Читать книгу Das Erbe der Skye O'Malley - Bertrice Small - Страница 13
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ОглавлениеDas Wetter änderte sich wieder, und der Vorfrühlingsregen setzte ein. James Leslie und Jasmine Lindley verbrachten die meiste Zeit im Château, spielten Karten und Schach und unterhielten sich. Obwohl sie einander kannten, kannten sie sich nicht wirklich. Skye hatte gut daran getan, sie allein zu lassen. Als die Kinder ungefähr zehn Tage weg waren, schlug der Graf vor, sie sollten am nächsten Tag, falls es nicht regnete, nach Archambault reiten, um Jasmines Verwandte zu besuchen und nachzusehen, wie die Kinder mit ihren Cousins zurechtkamen.
Jasmine errötete.
»Was ist los?«, fragte er.
Sie lachte leise. »Ich hatte meine Kinder fast schon vergessen«, gab sie verlegen zu. »Es war so nett hier mit dir, Jemmie, dass ich beinahe drauf und dran gewesen wäre, meine Pflichten zu vernachlässigen.«
»Du bist die beste aller Mütter«, versicherte er ihr. »Niemand könnte dir einen Vorwurf daraus machen, dass du deine Zeit ohne die Kinder genießt. Wenn wir nach Hause nach England zurückkehren, werden wir so wenig Zeit wie möglich am Hof verbringen, damit wir die meiste Zeit mit unserer Familie zusammen sein können.«
»Werden wir in Schottland leben?«, fragte sie. »Meine Mutter hat sich dort gut eingelebt, aber sie hat immer auf ihren englischen Sommern, wie sie das nannte, bestanden. Ist Glenkirk schön, Jemmie?«
»Sehr schön«, erwiderte er, »aber wir werden nur einen Teil des Jahres dort verbringen, Jasmine. Vielleicht den Herbst und die Wintermonate. Der Herbst ist die schönste Zeit in Schottland. Im Sommer werden wir uns in Queen’s Malvern aufhalten, und Henry muss dann nach Cadby fahren. Im Frühjahr werden wir an den Hof gehen, damit James nicht beleidigt ist. Ich habe mich seit einigen Jahren um seine Außenhandelsgeschäfte gekümmert, aber jetzt, wo wir heiraten wollen, möchte ich diesen Posten aufgeben. Meine eigene Familie hat seit vielen, vielen Jahren gemeinsam mit unseren Bankiers, der Familie Kira, mit Handel zu tun. Ich weiß nicht, ob deine Großmutter daran interessiert wäre, aber ein Zusammenschluss meiner Interessen mit der Handelskompanie O’Malley-Small könnte uns allen nützen. Darüber müssen sie und ich noch einmal sprechen.«
Jasmine nickte. »Das schiene mir eine vernünftige Lösung, aber ich hoffe, wir werden nicht zu lange am Hof bleiben.«
»Nur solange es unbedingt notwendig ist«, erwiderte er. »Wir müssen an die Kinder denken. Charlie ist ein Herzog und Henry ein Marquis. Ihre Schwestern sind Erbinnen und werden eines Tages auf dem Heiratsmarkt gefragte Partien sein.« Er ergriff ihre Hand und küsste die Innenseite ihres Handgelenks und ihrer Handfläche. »Und wir müssen auch an unsere Kinder denken, geliebte Jasmine. Vielleicht noch ein Graf, und einen Bruder und eine Schwester oder auch zwei?« Er knabberte verführerisch an ihren Fingern.
Jasmine errötete. Natürlich mussten Kinder aus dieser Ehe hervorgehen, aber bis jetzt hatte sie darüber eigentlich noch nicht nachgedacht. Wie lange war es her, seit sie mit einem Mann geschlafen hatte? Ihr jüngstes Kind war zweieinhalb Jahre alt, und einige Monate vor seiner Geburt hatten Henry Stuart und sie alle ehelichen Intimitäten eingestellt. Es war fast drei Jahre her, stellte sie erstaunt fest. Sie hatte sich an das Leben ohne einen Mann gewöhnt. Ohne einen Mann in ihrem Bett. Ob sie das Spiel überhaupt noch beherrschte? Das Feuer im Kamin züngelte und knisterte, die Flammen warfen Schatten an die Wände, und draußen rauschte der Regen.
James Leslie sah die Verwirrung in ihrem Gesicht und erkannte die Gelegenheit, die sich ihm bot. Zu seiner Überraschung jedoch entzog ihm Jasmine ihre Hand. Schmerz malte sich auf ihrem schönen Gesicht ab. Sie schüttelte den Kopf und lief aus der Halle. So, dachte er, sie hat es also auch gespürt. Sie spielte nicht die Kokette, denn Jasmine Lindley war eine erfahrene Frau, und doch verspürte sie bei ihm eine gewisse Scheu, die erstaunlich war, wenn er bedachte, was für eine leidenschaftliche Liebesnacht sie vor ein paar Jahren miteinander erlebt hatten.
Er überlegte, ob er ihr folgen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder und fragte sich, ob sie sich wohl einen Liebhaber genommen hatte, während sie hier in Frankreich war, aber er glaubte es eigentlich nicht. Der einzige Liebhaber, den Jasmine Lindley jemals in ihr Bett gelassen hatte, abgesehen von ihm und ihren Ehemännern, war Prinz Henry Stuart gewesen. Und dann stand auf einmal das Problem ganz klar vor ihm. Natürlich! Das musst es sein! Sie hatte seit dem Prinzen keinen Mann mehr im Bett gehabt! Er lachte leise. Jasmine, die sich nicht gerne im Nachteil fühlte, war verlegen. Er war versucht, ihr hinterherzulaufen und sie zu beruhigen, aber er wusste, dass das ein Fehler gewesen wäre. Er würde um Jasmine werben müssen, wie er noch um keine andere Frau geworben hatte. Isabelle hatte er nicht wirklich den Hof gemacht, weil sie seit der Kindheit einander versprochen gewesen waren und beide gewusst hatten, dass sie heiraten würden. Deshalb war es nicht nötig gewesen, um sie zu werben, und seit ihrem Tod hatte er sich auch um keine andere Frau bemüht.
