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3.3.4 Produktivität, Aktivität, Blockierungen

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Wir haben eingangs festgehalten, dass neue komplexe Wörter in Analogie zu bereits vorhandenen Wortbildungen entstehen. Der Kreativität der Sprecher sind dabei – Wortspiel, poetische Sonderverwendung u.Ä. ausgenommen – vielerlei Grenzen gesetzt: 1. Ein Wortbildungsmittel oder -modell hat in einem bestimmten Zeitraum ein gewisses Ausmaß an Produktivität, z.B. kann man heute neue Verben auf der Basis von Substantiven nicht (mehr) mit -er oder -ir bilden, sehr wohl aber mit -ar bzw. -ificar, -izar und -ear. Produktiv ist auch die deverbale Ableitung von Substantiven mit -ción, nicht jedoch mit -zón. Ein Beispiel aus dem Bereich der evaluativen Suffixe wäre das unproduktive -uelo, das äußerst produktiven Suffixen wie -illo und -ito gegenübersteht. Sind Bildungstypen synchron verständlich, kann man sie als aktiv bezeichnen; damit ist die “prinzipielle Verfügbarkeit und Anwendbarkeit für die Bildung neuer Wörter” (Thiele 1992, 13) gemeint, ohne dass auf diesen Bildungstyp zwingend zurückgegriffen wird (z.B. -isa für die Motion, d.h. Femininbildung). Produktivität ist nichts anderes als die Intuition der Sprecher, dass ein bestimmtes Muster zur Bildung neuer Wörter verwendet werden kann. Voraussetzung dafür ist die semantische Regularität des Schemas – d.h. Wortbildungsbedeutung und Wortschatzbedeutung dürfen nicht zu stark divergieren – und das Fehlen von Beschränkungen (cf. Piera/Varela 1999, 4378).

Beschränkungen sind z.B. semantischer bzw. pragmatischer Art:1 So muss ein Verb *desnadar wohl als inakzeptabel abgelehnt werden, weil die Bedeutung des Präfixes nicht mit jenem der Basis verträglich ist, die einen umkehrbaren Vorgang ausdrücken müsste (z.B. descolonizar, desempaquetar etc.). Arbiträr semantisch begründet ist die Einschränkung des Adjektivsuffixes -uno (für Relationsadjektive) auf Tiere. In der Phonologie sind z.B. die Gründe für Beschränkungen bei Ableitungen von Dichternamen mit -iano (*gracianiano vs. kafkiano) zu suchen. Phonotaktische Beschränkungen liegen dann vor, wenn das entstehende Wort nicht den akzeptablen Lautkombinationen der Sprache gehorchen würde (z.B. pollo + -illo > *pollillo).

Da Wortbildung zur Begriffsbildung dient, können Wörter grundsätzlich nur dann gebildet werden, wenn der entsprechende Begriff nicht bereits abgedeckt ist: Das Präfix in- verbindet sich beispielsweise nicht mit der Basis guap- (*inguapo), weil dafür bereits feo existiert. Ganz ähnlich steht es mit dem Begriff DIEB, der im Spanischen mit dem Wort ladrón ausgedrückt ist, deshalb ist es nicht möglich, robador zu bilden, obwohl dieses deverbale Substantiv semantisch unproblematisch wäre und sich der Bildungstyp durch hohe Produktivität auszeichnet (synonymische Blockierung, Synonymieverbot). Diese Blockierung könnte nur durchbrochen werden, wenn robador z.B. eine Spezialbedeutung bekäme.2 Eine analoge, aber formbezogene Blockierung liegt vor, wenn das neu gebildete Wort homonym zu einem bereits existierenden Wort ist (homonymische Blockierung).3

Spanische Lexikologie

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