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4 Die Inhaltsseite des Lexikons 4.1 Semasiologie, Onomasiologie, Semantik

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Die Beschäftigung mit der Bedeutung kleinerer oder größerer sprachlicher Einheiten stellt für verschiedene sprachwissenschaftliche Forschungsrichtungen eine zentrale Aufgabe dar. Der Begriff der Semantik für jene Disziplin, die sich exklusiv mit sprachlichen Inhalten beschäftigt, wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt1 und war zunächst gleichbedeutend mit Semasiologie (auch: Bedeutungslehre), die – ausgehend von sprachlichen Formen – nach Inhalten fragt.

Traditionell beschäftigt sich die Semasiologie mit dem Wandel der Bedeutung von Lexemen bzw. mit dem Hinzutreten neuer Bedeutungen und Verschwinden alter Bedeutungen im Laufe der Zeit. Meist unterscheidet man die folgenden Typen des Bedeutungswandels:

 Bedeutungsverengung bzw. -spezialiserung: lat. secare ‘schneiden’ → sp. segar ‘mähen’; lat. materia ‘Baustoff’ → sp. madera ‘(Bau-)Holz’; lat. collocare ‘setzen, stellen, legen’ → sp. colgar ‘(auf)hängen’; lat. femina ‘Frau, weibliches Tier’ → sp. hembra ‘weibliches Tier’.

 Bedeutungserweiterung/Generalisierung: armario ‘Waffenschrank’ → ‘Schrank’; lat. passer ‘Spatz’ → sp. pájaro ‘(kleiner) Vogel’; vlat. plicare (vela) ‘(die Segel) falten, d.h. anlegen, landen’ → sp. llegar ‘ankommen’;2 lat. tenere ‘halten’ → sp. tener ‘haben’.

 Bedeutungsübertragung, z.B. durch Metonymie: paella ‘tipo de sartén’ → ‘typisch valenzianisches Gericht’; durch Metapher: pie ‘Bein’ → pie ‘(Tisch-)bein’; sp. boca ‘Mund’ → ‘Flussmündung’/‘Eingang’ (cf. boca de metro).

 Bedeutungsverschlechterung: lat. vulgaris ‘gewöhnlich, alltäglich’→ sp. vulgar ‘(auch:) vulgär’; ar. alwazir ‘Minister, Statthalter, Beauftragter’ → sp. alguacil ‘Gerichtsdiener’.

 Bedeutungsverbesserung: mlat. comite ‘Begleiter (des Herrschers)’ → sp. conde ‘Graf’; lat. casa ‘Häuschen, Baracke’ → sp. casa ‘Haus’; lat. mancipiu ‘Sklave’ → sp. mancebo ‘Gehilfe; Bursche’.

Die beschriebenen Wandelprozesse darf man sich nicht als abrupten Wechsel vorstellen; vielmehr handelt es sich um länger andauernde Prozesse, die u.U. über verschiedene Zwischenstufen laufen und mit synchroner Variation verbunden sind (d.h. die betroffenen Wörter waren einmal oder sind noch heute polysem, z.B. pie).3

Während der Begriff Semantik früher also mit diachronen Fragestellungen (z.B. der Bedeutungsgeschichte einzelner Wörter) verknüpft war, besteht diese Assoziation heute nicht mehr. Oft wird Semantik auch als Überbegriff für Semasiologie und Onomasiologie verwendet.

Mit letzterem Begriff ist eine Perspektive gemeint, die – im Gegensatz zum semasiologischen Herangehen – von den Sachen ausgeht und nach den sprachlichen Einheiten fragt, die zu ihrer Bezeichnung dienen; daher auch der deutsche Begriff Bezeichnungslehre. Zur Verdeutlichung des Unterschieds zwischen semasiologischer und onomasiologischer Perspektive: Eine klassische semasiologische Thematik wäre z.B. die Frage nach den Unterschieden in der Bedeutung der Adjektive inculto, ignorante und simple; aus onomasiologischer Perspektive könnte man sich fragen, welche Adjektive im Spanischen für die Konzepte DUMM und VERRÜCKT zur Verfügung stehen (cf. z.B. die Arbeit von Nagel 1972; zu Semasiologie und Onomasiologie grundlegend: Baldinger 1964). In ihrer Ausprägung als Wörter- und Sachen-Forschung, die eng mit der Sprachgeographie verbunden ist, hat die Onomasiologie vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Herausragendes geleistet.

Spanische Lexikologie

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