Читать книгу Lügner küssen besser - Birgit Kluger - Страница 36

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Ich stapfte die Stufen zu meinem Hotelzimmer hinauf, öffnete die Zimmertür und feuerte meine Handtasche in eine Ecke. Dann begann ich auf und ab zu laufen und Selbstgespräche zu führen: „Warum habe ich ihn geküsst?“

Ich blieb stehen und schaute nachdenklich meinen Koffer an. In den Tiefen des schwarzen Ungetüms befanden sich meine Tarotkarten. Nicht weil ich sie befragen wollte, sondern weil ich meine Karten immer dabei habe.

„Todesgefahr soll die sexuelle Erregung steigern“, sagte ich, während ich wie magisch angezogen auf mein Gepäck zuging. „Wahrscheinlich habe ich ihn deshalb geküsst.“

Die Schlösser schnappten auf. Wie von selbst. Als hätte ich nicht die Hand ausgestreckt und die Mechanismen betätigt.

Dann ruhten sie in meiner Hand. Umwickelt von einem fliederfarbenen Seidentuch. Alles, was ich tun musste, war, mich an den kleinen Tisch am Fenster zu setzen, und die Karten zu mischen. Dann wüsste ich, ob mein Ex noch immer in mich verliebt war.

Nein! Ich verstaute das kleine Päckchen wieder im Koffer. Es gab einen Grund, weshalb ich mir geschworen hatte, damit aufzuhören. Als Lex ohne Vorwarnung aus meinem Leben verschwand, hatte ich eines begriffen. Die Zukunft zu kennen, half nicht. Im Gegenteil, die meiste Zeit unserer kurzen Beziehung hatte ich damit verbracht mir Sorgen zu machen, weil ich wusste sie würde nicht von Dauer sein.

Als Lex ging, war ich genauso am Boden zerstört wie ich es gewesen wäre, wenn ich vorher nicht in die Zukunft geschaut hätte. Schlimmer noch, es hatte sich herausgestellt, dass meine Fähigkeit die Aura eines Menschen zu lesen und so seine wahren Absichten heraus zu finden, nichts als Hokuspokus war.

Am Tag bevor er verschwand hatte Lex gesagt er sei in mich verliebt. Und ich hatte ihm geglaubt. Was bewies, dass all die Skeptiker recht hatten. Der ganze Esoterik Mist war nichts als Unsinn.

Noch immer wütend auf mich und auf meine Reaktion im Taxi, verließ ich mein Zimmer. Es war zu klein, zu eng. Ich musste mich bewegen, etwas von den Emotionen, die in mir brodelten, abreagieren.

Die Morgendämmerung tauchte den Himmel in helles Rosa, als ich aus der Eingangstür trat und zu dem kleinen Strand hinunter ging, der nur etwa dreihundert Meter entfernt war.

Die Stille, die mich empfing, war wohltuend. Ibizas Partygänger lagen mittlerweile in ihren Betten, um den Tag zu verschlafen und für die Nacht fit zu sein. Die übrigen Touristen, die die Strände tagsüber bevölkerten, schliefen ebenfalls noch.

Das Meer lag ruhig und glatt vor mir, als ich durch den Sand auf die Felsen zuging, die ins Wasser ragten. Ich setzte mich auf die raue Oberfläche und blickte zum Horizont. Allmählich kam ich innerlich zur Ruhe. Meine erste Begegnung mit Lex ging mir durch den Kopf. Ich hatte ihn in dem Apartmenthaus getroffen, in dem ich wohnte. Seine Wohnung lag im Erdgeschoss, meine im fünften Stock. Er hatte geholfen meine Einkäufe hinauf zu tragen.

Ein paar Tage später kam es zu einer weiteren Begegnung. Dann hatte meine Freundin Vanessa die brillante Idee wir sollten Lex hinter her schnüffeln um heraus zu finden, ob die Tarotkarten recht hatten und er sich tatsächlich nicht zwischen mir und einer anderen Frau entscheiden konnte.

Lex erwischte uns. Natürlich stritt ich alles ab, ebenso selbst verständlich glaubte er mir nicht. Es folgten weitere Treffen. Irgendwann lud er mich zum Essen ein. Wir landeten im Bett. Von da an trafen wir uns fast täglich, bis zu der Nacht in der Lex unsere Beziehung per SMS beendete.

Ohne Erklärung, ohne Vorwarnung.

Nichts.

Lügner küssen besser

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