Er fand es interessant, um eine Frau zu werben, und er würde es in diesem Fall tun müssen, um ihr Vertrauen zu erringen und den Weg in ihr Bett und ihr Herz zu finden. Was konnte er tun, um ihr eine Freude zu machen? Sie hatte ja alles. James Leslie merkte, dass er absolut keine Ahnung hatte, wie er um eine Frau werben sollte, die bereits alles besaß. Wenn sie einfach nur ein Mädchen gewesen wäre, hätte er ihr Schmuck und andere Dinge schenken können. Sie wusste, dass er ihre Kinder gern mochte, also bot sich auch da keine Möglichkeit. Was sollte er nur tun? Er würde Rat bei Madame Skye suchen. Bei dem Gedanken lachte er laut auf. Sich beraten lassen von dieser schönen und klugen alten Frau? Jawohl! Das würde er tun, denn sie kannte Jasmine am besten, und wenn man ihrem Ruf Glauben schenken durfte, dann war sie die erfahrenste und kenntnisreichste Frau, was alle Liebesdinge anging.
James Leslie schenkte sich Rotwein in einen Kelch ein, setzte sich an den Kamin und trank in kleinen Schlucken. Morgen würden sie nach Archambault reiten, und er wusste, dass Jasmine sich dort ausschließlich um ihre Kinder kümmern würde. Er jedoch würde sich von Madame Skye raten lassen, wie er ihre Enkelin gewinnen konnte.
Am nächsten Morgen benahm sie sich so, als sei zwischen ihnen nichts vorgefallen. Sie kam in Reitkleidung zum Frühstückstisch, in grünen Tuchbreeches, hohen Lederstiefeln, einer Batistbluse und einem hirschledernen Jackett mit Knöpfen aus Silber und Horn. Sie langte herzhaft zu, was ihn zugleich amüsierte und entzückte. Er mochte Frauen, die gerne aßen und nicht nur lustlos auf ihrem Teller herumpickten. Seine Mutter war eine solche Frau. Am frühen Morgen trank Jasmine nie Wein. Die Diener brachten ihr eine blauweiße Porzellantasse und gossen eine bräunliche heiße Flüssigkeit hinein, die sie wie immer voller Behagen trank.
Neugierig fragte er: »Was trinkst du da, Jasmine?«
»Es heißt Tee«, erwiderte sie. »Möchtest du einmal probieren, Jemmie? Adali, bringt dem Grafen noch ein Tasse.« Sie lächelte ihn an. »Wir überbrühen die Blätter der Teepflanze mit heißem Wasser. Sie wächst in Indien. Die Blätter werden vor Gebrauch behandelt und getrocknet. Es ist ein sehr angenehmes Getränk. Meine Mutter oder meine Tanten haben immer Nelken oder Kardamom in den Tee getan, um ihm noch zusätzlich Geschmack zu verleihen.«
Jasmines Diener stellte eine Schale vor ihn und goss aus einem Krug etwas Tee hinein. »Das ist schwarzer Tee, Mylord«, sagte er. »Der chinesische Tee ist grün.«
»Er ist delikater«, meinte Jasmine. »Unser indischer Tee ist recht herzhaft. Probier ihn, Jemmie!«
Er nippte an der heißen Flüssigkeit und befand den Geschmack angenehm, aber nicht besonders anregend oder aufregend wie Wein, Ale oder Apfelwein.
»Ich überlege, ob ich Großmutter vorschlagen soll, dass wir Tee nach England importieren«, sagte Jasmine zu ihm. »Die Holländer machen das bereits seit sechs Jahren, obwohl sie nicht wissen, wie sie ihn an die Leute bringen sollen. Bisher hatten sie jedenfalls noch keinen Erfolg damit.«
»Die Holländer sind ausgezeichnete Kaufleute«, erwiderte er.
»Das sind sie in der Tat«, stimmte sie zu, »aber deswegen wissen sie doch nicht, wie sich Tee verkaufen lässt. Tee kann man nicht wie Gewürze oder Stoffe an jede Hausfrau auf dem Markt verkaufen. Tee muss zuerst den Reichen und Mächtigen angeboten werden. Erst wenn sie ihn zu ihrem besonderen Getränk gemacht haben, werden sich auch die Massen dafür interessieren.«
Ihre Analyse der Lage überraschte ihn. Er hatte schon immer gewusst, dass Jasmine eine intelligente Frau war, hatte das jedoch ihrem gesunden Menschenverstand zugeschrieben. Bei Jasmine aber ging die Intelligenz weit darüber hinaus. »Du hast vielleicht Recht, Jasmine«, sagte er langsam. »Ja, wenn Tee zu einem Getränk für den Adel wird, dann kommt er in Mode, und die breite Bevölkerung will ihn auch haben.«
Sie stand auf. »Wir reden mit Großmama darüber«, erwiderte sie. »Komm, Jemmie, lass uns aufbrechen. Ich habe meine Lieblinge seit fast zwei Wochen nicht mehr gesehen und bin begierig darauf, wieder mit ihnen zusammen zu sein.«
Sie nahmen die direkten Weg nach Archambault, und als sie ankamen, sprang Jasmine sofort aus dem Sattel, um ihre Kinder zu umarmen, die sie auf der Freitreppe erwarteten. Auf der obersten Stufe stand Madame Skye mit einem vornehm aussehenden Gentleman, von dem der Graf annahm, es sei der Comte de Cher. Alexandre de Saville schüttelte James Leslie die Hand und hieß ihn willkommen. Dann küsste der Graf Madame Skye auf die blassen Wangen.
»So, James Leslie«, sagte die alte Dame und schob ihre Hand unter seinen Arm, während sie ins Schloss traten, »habt Ihr bei meiner Enkelin irgendwelche Fortschritte gemacht?«
»Wir werden am fünfzehnten Juni heiraten«, erwiderte er.
»Ah, gut! Ich bin froh, dass es Euch gelungen ist, Jasmine in dieser Angelegenheit zur Vernunft zu bringen«, sagte Skye.
Sie traten in einen eleganten Salon, und er sah sofort, dass sie allein waren.
