Читать книгу Lügner küssen besser - Birgit Kluger - Страница 34

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Es war halb zwölf, als ich im E!, seit ewigen Zeiten einer der bekanntesten Nachtclubs von Ibiza, ankam. Wie immer war Frau Meisel effizient und schnell, so kam es, dass ich nur einen Tag nach meiner Ankunft in Frankfurt bereits auf Ibiza eintraf.

Noch war der Club fast leer, denn es war noch zu früh für die Nachtschwärmer.

Einige wenige Gäste bevölkerten die Tanzfläche, andere hingen an der Bar oder saßen an den kleinen Tischchen, allzu viel aber war unter dem freien Himmel, der sich über der Tanzfläche spannte, nicht los. Ab halb eins füllte sich der Laden, bis er um zwei Uhr brechend voll war und ich schon mindestens drei Dealern gesagt hatte, dass ich kein Interesse an ihren Pillen hatte. Anscheinend sah ich nicht glücklich oder nicht „abgespaced“ genug aus, denn das waren die einzigen Männer, die meinen Kontakt suchten.

Irgendwann gegen drei Uhr hatte ich genug und drängelte mich zum Ausgang durch. Das war gar nicht so einfach, denn mittlerweile waren auch die letzten Partygäste angekommen. Ich musste mich mit Ellbogengewalt durchboxen, wurde übel von der Seite angestoßen und wollte mich gerade zu dem Kerl umdrehen und schimpfen, als ich ihn sah. Einen blonden Wuschelschopf und ein markantes Profil. Thorsten Hermes!

Er war nicht weit von mir entfernt, aber zu ihm durchzukommen dauerte Ewigkeiten. Endlich stand ich dicht vor ihm, dem Mann, dem ich meine Ibizareise zu verdanken hatte. Er lehnte an der Bar und versuchte eine dunkelhaarige Schöne zu bezirzen, die mit leerem Blick an ihrem Drink nippte.

Ich trat neben ihn, stupste ihn an und sagte: „Hallo.“

Der Typ schien weder etwas zu spüren noch zu hören, denn er schaute weiterhin die Dunkelhaarige an.

„Süße, wie wär’s mit einem Glas Champagner?“ Leider war die Frage nicht an mich, sondern an die Andere gerichtet. Ohne etwas zu erwidern, starrte diese die Theke an, als gäbe es einen Schatz zu entdecken.

Noch einmal berührte ich Thorsten am Arm. Langsam drehte er sich zu mir um und musterte mich. Verdammt! Ich hatte es geahnt, aber gehofft ich würde mich täuschen. Wer mich da ansah, war nicht Thorsten Hermes, sondern mein erblondeter Ex-Freund Lex. Unfähig etwas zu sagen, starrte ich ihn an.

„Was ist Süße?“

„Ich bin nicht deine Süße!“ Meine Hand knallte in sein Gesicht.

„Spinnst du?“

„Davon träume ich seit einem Jahr.“ Ich drehte mich um und bahnte mir einen Weg nach draußen.

„Jana, warte!“

Ohne zu reagieren ging ich weiter. Der Auftrag war mir egal. Ich hatte keine Lust mit dem Mistkerl zu reden.

„Jana!“ Er fasste meinen Arm und riss mich zu ihm herum.

„Ich will nicht mit dir reden!“

„Aber ich mit dir, komm mit nach draußen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten zog er mich hinter sich her. Okay, ich würde ihm die frohe Botschaft seiner Erbschaft überbringen. Das Geld kassieren und von hier verschwinden.

„Wie geht es dir?“, fragte Lex, als wir draußen vor dem E! standen. In tiefen Zügen sog ich die Nachtluft ein. Obwohl die Tanzfläche unter freiem Himmel lag, war durch den künstlichen Nebel die Luft nicht die beste gewesen.

„Gut. Könnte nicht besser sein. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass dein Onkel dich sucht. Du sollst ihn beerben. Viel Spaß weiterhin.“ Ich drehte mich um und wollte zum Taxistand hinüber, aber Lex hielt mich zurück.

„Welcher Onkel?“ Lex sah mich prüfend an. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr entspannt und wie auf Drogen, sondern hellwach.

„Oswald Schmitt. Er ist Mandant meiner Schwester und sucht dich. Allerdings behauptet er du heißt Thorsten Hermes, was ich sehr interessant finde.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück.

„Schade, dann hast du den Falschen gefunden.“ Lex drehte sich um und strebte dem Eingang zu. Mit einem Sprung war ich an seiner Seite, packte seinen Arm und versuchte ihn aufzuhalten. Ich hätte ebenso gut an einem Felsen rütteln können. Stahlharte Muskeln spannten sich unter meinem Griff, sonst geschah nichts. Lex ging weiter auf den Club zu, als würde ich nicht wie eine Klette an seinem Arm hängen

„Du lügst mich an. Wie immer.“

„Du spinnst doch!“ Lex blieb stehen und schüttelte meinen Arm ab. „Ihr Weiber habt alle einen Knall.“ Als sollte ein Echo seine Worte begleiten, hallte ein solcher durch die Luft.

Ein Knall. Von einem Schuss.

Bevor ich reagieren konnte, lag ich auch schon auf dem Boden. Mit dem Gesicht voran. Lex lag quer über meinem Rücken und drückte meinen Kopf nach unten.

„Bleib liegen, verdammt noch mal!“, raunte er in mein Ohr, als ich versuchte mich freizukämpfen.

„Wieso?“

„Hier ballert jemand herum. Mensch, Jana, kapierst du denn gar nichts? Bleib hier.“ Mit diesem letzten Kommando robbte er von mir herunter.

Wenn der Mann glaubte, ich würde alleine im Dreck liegen bleiben, während ein Irrer durch die Gegend ballerte, hatte er sich getäuscht.

Lügner küssen besser

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