro. Mit der Verkleinerung (durch Diminutivsuffixe) verbindet sich meist eine positive Wertung. Der genaue semantische Gehalt dieser Suffixe hängt jedoch stark vom jeweiligen Kontext ab.Gelegentlich tritt zwischen Stamm und Suffix ein Fugenelement (auch: Interfix): mujercita, panecillo, corazoncillo, pueblecito usw.Bei diesen Suffixen, die man auch als Evaluativsuffixe bezeichnet, fällt generell auf, dass sich die Wortbildungsbedeutung und die Wortschatzbedeutung oft nicht decken, d.h. das Derivat muss nicht die Bedeutung haben, die aufgrund der Komponenten zu erwarten wäre: Die Diminutivbildungen bolsillo und bolsito bedeuten nicht einfach ‘kleine Tasche’ (Wortbildungsbedeutung) sondern ‘Tasche (in einem Kleidungsstück)’ bzw. ‘kleine (Hand-)Tasche’ (Wortschatzbedeutung). Auch mensajito illustriert dieses Phänomen sehr gut, da es nicht generell für eine kleine Botschaft steht, sondern auf eine kurze Mitteilung referiert, die man mit Hilfe eines Handys verschickt.Ein weiteres Merkmal dieser Bildungen ist, dass das Derivat in der Regel das Genus des Basiswortes behält.1Homogene Suffigierung gibt es aber auch mit anderen Suffixen; im Folgenden geben wir nur einige wenige Beispiele:N → N:vaca + -ada (Kollektivsuffix) → vacada ‘Rinderherde’; decano + -atodecanato; carta + -erocartero ‘Briefträger’; limón + -erolimonero2 ‘Zitronenbaum’; símbolo + -ismosimbolismoV → V:morder + -isc(ar)mordiscar ‘knabbern’; correr + -ete(ar)corretear ‘herumlaufen’; nevar + -isc(ar) → ‘leicht schneien’A → A:rojo + -izorojizo ‘rötlich’; mísero + -érrimomisérrimo; feo + -ísimofeísimo

2 Heterogene Suffigierung: Wir geben im Folgenden einige Beispiele für die häufigsten Transpositionen; je nach Basis spricht man von deverbalen, denominalen oder deadjektivischen Ableitungen:V → N:almacenar + -ajealmacenaje ‘Lagerung; Lagergebühr’; educar + -doreducador; ayudar + -nte > ayudante; dormir + -toriodormitorioA → N:pedante + -eríapedantería; humano + -ismohumanismo; agudo + -ezaagudezaV → A:agradar + -bleagradable (aktivische Bedeutung); lavar + -blelavable (passivische Bedeutung); tolerar + -ntetoleranteN → A:deseo + -osodeseoso; leche + -erolechero ‘Milch …’; escuela + -arescolar (Stammallomorphie);3 elemento + -alelementalA4 → Adv.:clara + -menteclaramenteN → V:verso + -ific(ar)versificar; boicote + -e(ar)boicotear, carbón + -iz(ar)carbonizarA → V:simple + -ific(ar)simplificar; estable + -iz(ar)estabilizar (Stammallomorphie); verde + -e(ar)verdear

3.3.1.2 Im Unterschied zur Suffigierung tritt bei der Präfigierung nie ein Wortartenwechsel ein. Da manche Präfixe auch als Präpositionen bzw. Adverbien frei vorkommen (a, ante, con, contra, en, entre, sobre, tras) wird die Präfigierung in der Literatur manchmal zur Komposition gezählt oder als zwischen Derivation und Komposition stehend betrachtet. So unterscheiden Berschin et al. (2012) z.B. zwischen Präpositionalkomposition (mit Beispielen wie entreacto, sobrecargar oder transnacional) und Präfigierung (im Rahmen der Derivation; Bsp.: panamericano, paramilitar, archifamoso etc.). Wir folgen hier vor allem aus beschreibungsökonomischen Gründen in der Darstellung Schpak-Dolt (2012, 106) und betrachten alle Fälle als Präfixbildungen im Rahmen der Derivation. Dies setzt die Annahme einer Homonymiebeziehung5 zwischen (freien) Präpositionen und (gebundenen) Präfixen voraus.

Die meisten Präfixe verbinden sich mit verschiedenen Wortarten. Von den gut 200 spanischen Präfixen, die Rainer (1993, 299–379) beschreibt, können wir hier nur die geläufigsten aufführen und mit Hilfe eines Beispiels grob nach ihrer semantischen Leistung klassifizieren, wobei viele der klassifizierten Präfixe natürlich auch andere Funktionen haben können:

 Negations-/Privativpräfixe: a- (mit Allomorph: an-; ahistórico, anorgánico); in- (mit Allomorphen: i-, im-; indisciplina, ilegal, imposible); anti- (anticonceptivo); contra- (contradecir); des- (Allomorphe: dis-, de-; desvalorizar, discontinuo, devaluar) etc.;

 Richtungspräfixe: a- (acorrer); retro- (retroactivo); en- (enterrar); re- (reexportar);

 Temporale Präfixe: pos(t)- (posponer); pre- (precolombino);

 Graduierungs-/Intensivierungspräfixe: hipo- (hipotensión); super- (superdenso); ultra- (ultraligero); sub- (subdesarrollo); archi- (archicatólico);

 Quantifizierende Präfixe: mono- (monocultivo); tri- (trimensual); poli- (policéntrico); pan- (panarabismo).

Diese Liste enthält auch zahlreiche Präfixoide, das sind ursprünglich griechisch-lateinische Vollwörter (meist Substantive und Adjektive), die im Spanischen in aller Regel nicht frei vorkommen. Deshalb kann man sie zur Präfigierung zählen. Beispiele: geo- (gr. ‘Erde’; geofísica), hidro- (gr. ‘Wasser’; hidro-avión), auto- (gr. ‘selbst’; autocensura), video- (lat. ‘ich sehe’; videoconferencia) usw. Aufgrund des erwähnten Vollwortcharakters werden solche Bildungen manchmal auch als Komposita klassifiziert (z.B. Thiele 1992, 110ff.).

3.3.1.3 Drei Sonderfälle im Zusammenhang mit der Derivation müssen noch erwähnt werden:

1 die regressive Derivation (oder Rückbildung), bei der aus einem morphologisch komplexen Wort durch Tilgung – und gegebenenfalls nachfolgende Anfügung eines anderen Wortbildungselements – ein neues Wort abgeleitet wird, z.B. legisladorlegislar; teledetecciónteledetectar;

2 die Konversion (oder Nullableitung), die zu einem Wortartenwechsel führt, ohne dass ein Flexionsaffix hinzutritt: deberel deber; buenolo bueno; derechoel derecho; entonces (Adv.) → entonces (A) usw. und

3 die parasynthetische Derivation, bei der gleichzeitig ein Präfix und ein Suffix an die Basis treten. Dies lässt sich daran erkennen, dass keine der Zwischenformen existiert: des- + alma- + -ado und nicht *desalma + -ado oder des- + *almado, analog enmohecer, atemorizar u.v.a. Eine parasynthetische Derivation ist allerdings nur dann anzunehmen, wenn andere (binäre) Konstituentenanalysen nicht möglich sind. Unter diesem Gesichtspunkt ist z.B. enriquecimiento nicht als Parasynthetikon zu interpretieren, sondern als regelmäßige deverbale Ableitung von enriquecer. Dieses Verb ist freilich parasynthetisch (en + rico + ec(er), weil *enrico und *riquecer).6

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