»Ich brauche Euren Rat, Madame«, sagte der Graf, »und da wir im Moment allein sind, sollte ich Euch jetzt vielleicht darum bitten.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ihr sucht meinen Rat? Wie interessant.« Ein kleines Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Dann, Sir, habt Ihr offenbar beschlossen, dass ich nicht Eure Feindin bin?«
Er schmunzelte. »Ich halte Euch für eine gerissene Dame, Mylady, aber ich brauche Euren Rat trotzdem; und, nein, ich halte uns nicht für Feinde. Wir sind es nie gewesen.«
Sie setzten sich auf ein Sofa, und er ergriff ihre Hand. »Ich glaube, Jasmine ist in intimen Dingen scheu geworden, Madame Skye. Ihr ist es unbehaglich, wenn die Dinge einen gewissen Punkt überschreiten. Es liegt jedoch, wie ich glaube, nicht in ihrer Natur, kalt zu sein.«
»Hmmm«, meinte Skye.
»Ich habe andere Gründe für ihre Zurückhaltung erwogen, aber der einzige Grund ist wahrscheinlich wirklich der, dass sie seit der Zeit vor der Geburt des kleinen Charlie keinen Mann mehr gehabt hat. Ich glaube, sie fühlt sich im Nachteil.«
»Du meine Güte!«, antwortete Skye. »Was ist denn mit dem Mädchen los? Ihr seht gut aus und seid gut gebaut, und sie hat schon einmal das Bett mit Euch geteilt und fand Euch nicht abstoßend.«
»Wir werden in unsere Pflicht gedrängt«, erwiderte der Graf. »Ich glaube, ich muss um sie werben, Madame Skye, aber wie wirbt man um eine Frau, die schon alles hat? Was kann ich tun oder sagen oder ihr schenken, das ihr nicht schon gehört oder bekommen hat? Meine erste Frau und ich waren uns schon als Kinder versprochen. Ich habe Isabelle nicht den Hof gemacht, aber wir waren auch beide jung und aneinander gewöhnt. Unsere Familien hatten unserer Heirat zugestimmt, wie es eben damals in Schottland gemacht wurde.«
Skye nickte. Hier war ein kleiner Knoten, der entwirrt werden musste. Sie hatte nicht bedacht, dass Jasmine, nachdem sie wieder vernünftig geworden war, sich auf einmal wie eine behütete Jungfrau benehmen würde und nicht wie eine Frau mit vier Kindern! Es war einfach lächerlich! »Ich werde mit meiner Enkelin sprechen«, sagte sie.
»Nein, Madame, bitte tut das nicht!«, flehte der Graf sie an. »Sie wäre entsetzt, wenn sie erführe, dass ich ihr Geheimnis kenne. Sagt mir nur, wie ich ihr gefallen kann, damit sie ihre Scheu ablegt und die Dinge sich natürlich entwickeln können.
»Gottverdammt!«, fluchte Skye. »Was ist denn heutzutage bloß los mit den jungen Männern? Zu meiner Zeit waren die Männer kühn! Sie haben eine Frau einfach in den Arm genommen, ohne sie um Erlaubnis zu bitten. Keine meiner Töchter war wie ich, aber meine Enkelin ist es. Ihr werdet Euer Ziel erreichen, indem Ihr kühn und galant seid, und nicht, indem Ihr auf Samtpfötchen um sie herumschleicht.«
»Aber Madame Skye ...«, versuchte er sie zu unterbrechen.
»Es gibt kein aber, wenn es um die Liebe geht, James Leslie«, erklärte sie ihm streng. »Wisst Ihr, dass Jasmines Großvater mich verführt hat, als wir uns zum ersten Mal begegneten? Wie Jasmine betrauerte ich einen Verlust und war lange ohne Mann gewesen, aber Adam wollte mich, und er nahm mich.« Ihr Blick wurde bei der Erinnerung daran ganz verträumt. »Ich hätte schon damals merken müssen, dass er der richtige Mann für mich war, aber ich musste noch zwei Ehemänner überleben, bevor ich feststellte, dass er mit seinem furchtlosen Vorstoß den Weg zu meinem Herzen gefunden hatte. Wir hatten Glück, und in jenen Tagen sah es so aus, als ob es ewig dauern würde.« Sie schwieg einen Moment, und dann blickte sie ihn seufzend an. »Ergreift die Gelegenheit, verdammt noch mal! Zeigt meiner Enkelin wieder, was Leidenschaft ist! Nur so könnt Ihr ihre Launen überwinden.« Sie kicherte boshaft. »Ich beneide das Mädchen, Mylord.«
Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. »Danke«, sagte er.
Sie nickte und zwinkerte ihm mit ihren klugen blauen Augen zu. Dann erwiderte sie: »Ich glaube, Ihr solltet noch ein paar Wochen mit Jasmine alleine sein, James Leslie. Was hieltet Ihr davon, wenn ich die Kinder zu einem Besuch mit nach Paris nähme und von dort aus mit ihnen nach Queen’s Malvern fahre, wo wir auch Euch warten werden? Es ist schon Mitte März, und wenn ich mich auf eine Hochzeit vorbereiten und die Familie informieren muss, dann kann ich mich nicht mehr länger in Frankreich aufhalten. Die Kinder lenken ihre Mutter nur ab, also ist es vielleicht besser, wenn sie mit ihrer Urgroßmutter reisen.«
»Ich neige dazu, Euch zuzustimmen, Madame«, erwiderte der Graf. Am liebsten hätte er laut aufgelacht. Er hatte gewusst, dass die alte Dame nicht zulassen würde, dass Jasmines Kinder nach Belle Fleur zurückkehrten, aber ihm war nicht ganz klar gewesen, wie sie das hatte bewerkstelligen sollen. Madame Skye war eine brillante Taktikerin. »Ich werde den Comte bitten, Euch eine Eskorte zu geben, die Euch zuerst nach Paris und dann bis zur Küste begleitet. Die Straßen sind nicht so sicher, wie Ihr wisst, vor allem nicht, da ein neuer Krieg bevorsteht.«
»Ja, das ist klug«, stimmte Skye zu. »Alexandre wird Euch gerne Soldaten zur Verfügung stellen.«
Die Tür zum Salon flog auf, und eine erregte Jasmine trat ein. »Was erzählt Henry mir da, Großmama? Du willst mit den Kindern nach Paris fahren? Das werde ich nicht erlauben.«
»Geliebtes Mädchen, sei nicht albern«, beschwichtigte ihre Großmutter sie. »Ja, wir fahren in ein paar Tagen nach Paris und von dort nach England, wo wir anfangen werden, die Hochzeit vorzubereiten und die Familie über deine Rückkehr zu informieren. In der Zwischenzeit habt Lord Leslie und du noch etwas Zeit, um kleine Probleme zwischen euch zu lösen und euch besser kennen zu lernen. Du hast Glück, dass ich dich zumindest eine Zeit lang von deinen Pflichten erlöse, Jasmine.«
Jasmine funkelte den Grafen finster an. »Und du bist mit diesem Plan einverstanden?«
Er wollte sie zuerst besänftigen, aber dann fielen ihm Madame Skyes Worte ein, und er sagte: »Ja, das bin ich, meine Liebe. Es mag ja selbstsüchtig sein, aber ich hätte dich gerne noch eine Zeit lang für mich allein.«
»Oh?« Ihre Wangen färbten sich rosa.
