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Montag

Karte: Die Gerechtigkeit

Klarheit gewinnen. Weil ich darin ja auch so gut bin.

"Wie war dein Date?", fragte Vanessa und warf sich auf mein Sofa.

"Schön."

Vanessa warf mir einen Blick zu und sprang auf. "Ihr habt es getan!", rief sie und tanzte durch meine Wohnung. "Ich wusste es."

"Woher willst du das wissen?"

"Jana, du grinst wie eine Katze, die sich über eine Sahnetorte hergemacht hat. Natürlich habt ihr es getan."

"Wenn du es sagst."

"Wie war es?"

"Ähhh."

"Stell dich nicht so an. Ich will keine Details. Du brauchst nur zu sagen, ob es gut, mittelmäßig oder schlecht war."

"Es war super."

"Ich wusste es. Die große Liebe steht in den Sternen."

"Leider nicht. Wenn meine Karten recht haben, wird es eine sehr kurze große Liebe."

"Unsinn." Vanessa wedelte mit der Hand. "Du hast das falsch interpretiert. Du dachtest ja auch, er könne sich nicht zwischen dir und einer anderen entscheiden. So wie es aussieht, hatte er da keine Probleme."

"Stimmt, aber …"

"Ich will nichts davon hören. Wann treffe ich ihn?"

"Wir sind für heute Abend verabredet. Es kommt zu mir und wir kochen zusammen. Komm vorbei."

"Ich weiß nicht. Ich möchte euch nicht bei anderen Aktivitäten stören."

"Vanessa, es ist nicht so, dass wir sofort ins Bett fallen."

"Bist du dir sicher?"

Ich grinste. "Wenn du mich so fragst …"

"Na gut. Ich gebe euch noch ein paar Tage, um über die Anfangseuphorie hinwegzukommen." Vanessa ging auf und ab. Sie war nervös, aber ich wusste nicht warum. Wir hatten beide montags keine Vorlesungen, eigentlich war sie gekommen, damit wir gemeinsam für VWL lernen konnten. Wenn sie so weitermachte, konnte sie gleich für einen Marathon trainieren.

"Was ist los?"

"Nichts. Was soll sein?"

"Du bist nervös."

"Es ist früh am Tag. Ich brauche Bewegung."

"Vanessa!"

"In Ordnung." Vanessa ließ sich auf mein Sofa plumpsen, was dieses mit einem empörten Quietschen quittierte. "Ich habe jemanden getroffen", gab sie zu.

"Und?"

"Ich weiß nicht. Er ist Engländer, Sohn reicher Eltern. Er ist bestimmt ein Idiot."

"Warum glaubst du, er ist ein Idiot?"

"Ist das nicht offensichtlich? Seine Eltern sind stinkreich."

"Deine auch."

"Ja, aber ich habe Charakter." Vanessa rollte mit den Augen, als sie meinen Blick sah. "Ich habe Vorurteile. Stimmt. Aber ich kenne die eingebildeten Söhnchen reicher Eltern."

"Ist er eingebildet?"

"Nein."

"Na also. Vielleicht ist er wie du."

"Hoffentlich nicht." Vanessa grinste. "Du meinst, ich sollte ihm eine Chance geben?"

"Warum nicht? Wenn du es nicht tust, wirst du es irgendwann bereuen."

"Könntest du mir die Karten legen? Ich wollte dich eigentlich nicht darum bitten, aber ich würde so gerne wissen … Ach, vergiss es."

"Natürlich kann für dich nachsehen. Du musst dir nur über eines klar sein: Willst du die Antwort auch hören, wenn herauskommt, dass aus euch nichts wird? Ist das okay für dich? Du siehst ja an mir, manchmal ist es nicht gut, wenn man die Zukunft kennt."

Vanessa runzelte die Stirn, dann sah sie mich an. "Ja, das wäre in Ordnung. Mir ist lieber, ich weiß, ob ich es mit ihm versuchen sollte."

Ich musterte die Karten, die vor mir lagen. Ich hatte sie im keltischen Kreuz ausgelegt, was bedeutete, dass eine Karte in der Mitte lag, darüber, darunter, sowie rechts und links daneben befanden sich vier weitere. Diese fünf Karten bildeten das sogenannte kleine Kreuz. Rechts neben dem Kreuz zogen sich vier weitere Tarotbilder von unten in einer Linie nach oben. Sie bezogen sich auf die Rolle, die der Fragende spielte, auf Außenstehende, die an der Situation beteiligt waren, auf Hoffnungen und Ängste und auf das Ergebnis.

"Ihr werdet eine Beziehung miteinander haben. Eine sehr stürmische, aber er muss nach England zurück. Ihr entscheidet euch für eine Fernbeziehung, doch sie wird nicht von langer Dauer sein. Etwa eineinhalb Jahre."

"Mist."

"Wenn du es wirklich möchtest, kannst du das Ergebnis verändern. Das geht aber nur von deiner Seite aus, du kannst deine jetzige Einstellung ändern. Seine kannst du nicht beeinflussen. Das ist das Problem, wenn man die Karten auf eine Beziehung legt. Du kannst nur deinen Anteil an dem Ergebnis verändern, nicht seinen."

"Na gut." Vanessa klopfte mit ihrem Fuß einen hektischen Takt auf den Boden. "Du hattest recht." Sie seufzte. "Ich hatte auf eine andere Antwort gehofft. So etwas in der Richtung 'ihr werdet glücklich bis ans Ende eurer Tage '."

"Das Potenzial für eine Veränderung ist immer gegeben. Der Tarot zeigt nur, was passiert, wenn du nichts änderst."

"Dann besteht also die Hoffnung, dass deine Beziehung mit Lex doch länger dauert?"

"Ja", gab ich zögernd zu.

"Warum glaubst du dann nicht, es könnte passieren?"

"Weil ich ein Mensch bin." Ich schnitt eine Grimasse. "Es ist immer schwieriger, das Ergebnis zu beeinflussen, als eines zu erhalten, das man sich ohnehin wünscht."

"Das kann ich mir vorstellen." Vanessa stand auf. "Ich muss darüber nachdenken. Ist vielleicht keine schlechte Idee, mir darüber klar zu werden, was ich wirklich will."

Lügner küssen besser

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