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ОглавлениеDienstag
10 der Schwerter
Ruin/Untergang. Ich hasse diese Karte!
"Ich soll ein Referat über ein Thema schreiben, von dem ich keine Ahnung habe." Ich lief in meinem Wohnzimmer auf und ab, so wie Vanessa am Tag zuvor. "Das ist mein Untergang", setzte ich hinzu.
"Worum geht es?", fragte Lex, der es sich auf meiner Couch bequem gemacht hatte. Das Möbelstück war noch immer als Bett ausgezogen, die zerwühlten Laken zeugten von dem, was bis vor wenigen Minuten dort geschehen war. Mittlerweile hatte ich mich angezogen.
"Ich habe keine Ahnung." Ich setzte mich neben Lex auf die Couch und ließ mich von ihm in den Arm nehmen.
"In welchem Fach musst du das Referat halten?"
"Volkswirtschaftslehre, aber nicht etwa in ihrer theoretischen, langweiligen Form, sondern in Formeln, von denen ich keine einzige verstehe."
"Dann ist es einfach. Zeig mir deine Notizen."
"Vanessas Notizen", korrigierte ich ihn. "Ich bin zu blöd, um mitzuschreiben, denn ich kapiere nicht, wovon der Mann redet." Ich stand auf und kam kurz darauf mit einem Schnellhefter zurück. "Hier, tob dich aus."
Lex blätterte in den Unterlagen. Dann sah er auf. "Das ist alles ganz einfach!"
"Ich wusste, dass du das sagst. Jeder versteht diesen Kram, nur ich nicht."
"Komm her." Lex klopfte neben sich auf das Sofa. "Ich erkläre es dir. Es ist nicht schwer."
Zwei Stunden später war das Wunder geschehen. Ich wusste nicht nur, worum es in meinem Referat gehen sollte, sondern ich verstand die Formeln, die mir so kompliziert vorgekommen waren. Lex hatte recht. Es war gar nicht schwer, es sah nur so aus.
Ich warf den Ordner auf den Couchtisch und kuschelte mich dichter an Lex. "Danke für deine Hilfe."
"Für irgendetwas muss mein Studium ja gut sein", sagte Lex. Er hob eine Hand und zeichnete die Konturen meiner Lippen nach. Es dauerte nicht lange und Kleidungsstücke flogen in alle Richtungen.
"Verdammt, ich muss noch das Nudelwasser aufsetzen und die Soße machen." Ich sprang aus dem Bett. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, Lex zu einer zweiten Runde zu überreden.
"Kannst du das Sofa wieder in ein Bett verwandeln?"
Lex sah mich an und zog die Augenbrauen hoch.
"Du weißt, was ich meine. Umgekehrt natürlich. Das Bett in ein Sofa verwandeln."
"Keine Panik. Du sagtest, Vanessa kommt erst in einer halben Stunde."
"Ja, aber ich habe ihr versprochen, dass dann alles fertig ist. Sie hat später noch eine Yogastunde."
"Kein Problem." Lex stand auf, zog sich an und werkelte an dem Sofa herum. Wenig später erklang sein Handy. "Ja?", meldete er sich. Dann begann er auf und ab zu gehen und "Hmmm. Ist das wirklich notwendig?" Und "Wenn es sein muss", von sich zu geben. Ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Lex hatte mir gesagt, er müsse des Öfteren zu seltsamen Tageszeiten ins Büro. Wenn der Server Schwierigkeiten machte oder eine Datenbank abstürzte.
"Jana, es tut mir leid. Ich muss gehen. Unsere wichtigste Datenbank ist offline." Lex trat von hinten an mich heran und schlang seine Arme um mich. "Ihr müsst ohne mich essen."
"Kannst du nicht etwas später ins Büro?"
"Tut mir leid. Das geht nicht. Ich habe dir ja gesagt, dass so etwas vorkommen kann."
"Ist schon okay." Ich versuchte zu lächeln, aber es gelang mir nicht besonders gut. Ich hatte mich auf diesen Abend gefreut. Ich war mir sicher, die beiden würden sich gut verstehen.
"Ich mache es wieder gut. Versprochen." Lex gab mir einen Kuss und ging zur Eingangstür. "Sag ihr, dass es mir leid tut", rief er noch, dann war er weg.
"Wo ist dein Supermann?", war Vanessas erste Frage, als sie mit einer teuer aussehenden Flasche Rotwein in der Hand meine Wohnung betrat.
"Er musste weg. Irgendeine blöde Datenbank ist abgestürzt." Ich zog eine Grimasse. "Ausgerechnet heute."
"Schade. Dann müssen wir den Wein alleine trinken." Vanessa stellte die Flasche auf meinem Küchentisch ab und ging zu der Kochzeile hinüber. Dort zauberte ich meine "Menüs" auf zwei Kochplatten. Sie hob den Deckel von der Pfanne, in der die Soße vor sich hin blubberte. "Riecht gut. Lass uns essen."
"Die Nudeln sind noch nicht fertig."
Vanessa trat zu mir und zog mich kurz an sich. "Hey, schau nicht so traurig. Beim nächsten Mal klappt es."
"Ich hatte mich auf diesen Abend so gefreut."
"Es wird an einem anderen Tag klappen."
"Ich weiß. Trotzdem ist es schade." Ich seufzte und stellte ein Sieb in die Spüle. "Die Nudeln sind fertig", verkündete ich.