»Du weißt, dass ich deine Kinder anbete, Jasmine, aber ich heirate dich und nicht die Kleinen«, murmelte er, ergriff ihre Hand und küsste sie sehnsüchtig. »Diese Zeit allein mit dir ist kostbar, und ich möchte sie gerne nutzen, geliebte Jasmine!« Weil ich dich haben will. Er sprach die Worte nicht aus, aber sie verstand, was er meinte.
»So«, sagte Skye munter, »dann ist das ja geregelt. Lauf zu den Kindern und genieß den Tag mit ihnen, Liebes. Ich sollte mit deinem Verlobten eine Weile unter vier Augen reden, weil wir bezüglich seiner Familie über bestimmte Hochzeitsvereinbarungen sprechen müssen.«
Nachdenklich verließ Jasmine den Salon.
»Was für Vereinbarungen?«, fragte er, als die junge Frau gegangen war.
Skye lachte. »Es gibt keine«, erwiderte sie. »Ich wollte nur, dass Jasmine weiter abgelenkt ist. Das habt Ihr gut gemacht, Mylord. Ihr wart stark, aber liebevoll. Macht so weiter, und Ihr werdet Euer Ziel erreichen.«
Anschließend ging er zu Jasmine und den Kindern, die sich freuten, ihn zu sehen. Sie stürzten auf ihn zu und schrien: »Papa! Papa!!« Er schüttelte Henry die Hand und küsste die anderen. Die vier Kinder waren bei bester Gesundheit und verbrachten offensichtlich herrliche Tage bei ihren Verwandten.
»Wir fahren bald wieder nach England«, sagte Henry.
»Ich weiß«, erwiderte der Graf. »Deine Mutter und ich werden kurz darauf auch zurückkommen und dann am fünfzehnten Juni in Queen’s Malvern heiraten. Willst du mein Trauzeuge sein, Henry?«
Der junge Marquis von Westleigh nickte begeistert. »Ja, Papa, das will ich gerne!« Dann fragte er ernster: »Macht es dir etwas aus, dass wir dich Papa nennen? Ich weiß, dass du noch nicht mit unserer Mutter verheiratet bist, aber ...«
»Es freut mich, und ich fühle mich geehrt, dass ihr mich gerne akzeptiert, Henry«, erwiderte James Leslie.
»Bringst du mir bei, wie man richtig mit einem Schwert umgeht?«, fragte Henry.
»Wir fangen diesen Sommer damit an«, versprach der Graf ihm.
Der Tag verging rasch. Sie nahmen ein üppiges Mahl mit dem Comte de Cher und seiner Frau Helene ein. Der Erbe des Comte, Philippe, seine Frau Marie-Claire und die beiden Töchter des Comte, Gaby und Antoinette mit ihren Familien, waren ebenfalls anwesend, um den Grafen von Glenkirk kennen zu lernen.
»Wir sind bekannt mit Euren Vettern, den Leslie de Peyracs«, sagte Gaby. »Möglicherweise gibt es eine Verbindung zwischen unseren Familien.«
»Möge sie vorteilhaft für beide Seiten sein«, murmelte der Graf höflich. »Der Onkel meiner Mutter ist natürlich schon lange tot, aber ich mag seine Witwe, Adele, nicht besonders. Sie führt ein strenges Regiment, heißt es.«
Gaby nickte. »Ich kenne die alte Hexe gut, aber es ist eine ihrer Urenkelinnen, die unseren mittleren Sohn heiraten will. Sie werden hier an der Loire bei uns wohnen und nicht auf Chateau Petite.«
So ging die Unterhaltung weiter. Die Familien wurden verglichen, Klatsch wurde ausgetauscht, und es gab neugierige Fragen, wann die Hochzeit zwischen Jasmine und dem Grafen stattfinden würde. Die De Savilles bedauerten sehr, dass man nicht auf Belle Fleur feiern wollte, aber sie verstanden es und wünschten dem Paar alles Gute. Endlich konnte ihr Aufbruch nicht mehr hinausgezögert werden. Jasmine war den Tränen nahe.
»Erschrecke die Kinder nicht, Liebling«, bat der Graf sanft.
»Immer sagst du mir, ich solle wegen der Kinder nicht weinen«, giftete sie ihn an. Ihre melancholische Stimmung war schon vorüber.
»Lasst mich wissen, wann ihr nachkommen werdet«, sagte Skye fröhlich. »Es wird gut sein, euch wieder zu Hause zu haben. Denk daran, deine Mutter und deine Brüder kommen am ersten Mai. Velvet wird sich freuen, ihre Enkelkinder endlich wieder zu sehen.«
»Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, du und Jemmie, ihr habt mich irgendwie manipuliert, Großmama«, murrte Jasmine.
»Was für ein schrecklicher Gedanke, mein Liebes«, protestierte Skye. »Ich erweise dir einen großen Gefallen. Wenn du meinst, es sei einfach für eine Frau in meinem Alter, noch dazu in tiefster Trauer, mit vier lebhaften Kindern zu reisen, dann behalt sie bei dir, und bring sie selbst mit.«
»Du würdest ohnmächtig, wenn ich mich darauf einließe«, neckte Jasmine ihre Großmutter. »Nein, ich bin dir dankbar für deine Güte, aber ich werde sie vermissen.« Sie umarmte die alte Frau herzlich.
»Fort mit dir, du kluges Teufelchen«, sagte ihre Großmutter. »Wir sehen uns in England. Und trödele nicht so lange mit diesem hervorragenden Mann herum, den du heiraten willst. Allerdings könnte ich es dir nicht übel nehmen, wenn du ein paar Honigmond-Freuden auskostet, solange du noch in Frankreich bist. Es wird Frühling, Jasmine, und überall steigen die Säfte!«
Jasmine und der Graf lachten über die Bemerkung der alten Dame, als sie nach Belle Fleur zurückritten. »Kannst du dir vorstellen, wie sie in ihrer Jugend war?«, fragte Jasmine.
»Der Gedanke erschreckt mich zutiefst«, erwiderte er grinsend. Dann fragte er: »Hast du Lust, heute Abend Schach zu spielen, Madame?«
»Wenn ich gebadet habe«, sagte sie. »Bist du es nicht langsam leid, immer geschlagen zu werden, Jemmie?« Sie kicherte mutwillig und trieb ihr Pferd zum Galopp an. Eine wilde Jagd begann. Dieses Mal jedoch ließ er seinem Hengst die Zügel, bis sie in den inneren Hof des Chateaus erreicht hatten, und schlug sie um mehrere Längen.
»Die Beine deines Hengstes sind viele länger als die meiner Stute«, schmollte sie. »Warte nur, bis ich wieder meinen Hengst unter mir habe. Erst dann haben wir gleiche Chancen.«
»Ich finde uns jetzt schon ziemlich gleichberechtigt«, erwiderte er und hob sie aus dem Sattel. Dann gab er ihr einen langen Kuss, wobei seine Lippen sinnlich auf ihren verweilten. »Du musst nicht bis zur Rückkehr nach England warten, Jasmine, um deinen wilden Hengst unter dir zu haben«, murmelte er leise und knabberte an einer Haarsträhne, die sich während des Ritts gelöst hatte.
Atmete sie noch? Ja, aber kaum. Seine Hände brannten sich durch das weiche Hirschleder ihres Jacketts und den dünne Batist ihrer Bluse. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und lehnte sich an ihn. »Ich glaube, du bist zu schnell für mich, Jemmie«, flüsterte sie atemlos.
»Und ich glaube, du lässt dir zu viel Zeit, Jasmine«, konterte er. »Wir sind keine Kinder mehr und kennen den Weg, den wir einschlagen.« Er lächelte sie an. »Komm, wir wetten, wie unser Schachspiel heute Abend ausgeht. Bist du bereit?«
Sie nickte. Seine Hände waren so stark. »Was schlägst du vor, Sir?« Plötzlich verspürte sie das dringende Bedürfnis, nackt vor ihm zu stehen. Und ihn nackt vor sich zu haben. Was sollte dieser verrückte Gedanke? Mühsam verdrängte sie die Bilder aus ihrem Kopf.
»Wenn ich gewinne«, sagte er leise, »dann komme ich heute Nacht in dein Bett, geliebte Jasmine.« Er blickte sie eindringlich an.
»Und wenn du verlierst?«, fragte sie leise.
»Dann darfst du wählen«, erwiderte er.
»Du kommst erst in mein Bett, wenn wir verheiratet sind.« Die Worte waren ausgesprochen, noch bevor sie überhaupt ernsthaft darüber nachgedacht hatte. Warum um alles in der Welt hatte sie das gesagt?, fragte sie sich. Sie fühlte sich seltsam enttäuscht, als er die Hände sinken ließ, die ihre Taille umfasst hatten. Wollte sie ihn wirklich bis Mitte Juni fern halten? Aber jetzt war es zu spät, um zu widerrufen.
Er schmunzelte. »Gut, Madame«, sagte er und führte sie ins Schloss. »Ich freue mich auf unser Spiel – und auf das, was nach dem Spiel geschieht.«
»Für einen so mittelmäßigen Schachspieler bist du ziemlich selbstbewusst, Jemmie«, erwiderte sie scharf. Sie fand sein Verhalten recht irritierend.
»Ich habe nicht vor, heute Abend zu verlieren, Jasmine«, antwortete er. »Dazu reizt mich der Preis viel zu sehr.«
Sie riss sich aus seinem Griff und lief die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf, wo sie den Dienstboten befahl, ihr ein Bad herzurichten. Rohana und Toramalli beeilten sich, ihren Wünschen nachzukommen.
»Ihr seid durcheinander«, stellte Adali fest. »Worüber habt Ihr Euch erregt, Herrin?«
»Ich habe einem Schachspiel mit Lord Leslie zugestimmt, und wir haben gewettet, um das Spiel interessanter zu machen. Ich glaube, das war dumm von mir, Adali, denn ich bin nicht sicher, ob ich gewinnen möchte.«
Adali schmunzelte, während er ihr half, sich ihrer Kleider zu entledigen. »Erzählt es mir«, forderte er sie auf. Als sie fertig war, brach er in Lachen aus. »Ah, meine Prinzessin, als vor langer Zeit Euer Vater zum ersten Mal das Bett mit Eurer Mutter teilen wollte, spielte er auch Schach mit ihr. Es war in der Königsstadt Fatehpur-Sikri. Eure Eltern standen zusammen auf einem Balkon. Der Hof darunter war wie ein Schachbrett gestaltet, mit schwarzen und weißen Marmorquadraten. Die Figuren waren lebende Sklaven, nackt bis auf den Schmuck, den sie trugen.«
»Hat meine Mutter gewonnen?«, fragte Jasmine.
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Bei der Wette ging es allerdings nur um einen Kuss. Erst einige Nächte später erreichte Euer Vater sein Ziel, und dann auch nur mit Hilfe des Kopfkissenbuches, das Jodh Bai Eurer Mutter schenkte.«
Jetzt war es an Jasmine, zu kichern. »Also wiederholt sich die Geschichte immer wieder, Adali«, meinte sie.
»Seid Ihr sicher, dass Ihr bei ihm liegen wollt, meine Prinzessin? Ich habe gesehen, dass Ihr den Mann nur zögernd akzeptiert.«
»Ich muss ihn heiraten, Adali«, erwiderte sie, »und ich habe festgestellt, dass ich ihn mag. Er liebt die Kinder, und sie lieben ihn; außerdem möchte er, das ich ihm Söhne schenke. Das Hochzeitsdatum ist festgesetzt, und ich habe auf einmal nicht mehr das Gefühl, dass ich das Unvermeidliche hinauszögern möchte. Als wir gerade im Hof miteinander geredet haben, hatte ich sehr verwirrende Vorstellungen hinsichtlich James Leslies. Ich glaube, es ist an der Zeit, mein Zölibat zu beenden, Adali.«
»Ihr werdet sehr geschickt vorgehen müssen, meine Prinzessin«, erwiderte der vertraute Diener. »Wenn Lord Leslie auch nur einen Moment lang glaubt, Ihr ließet ihn gewinnen, wird er sehr beleidigt sein.«
Jasmine lächelte, während er ihr in die bereitgestellte Wanne half. »Mein Vater war der beste Schachspieler in ganz Indien«, erinnerte sie Adali, »und er hat es nie gemerkt, wenn ich ihn gewinnen ließ, oder?«
Adali grinste. »Nein, meine Prinzessin, der Mogul erfuhr nie, dass die Schülerin den Meister übertraf. Ihr seid sehr geschickt vorgegangen.«
»Ich habe nichts verlernt«, versicherte sie ihm.
Er verließ sie, um das Schachbrett in der Halle aufzustellen.
Rohana und Toramalli, die bei ihrem Gespräch mit Adali dabei gewesen waren, badeten ihre Herrin sorgfältig. Danach wickelten sie sie in ein Handtuch und setzten sie an den Kamin. Jasmine träumte vor sich hin, während Rohana langsam ihre langen schwarzen Haare kämmte und mit der parfümierten Bürste durch die seidige Pracht fuhr, bis sie glänzte. Sie gähnte. Es war ein langer Tag gewesen, und sie war auf einmal müde. »Gib mir ein wenig Wein, bevor ich zusammenbreche«, sagte sie zu Toramalli. »Das Bad hat mich erschöpft.«
»Was wollt Ihr tragen?«, fragte Toramalli sie, während sie ihrer Herrin den Wein brachte.
»Einen Morgenmantel, glaube ich«, war die Antwort.
Die Dienerin nickte, wählte einen pflaumenfarbenen, seidenen Morgenmantel aus und brachte ihn ihrer Herrin. Das Gewand hatte lange fließende Ärmel und wurde direkt unter Jasmines Brust mit einer kleinen Brosche, die einen Frosch darstellte, geschlossen. Rohana band die Haare ihrer Herrin mit einem Silberband zurück. Silberne Seidenslipper vervollständigten Jasmines Auftritt.
Der Wein hatte sie belebt. Jasmine wies ihre Dienerinnen an, das Bett frisch zu beziehen. »Nehmt die hübsche, lavendelduftende Leinenwäsche, die wir gerade vom Kloster geschenkt bekommen haben«, sagte sie.
Dann ging sie in die Halle, wo Jemmie sie bereits erwartete: »Ein Kilt?«, fragte sie.
»Ein Schotte trägt immer seinen Kilt in der Schlacht, Jasmine, deshalb habe ich mich auf unser Schachspiel heute Abend so vorbereitet.«
Sein Hemd war offen am Hals. Dunkle Haare kräuselten sich auf seiner Brust. Ihr Blick wanderte zu seinen langen, kräftigen Beinen, die ebenfalls mit dunklen Haaren bedeckt waren. Er hatte wohl geformte Knie. Jasmine bemühte sich, den Blick von ihm abzuwenden und ihre Gedanken zu ordnen. Sie benahm sich auf einmal wie eine läufige Hündin. Ihr war zugleich heiß und kalt. Was hatte ihre Großmutter über den Frühling und das Steigen der Säfte gesagt? »Wie immer, Mylord, bist du viel zu selbstsicher«, murmelte sie.
Er lachte wissend. »Ich verspüre größtes Verlangen«, sagte er zu ihr, »diesen kleinen Fleck zu küssen, geliebte Jasmine«, und bevor sie ihm ausweichen konnte, drückte er seine Lippen auf den Schönheitsfleck zwischen ihrem linken Nasenflügel und ihrem Mund.
»Du bist überaus kühn, Sir!«, schalt sie ihn und schob ihn weg. »Komm, wir wollen mit dem Spiel beginnen.« Sie setzte sich auf den Stuhl am Kamin. »Du hast den ersten Zug«, erklärte sie.
Ruhig begann er mit einer vertrauten und recht typischen Eröffnung. Dann sah er sie an.
»Das ist ja wohl kaum eine Herausforderung«, spottete sie, aber ihr Zug war so ähnlich wie seiner.
Jetzt wurde das Spiel ernst. Jasmine neckte ihn ununterbrochen. Sie spielte konzentriert und merkte kaum, dass sie ihm in Wirklichkeit die Möglichkeit eröffnete, ihre Königin wegzunehmen und sie schachmatt zu setzen. Nachdem sie einen Zug gemacht hatte, wollte sie ihn leise fluchend gleich wieder korrigieren, aber er hielt ihre Hand fest.
»Ich habe es aber doch nicht so gemeint«, protestierte sie. »Ich war abgelenkt. Du willst doch nicht, dass ich es so stehen lasse, Jemmie? Das ist nicht fair.«
»Du hattest schon die Hand zurückgezogen«, erwiderte er ruhig.
»Aber ich wollte es nicht, Sir! Ich war abgelenkt!«, rief sie.
»Wenn du an meiner Stelle wärst, Jasmine, würdest du mir dann erlauben, den Zug zurückzunehmen?«, fragte er.
Sie biss sich auf die Unterlippe und gab keine Antwort.
James Leslie setzte seine schwarze Onyxfigur schweigend auf das Feld, wo er ihre Elfenbeinkönigin bedrohte. Jasmine sprang auf und wollte davonlaufen, er war jedoch schneller, schlang die Arme um ihre schmale Taille und drückte sie an sich. »Nein, Madame, du darfst erst gehen, wenn du deine Wettschuld eingelöst hast«, sagte er leise, wobei er fest eine ihre Brüste umfasste. Sein warmer Atem jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Jasmine«, flüsterte er, »ich sehne mich so sehr danach, dich zu besitzen. Ich habe die eine Nacht, die wir vor so langer Zeit miteinander verbracht haben, nie vergessen.« Er rieb mit dem Daumen über ihre Brustwarze, bis sie hart war und prickelte.
»Die Dienstboten ...«, protestierte sie.
»Sind von Adali viel zu gut ausgebildet, um die Halle zu betreten, wenn sie nicht gerufen werden«, erklärte er gleichmütig, während er mit dem Fuß den Schachtisch beiseite schob und sie auf das Schaffell vor dem Kamin drückte. Mit seinen kräftigen Fingern öffnete er den Verschluss ihres Morgenmantels, sodass die pflaumenfarbene Seide auseinander fiel, und ihm ihren nackten Körper enthüllte. Er starrte sie an.
»Wie kommt es, dass du nach vier Kindern immer noch die Figur eines jungen Mädchens hast?«, wunderte er sich. Mit den Fingerspitzen strich er über die schwellende Rundung ihrer Brüste.
»Das habe ich doch gar nicht«, erwiderte sie leise. »Mein Bauch ist nicht mehr so flach, und meine Brüste sind viel voller als bei unserer letzten Begegnung. Ich habe den Körper einer Frau, Jemmie.«
»In meinen Augen bist du das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe«, versicherte er ihr. Er senkte seinen dunklen Schopf, um ihre linke Brust zu küssen. »Ich mag deine süßen Brüste«, murmelte er.
»Du kannst mich nicht länger in dieser benachteiligten Situation warten lassen«, erwiderte sie und schob ihm das Hemd von den Schultern. »Was trägt ein Schotte unter seinem Kilt, Jemmie Leslie?«, neckte sie ihn.
Grinsend stand er auf und entledigte sich des Kleidungsstücks. »Nur seine Männlichkeit, Madame«, antwortete er.
»Zieh deine Strümpfe aus«, befahl sie ihm. »Ich schlafe nicht mit einem Mann, der zwar ein bloßes Hinterteil, dafür aber Strümpfe an den Beinen hat.« Während sie sprach, schlüpfte sie aus ihren Pantoffeln.
Schmunzelnd gehorchte er ihr und legte sich zu ihr auf das Schaffell. »Erinnerst du dich an das letzte Mal?«, fragte er sie.
Jasmine lächelte. »Ja«, erwiderte sie. »Es war beim Dreikönigsfest meines Onkels. Wir haben einander verführt, und Sibby erwischte uns und machte einen solchen Aufstand. Mein Stiefvater wollte, dass wir heiraten, um meinen Ruf zu retten. Armer Alec, mit seinen beiden Mädchen. Und du begehrtest mich so sehr, so dachte Sybilla zumindest.«
»Und du wolltest mich nicht heiraten«, erinnerte er sie. »Du sagtest, du würdest dich nicht vor den Altar zerren lassen.« Er lächelte sie an. »Aber jetzt willst du den Mann heiraten, den du vor so vielen Jahren abgelehnt hast. Ich habe mich damals in dich verliebt. Wusstest du das?«
Jasmine schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte sie, »das wusste ich nicht.«
Sein Mund streifte ihre Lippen. »Nun, es war aber so, geliebte Jasmine. Ich habe mich in dich verliebt, aber als ich endlich meinen ganzen Mut zusammenraffte, um zu deinen Großeltern zu gehen, standest du kurz davor, Rowan Lindley zu heiraten. Ich war zu spät gekommen. Deshalb kann ich dich jetzt nicht mehr gehen lassen, Jasmine. Ich werde dich nie wieder gehen lassen!«
»Wie kühn du klingst«, sagte sie und streichelte sein Gesicht. »Habe ich gar nichts dazu zu sagen, Jemmie Leslie?«
»Nur wenn du schwörst, dass du für immer mir gehören willst«, erwiderte er, ergriff ihre Hand und küsste jeden einzelnen Knöchel. Dann drehte er ihre Hand um und drückte einen glühenden Kuss auf die Handfläche. »Schwöre!«, grollte er.
Jasmine lachte leise. »Noch nicht«, sagte sie. »Wenn du dir meiner zu sicher bist, Jemmie, dann lässt deine Zuneigung nach. Es ist besser, wenn ich dich ein wenig im Ungewissen lasse. Zumindest bis wir verheiratet sind.« Sie entzog ihm lächelnd ihre Hand.
»Du bist eine Hexe«, seufzte er halb amüsiert, halb ärgerlich.
»Ja«, gab sie langsam zurück. Er stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete ihr Gesicht, bis sie ihm einem langen, süßen Kuss gab. »Hättest du lieber eine alberne Närrin zur Frau, Mylord? Am besten ist es doch, wenn du weißt, was du bekommst. Vielleicht änderst du ja auch deine Meinung und bittest den König, die Vereinbarung rückgängig zu machen.«
»Nein, Madame«, erwiderte er und blickte in ihre türkisfarbenen Augen. »Ich bin genauso schwierig wie du. Wir passen gut zusammen, glaube ich.«
Er senkte den Kopf, nahm einen ihrer Nippel in den Mund und begann daran zu saugen, während er mit der Hand ihre andere Brust knetete.
Ein Schauer der Lust durchfuhr ihren Körper. Sie war schon so lange nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen, dass es ihr beinahe wie das erste Mal vorkam. Jasmine holte tief Luft. Ihr ganzer Körper prickelte. »Hmmm«, seufzte sie und wühlte ihre Finger in seine Haare. Als sie das letzte, das einzige Mal miteinander geschlafen hatten, rief sie sich in Erinnerung, hatte James Leslie eine männerlose Zeit in ihrem Leben beendet, die mit dem Mord an ihrem ersten Ehemann, Prinz Jamal Khan, begonnen hatte. Und jetzt beendete er eine weitere Dürreperiode. Sie fragte sich, ob ihr Verlangen nach ihm daher rührte, dass sie so lange keinen Mann mehr gehabt hatte, oder ob er sich wirklich als exzellenter Liebhaber erweisen würde.
Der Graf von Glenkirk ließ Jasmines Nippel los und begann ihre duftende Haut zu lecken. Er umkreiste die Nippel mit seiner Zunge, bis sie aufrecht standen wie kleine Himbeeren. Dann widmete er sich der Haut zwischen ihren Brüsten, und während er tiefer glitt, blies er ab und zu über die feuchte Spur, die er hinterließ. Der natürliche Duft ihres Körpers vermischte sich mit dem ihres Badeöls, was zu seiner Erregung noch beitrug. Auch ihr sinnlicher Appetit wurde erregt und geweckt.
Er schob sich hoch und küsste sie. Ihre Lippen drückten sich weich an seine, und ihre Zunge glitt in seinen Mund. Ihre Münder verschmolzen ineinander, bis es keinen Anfang und kein Ende mehr gab. Sie löste ihre Haare, und dann glitten ihre Finger über seinen Nacken. Sein breiter Brustkorb presste sich an ihre schwellenden Brüste. Er stöhnte, als Jasmines Hände über seinen Rücken glitten und kurz seine Hinterbacken umfassten.
Er war schon lange hart und bereit, aber sie hielt ihn zurück, griff nach seiner Männlichkeit und begann ihn so zart und doch quälend zu streicheln, dass er fast seinen Samen verspritzt hätte. Er stöhnte.
»Geduld, Mylord«, warnte sie ihn. »Eine Frau ist nicht so rasch erregt wie ein Mann.«
Statt einer Antwort schob er ihre Hand weg, denn wenn sie ihn jetzt noch länger streichelte, wäre er verloren. Er rollte sich auf die Seite und drückte sanft auf ihren Venushügel. Sie keuchte auf, während sein Finger zwischen die Falten glitt, die ihre kleine Lustperle verbargen. Er fand das Juwel und begann die winzige Knospe zu reiben, bis sie sich unter ihm wand.
Mein Gott, dachte Jasmine in ihrem letzten klaren Moment, er macht es wirklich gut. Eine Lustwelle nach der anderen überrollte ihren brennenden Körper. Sie verging vor Lust und Hunger nach mehr Lust. Bevor sie jedoch zum Höhepunkt kam, hörte er auf, und noch ehe sie protestieren konnte, schob er zwei Finger tief in ihre pochende Höhle. »Bitte!«, schrie sie auf.
Er zog seine Hand wieder heraus, legte sich auf Jasmine und drang in ihre nasse heiße Muschel ein. Seidige. Wände schlossen sich um sein pochendes Glied. Sie schlang die Beine um ihn, während er noch tiefer in sie eindrang.
Es war so lange her! Jasmine hörte ihren eigenen Herzschlag. Er füllte sie mit seiner ganzen Leidenschaft aus und stieß immer wieder in sie hinein, bis sich alles um sie drehte. Sie presste sich die Hand auf den Mund, um die Schreie zu unterdrücken, die in ihr aufstiegen, aber er zog sie wieder weg, und sie stöhnte laut: »Jemmie! Jemmie! O Gott! Ja! Ohhh!« Sie erschauerte, als ihr Höhepunkt verebbte und sie in die warme Dunkelheit der Erfüllung sank.
Sein Samen ergoss sich in sie, und auch er stöhnte wild auf. Keuchend vergrub er das Gesicht in ihren dunklen Haaren, bis er sich endlich wieder aufrichten und von ihr hinunterrollen konnte. Dann griff er nach ihrer Hand und sagte: »Madame, du hast meine Erinnerungen übertroffen. Ich bin verrückt nach dir, Jasmine! Sag mir wenigstens, ob auch du ein wenig Lust empfunden hast?«
Sie lachte leise. »Mylord, ich glaube, wir haben etwas gefunden, in dem wir übereinstimmen. Die Leidenschaft, die wir beide empfinden, ist ein gutes Vorzeichen für eine glückliche Ehe.«
»Aber es muss noch mehr zwischen uns geben.«
»Ich weiß«, sagte sie, »aber ist das nicht schon einmal ein guter Anfang?«
»Dann bist du jetzt also bereit, deine Pflicht zu tun, wie der König es befohlen hat?«, neckte er sie sanft und knabberte an ihren Fingern.
»Auch das, Mylord, haben wir gemeinsam. Wir erfüllen beide unsere Pflicht und kennen unsere Verpflichtungen der Krone und unseren Familien gegenüber«, erwiderte sie. Sie entzog ihm ihre Hand, ergriff stattdessen seine, nahm jeden einzelnen Finger in den Mund und erregte ihn damit aufs Neue. Um ihren Mund spielte ein kleines Lächeln.
»Gibt es sonst noch etwas, Madame?«, murmelte er. Gott! Das Mädchen war eine Hexe. Sie hatte ihn bereits so verzaubert, dass er kaum noch an etwas anderes denken konnte. Das Prickeln in seinen Lenden nahm stetig zu.
»Wir mögen beide Kinder und das einfache Leben«, sagte sie.
»Ja«, stimmte er ihr zu, »aber es sind deine Kinder, nicht meine.«
»Da können wir leicht Abhilfe schaffen«, versprach Jasmine ihm. Sie ließ seine Hand los, stand auf und zog sich ihren Morgenmantel an. »Komm, Jemmie Leslie. In meinem Bett ist es wärmer und bequemer als hier vor dem Feuer. Jetzt, wo ich Verantwortung für meine Pflichten übernommen habe, wirst du mich immer bereit finden, Mylord.« Dann drehte sie sich um und ging aus der Halle, wobei sie ihm winkte, ihr zu folgen.
Der Graf von Glenkirk stand auf, zog sich seinen Kilt an, ergriff seine übrigen Kleidungsstücke und ging hinter ihr her, ein nachdenkliches Lächeln auf dem Gesicht.